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Deutsch lernen

Achtung verboten!

Boljahn, Kerstin7. September 2011

Die verbotene Frucht, der verbotene Rasen, Rauchverbot, Parkverbot und absolutes Halteverbot. Wer Regeln und Ordnung braucht, braucht auch Verbote - und diese nicht zu knapp.

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Ein Spaziergang durch die Stadt, vorzugsweise eine deutsche Stadt, lässt den Blick nur allzu häufig auf eines der etlichen Verbotsschilder fallen. Das Klischee, das den Deutschen anhängt, Pflicht und Ordnung zu lieben, drückt sich in diesen Schildern aus. Die preußischen Tugenden fordern ein striktes Regelwerk für eine geordnete Gesellschaft.

Adam und Eva

Man weiß ja: Je komplizierter eine Gesellschaft, umso aufwendiger das Regelwerk, nach dem sie funktioniert. Denn ein Zusammenleben braucht nun mal Übereinkünfte, damit nicht der Einzelne tut und lässt, was er will und den anderen damit schadet.

Angefangen hat das Ganze schon bei der ersten und kleinsten Form der Gesellschaft - bei unseren biblischen Ureltern Adam und Eva. Diese naschten von der verbotenen Frucht - dem Apfel, der am verbotenen Baum hing. Die göttliche Strafe folgte sofort: Sie wurden aus dem Paradies hinausgeworfen. Adam und Eva sind auch das beste Beispiel dafür, dass ein striktes Verbot den Menschen meist dazu reizt es zu übertreten: Die Kirschen in Nachbars Garten sind nun mal die süßesten.

Geliebte Verbote

Die Deutschen lieben Verbote. Alles was nicht unbedingt sein muss oder wofür man keine offizielle Genehmigung hat, das ist verboten. Es wird nicht freundlich darum gebeten, den Rasen nicht zu betreten. Es wird auch nicht "Bitte hier nicht rauchen - erhöhte Brandgefahr" auf Schildern verewigt. Nein, es heißt "Rasen betreten verboten", "Rauchen verboten", "Fotografieren verboten" und so weiter. Nicht sehr freundlich, oder?

Schlägt man im Wörterbuch nach, woher das Wort Verbot kommt, wundert man sich über den strengen Ton. Verbot ist abgeleitet vom Verb verbieten. In verbieten steckt aber wiederum das Verb bieten und das bedeutet darreichen, jemandem ein Angebot machen. Nach einem Angebot, den Rasen nicht zu betreten, klingt unser eben zitiertes Schild nun nicht unbedingt. Eher nach einem Befehl.

Strenge Vorsilbe

Das kommt durch die bedeutungsmächtige Vorsilbe ver-. Sie macht aus dem freundlichen bieten etwas Verneinendes. Durch diese kleine Vorsilbe wird unser nettes Gebot, also der Vorschlag etwas nicht zu tun, zu einem Verbot, der Anordnung etwas zu unterlassen.

Macht es denn nun auch einen Unterschied, ob ich jemanden bitte, etwas nicht zu tun, ob ich ein Entscheidungsangebot mache oder ihm etwas verbiete? So ganz genau lässt sich das nicht sagen. Allerdings sind die Hemmungen, etwas Verbotenes zu tun immer größer, als einer Bitte nicht nachzukommen.

Strafe bei Nichtbeachtung

Kommen unsere Verbote nun "von oben", wie man in der alltäglichen Umgangssprache sagt, also von einer gesellschaftlichen Ordnungsinstanz, oder im Fall von Adam und Eva von Gott, dann wird man bestraft, sobald man ein Verbot überschreitet.

Diese Strafen können - wie bei Adam und Eva - das Ende der paradiesischen Zustände bedeuten. Heutzutage muss man meist eine mehr oder weniger hohe Geldstrafe zahlen. In ganz ernsten Fällen muss man sogar ins Gefängnis. Verbote sollen und müssen abschrecken, gerade wegen der möglichen Folgen, wenn sie nicht eingehalten werden.

Verbot = Schutz

Der zentrale Zweck der meisten Verbote ist nämlich nicht - wie man vielleicht denken könnte - Geld für den Staat einzunehmen oder die Menschen zu schikanieren, sondern die Vermeidung von Gefahren: An Tankstellen darf man nicht rauchen, weil sich sonst Benzin entflammen könnte und auf bestimmten Straßen nicht überholen, weil die Gefahr, dort einen Unfall zu bauen, besonders groß ist.

Damit auch wirklich jeder diese Verbote versteht und die Gefahr vermeiden kann, gibt es international einheitliche Logo- und Piktogramme. Rot durchgestrichene Gegenstände in rotem Kreis sind verboten. Ganz einfach, oder?

Gebot

Will jedoch jemand einem den Mund verbieten, dient das in der Regel nicht dem Schutz. Dann will jemand seine Autorität ausspielen und man sollte es sich überlegen, ob man dieses Verbot befolgt. Denn jeder Mensch sollte das Recht haben zu sagen, was er möchte. Freie Meinungsäußerung ist in Demokratien ein Grundrecht. Sie ist ausdrücklich geboten. Und das Gebot ist das Gegenteil des Verbots!



Fragen zum Text

Nicht verboten werden kann …

1. ein Gefühl.

2. das Rauchen.

3. zu klettern.

Die verbotene Frucht …

1. ist ungesundes Obst.

2. der Paradies-Apfel.

3. eine Süßigkeit.

Ein Verbot kann man nicht …

1. verlassen.

2. überschreiten.

3. anbieten.

Arbeitsauftrag

Verbote sollen das Leben in einer Gesellschaft ordnen. Diskutieren Sie darüber, welche Verbote für Sie nötig oder unnötig sind und schreiben Sie auf, wie Sie sich eine Gesellschaft ohne Regeln und Verbote vorstellen.

Autor: Kerstin Boljahn

Redaktion: Beatrice Warken