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Absturz trifft Lufthansa in der Krise

Zhang Danhong25. März 2015

Gerade ging ein viertägiger Pilotenstreik zu Ende. Dann stürzte eine A320-Maschine der Tochter Germanwings ab. Dem ohnehin angeschlagenen Konzern droht jetzt auch noch ein Imageschaden.

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Germanwings A320 abgestürzt - Logo (Foto: rtr)
Bild: Reuters/Ralph Orlowski

Einst galt Europas größte Fluggesellschaft Lufthansa als pünktlich und zuverlässig. Kein Wunder, sind das doch die urdeutschen Tugenden. Doch inzwischen ist es zu einer Glückssache geworden, ob eine Lufthansa-Maschine planmäßig startet oder wegen Streiks abgesagt wird. Erst letzte Woche haben die Piloten wieder die Arbeit niedergelegt - die zwölfte Streikwelle innerhalb eines Jahres. Es geht um die Altersversorgung der Piloten. Die Fronten sind verhärtet. Die Pilotengewerkschaft Cockpit droht mit jahrelangen Streiks.

Am vergangenen Dienstag zerschellte ein A320 der Tochter Germanwings in den französischen Alpen - die größte Katastrophe in der 62-jährigen Firmengeschichte. Das letzte Unglück mit Toten passierte 1993. Damals rutschte ebenfalls ein A320 in Warschau über das Ende der Landebahn hinaus und ging nach der Kollision mit einem Erdwall in Flammen auf. Zwei Menschen starben.

Das automatische Fly-by-Wire-System

Der Mittelstreckenflieger A320 ist der Verkaufsschlager von Airbus schlechthin. Neben niedrigen Betriebskosten zeichnet er sich durch das sogenannte Fly-by-Wire-System aus, bei dem der Flug weitgehend automatisiert wird. Das System soll den Piloten von der Routinearbeit befreien und das Fliegen noch sicherer machen. Doch in der letzten Zeit hat es immer wieder Probleme mit Sensoren gegeben. Nach dem Unglück am Dienstag schwang in der Berichterstattung auch immer Kritik an diesem System mit, dass es die Piloten zu Überwachern degradiert und ihnen dadurch die Flugroutine abhanden kommt.

Luftfahrtexperte Jens Flottau warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen: "Wir wissen immer noch nicht, ob es überhaupt irgendwelche Probleme bei Fy-by-Wire-System gegeben hat." Wenn das System mal nicht funktioniere, "dann kommt es darauf an, dass die Piloten richtig reagieren, dass sie das System verstehen", sagt Flottau gegenüber der Deutschen Welle. Das sei schwer, wenn die Automatisierung so umfassend sei wie bei den modernen Flugzeugen, gibt Flottau zu.

Dass die abgestürzte Maschine bereits 24 Jahre gedient hatte, spielt für den Experten keine Rolle: "Flugzeuge werden im Durchschnitt nach 25 Jahren aus dem Betrieb genommen, weil es einfach unwirtschaftlich wird, sie weiter zu fliegen. Das hat aber mit der Sicherheit nichts zu tun."

Image von Lufthansa angekratzt

Auch wenn die Ursache des Unglücks noch nicht geklärt ist - sicher ist, dass der Ruf der Lufthansa als besonders sichere Airline angekratzt ist. Nach Ansicht von DZ-Bank-Experte Dirk Schlamp wird der Absturz einen "nachhaltigen Reputationsschaden hinterlassen". Zudem könnte der Unfall das Eurowings-Konzept des Konzerns, die Gründung einer neuen Billig-Tochter, gefährden. Kurzfristig erwarte er allerdings keine Änderung der ursprünglichen Strategie.

Seit Jahren befindet sich der Konzern mit dem Kranich als Logo in der Umstrukturierung. Um der Konkurrenz durch Billigflieger wie Ryanair oder EasyJet und auf der Langstrecke durch staatlich subventionierte Gesellschaften vom Golf Paroli zu bieten, will Lufthansa beide Töchter Germanwings und Eurowings zusammenführen. Sie werden in Zukunft unter der Marke Eurowings noch günstiger als Germanwings auch Ziele außerhalb Europas ansteuern. Allerdings: Die Kritik an dieser ohnehin umstrittenen Strategie wurde nach dem Unglück noch lauter.

Billig muss nicht gefährlich sein

Luftfahrtexperte Jens Flottau bestreitet den Zusammenhang zwischen billig und gefährlich: "Die Flugzeuge von Germanwings werden nach den gleichen Standards gewartet wie die Lufthansa-Maschinen. Es wird bei den Billig-Airlines nicht pauschal an der Sicherheit gespart."

Gespart wird am Personal. So sollen die Eurowings-Flüge dank niedrigerer Löhne 40 Prozent günstiger als Lufthansa werden. Die Piloten bei Eurowings werden nicht nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt, sondern verdienen deutlich weniger als beim Mutterkonzern.

Das will die Pilotengewerkschaft Cockpit auf keinen Fall zulassen. Also sind weitere Streiks programmiert, auch wenn sie durch die Tragödie in den französischen Alpen nicht unmittelbar bevorstehen.