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Absturz Suchoi Indonesien

Markian Ostaptschuk11. Mai 2012

Der Suchoi Superjet 100 ist das erste neue russische Passagierflugzeug seit dem Ende der Sowjetunion. Mit dem Absturz einer Maschine über Indonesien droht dem Hersteller ein großer Imageschaden.

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Der Superjet 100 startet in Jakarta (Foto: Sergey Dolya/AP/dapd)
Der Superjet 100 startet in JakartaBild: AP

Es ist ein Desaster, sagt Patrick Hoeveler von der deutschen Fachzeitschrift Flug Revue. Der Absturz des russischen Superjets 100 bei einem Vorführflug über Indonesien sei ein großer Rückschlag für die Marketingaktivitäten des Herstellers Suchoi. Allerdings sei noch zu klären, ob ein technischer Fehler Ursache für das Unglück gewesen sein könnte. Jörg Handwerg, Flugkapitän und Pressesprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, meint dennoch: "Natürlich ist es äußerst schädlich, wenn bei einem Demoflug ein Flugzeug abstürzt, egal woran es gelegen hat".

Die Maschine des Typs Suchoi Superjet 100 war bei einem Vorführflug in Indonesien plötzlich vom Radar verschwunden. Sie war am Mittwoch (09.05.2012) vom Flughafen in Jakarta zum zweiten Schauflug des Tages gestartet und sollte nach 50 Minuten wieder zurückkehren. Unter den Insassen waren neben der russischen Crew wichtige Vertreter von Fluggesellschaften und einige Journalisten. Es habe keine Überlebenden gegeben, teilte ein Sprecher der Firma mit, die den russischen Flugzeughersteller Suchoi in Indonesien vertritt.

Die Absturzstelle des russischen Superjets 100 in Indonesien(Foto: Indonesian Air Force/AP/dapd)
Die Absturzstelle in IndonesienBild: AP

"Erst Unglücks-Ursache klären"

Der Superjet 100 ist das erste größere Passagierflugzeug des staatlichen russischen Herstellers Suchoi, der bislang vor allem durch Militärflugzeuge bekannt ist. Das neue Kurz- und Mittelstreckenflugzeug wurde in Kooperation mit dem US-Flugzeugbauer Boeing und der italienischen Finmeccancia entwickelt und soll auf dem Weltmarkt Embraer (Brasilien) und Bombardier (Kanada) Konkurrenz machen. Seinen Jungfernflug absolvierte der Superjet 100 im Jahr 2008. Suchoi will vor allem ausländische Märkte bedienen. Geplant ist eine Produktion von bis zu 1000 Maschinen.

Für die künftigen Verkaufszahlen bedeute der Absturz über Indonesien aber erst einmal gar nichts, meint Achim Figgen von der Fachzeitschrift AERO International. "Man muss wirklich erstmal wissen, was die Ursache war", so der stellvertretende Chefredakteur. Es seien schon andere Flugzeuge bei Showflügen abgestürzt, ohne dass es deren Erfolg beeinträchtigt hätte, beispielsweise der A320.

Aeroflot beklagt Pannen

Auch Patrick Hoeveler von der Fachzeitschrift Flug Revue meint, man müsse abwarten, inwieweit sich das Flugzeug am internationalen Markt durchsetzen könne. Einen großen etablierten Kunden habe Suchoi noch nicht. "Russische Produkte hatten ein bisschen ein Manko, insofern war das der große Hoffnungsträger der russischen Luftfahrtindustrie im zivilen Bereich", so Hoeveler. Ihm zufolge muss sich der Superjet im Betrieb erst noch beweisen.

Bei der russischen Aeroflot und bei der armenischen Armavia sind bereits mehrere Superjets 100 im Einsatz. Russischen Presseberichten zufolge ist Aeroflot aber offenbar nicht ganz zufrieden mit den Maschinen. Die Fluglinie beklagt eine hohe Anzahl an Ausfallstunden durch technische Probleme und Verzögerungen bei der Lieferung von Bestandteilen. Deshalb verlangt die Gesellschaft nun sogar Schadenersatz.

Westliche Technik soll Erfolg sichern

Ungeachtet solcher Berichte hält Achim Figgen von der Fachzeitschrift AERO International den russischen Superjet 100 aus technischer Sicht für sicher und konkurrenzfähig, nicht zuletzt, weil sich die Russen sehr auf westliche Partner verlassen hätten. "Es ist viel westliche Technik verbaut worden - gerade in den kritischen Bereichen Elektronik und Triebwerk, gerade dort, wo die russische Luftfahrtindustrie nicht so auf dem Stand der Technik war", betont Figgen. Er findet, dass man bei Suchoi einen richtigen Weg gegangen sei. Denn man habe ein modernes Flugzeug entwickelt, völlig losgelöst von der Technik, die vorher gebaut worden sei.

Ein Superjet 100 des russischen Herstrellers Suchoi (Photo ITAR-TASS/ Marina Lystseva)
Suchoi verwendet viel westliche Technik beim Bau des Superjets 100Bild: picture-alliance/dpa

Deswegen glaubt Figgen auch an einen Erfolg des Superjets 100: "Wenn es einer schaffen kann, dann Suchoi, weil die haben schon zu früheren Zeiten mit ihren Produkten - mit Kampfflugzeugen - Kunden außerhalb Russlands gefunden." Kunden werde der Superjet 100 aber eher in den weniger finanzstarken Entwicklungsländern oder Schwellenländern finden, meint der stellvertretende Chefredakteur der Fachzeitschrift AERO International. "Er verkauft sich nicht zuletzt über seinen Preis - etwas über 30 Millionen US-Dollar. Der Airbus A318 kostet 67 Millionen", so Figgen.