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Abschied von gefallenen Bundeswehr-Soldaten

9. April 2010

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Angehörige, Kameraden und Regierungsvertreter Abschied von drei in Afghanistan getöteten Soldaten genommen. An dem Gottesdienst nahm auch Bundeskanzlerin Merkel teil.

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Totale Kirche (Foto: apn)
Bis auf den letzten Platz besetzt: Die Kirche von SelsingenBild: AP

"Nils Bruns, Robert Hartert und Martin Augustyniak haben den höchsten Preis bezahlt, den ein Soldat bezahlen kann. Ich verneige mich vor ihnen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag (09.04.2010) in ihrer Trauerrede im niedersächsischen Selsingen. Die Soldaten seien auch für Deutschland gestorben.

Die Kanzlerin betonte, die Bundesregierung stehe bewusst hinter dem Einsatz in Afghanistan. Das Land am Hindukusch dürfe nie wieder von Taliban und El-Kaida-Terroristen beherrscht werden. Dennoch habe sie Verständnis für Zweifel am Sinn der Mission, so die Kanzlerin weiter. Die Antworten darauf seien nicht bequem. Aber nur so sei es glaubhaft, hinter dem Einsatz zu stehen.

Merkel verteidigte erneut die neue Afghanistan-Strategie der Bundesregierung, die auf zivilen Aufbau und die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte setze. Einen Termin für einen Abzug nannte sie ausdrücklich nicht.

Sie starben für Deutschland

Kanzlerin Merkel und Minister Guttenberg (Foto: apn)
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei der TrauerfeierBild: AP

Zuvor hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Tapferkeit der drei Gefallenen gewürdigt und den Angehörigen sein Mitgefühl ausgesprochen. "Sie haben ihr Leben verloren, als und weil sie im Namen ihres Vaterlandes, weil sie in unserem Namen überaus tapfer und mutig ihren Dienst in Afghanistan geleistet haben", so der Minister. Was in Afghanistan geschehe, "bezeichnen die meisten als Krieg. Ich auch".

Vor der Kirche im niedersächsischen Selsingen verfolgten hunderte Trauernde, darunter viele Soldaten sowie Bürger, den Gottesdienst. An der Feier nahmen auch Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff teil.

Debatte über Ausrüstung und Ausbildung

Schwarz-weiß Bilder auf Staffeleien (Foto:apn)
Fotos der drei getöteten deutschen SoldatenBild: AP

Die drei Soldaten waren am Karfreitag nahe dem Bundeswehrfeldlager in Kundus bei Gefechten mit radikalislamischen Taliban getötet worden. Sie wurden nur 25, 28 und 35 Jahre alt. Alle drei waren Mitglieder des Feldjägerbataillons in Seedorf und erst seit Anfang März in Afghanistan.

Acht weitere Soldaten waren bei den Gefechten verletzt worden, vier von ihnen schwer. Sie werden im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz behandelt. Zwei sind auf dem Weg der Besserung und konnten die Intensivstation inzwischen verlassen.

Der Vorfall hatte in Deutschland eine Debatte über die Ausrüstung und Ausbildung der deutschen Soldaten in Afghanistan ausgelöst. Kritiker monierten vor allem das Fehlen schwerer Waffen, gepanzerter Fahrzeuge und Transporthubschrauber. Die Bundesregierung versprach Abhilfe.

Wieder Anschlag auf Bundeswehr bei Kundus

Überschattet wurde die Trauerfeier von einem erneuten Anschlag auf deutsche Soldaten bei Kundus. Die Soldaten seien zusammen mit afghanischen Kameraden auf der Suche nach Sprengfallen gewesen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mit. Dabei sei ein afghanischer Soldat leicht verletzt worden.

Merkel hat dem Einsatzführungskommando am Samstag (10.04.2010) einen Besuch abgestattet. Von dort aus werden seit 2001 alle Auslandseinsätze deutscher Soldaten koordiniert. Regierungssprecher Christoph Steegmans sagte, Merkel habe sich erst in dieser Woche, nach dem Angriff der Taliban auf die Bundeswehr am Karfreitag, zu dem Besuch in Potsdam entschlossen.

Autor: Gerhard M Friese (dpa, afp, apn, rtr)

Redaktion: Ulrike Quast, Annamaria Sigrist