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Adler patzt entscheidend gegen Argentinien

3. März 2010

In einem schwachen Testspiel verschafft Deutschlands Nummer Eins zwischen den Pfosten mit einem groben Schnitzer seinem Team gegen Argentinien eine 0:1-Niederlage. Kreativspiel und Torchancen bleiben Mangelware.

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Spielszene mit Miroslav Klose und Martin Demichelis (Foto: AP)
Auch Stürmer Klose blieb wirkungslosBild: AP

Eigentlich hatte es kein normales Testspiel werden sollen. Wie auch gegen diesen Gegner? Zu oft hatte man dem zweifachen Weltmeister Argentinien in entscheidenden Spielen gegenüber gestanden, zu sehr spielt in dieser Paarung auch das Prestige eine Rolle. Bundestrainer Joachim Löw versuchte daher eine – zumindest auf dem Papier – recht offensive Aufstellung: Kapitän Ballack und Schweinsteiger bildeten das Defensivpärchen vor der Abwehrreihe, davor sollten Podolski, Özil und Debütant Müller wirbeln und Klose als einzige echte Spitze mit Vorlagen versorgen. Doch gefährliche Torschüsse blieben im ersten Durchgang Mangelware.

Spielszene Adler versucht gegen Higuain zu klären (Foto: AP)
Der entscheidende Fehler - Adler kommt den Bruchteil einer Sekunde zu spätBild: AP

Stattdessen entfachte ausgerechnet Torhüter René Adler, den Löw Anfang der Woche zur derzeitigen Nr. 1 im deutschen Tor erklärt hatte, die damit eigentlich beendete Torwartdebatte durch einen kapitalen Patzer neu: Kurz vor Ende der langweiligen ersten Halbzeit schickten die Argentinier ihren Stürmer Higuain mit einem langen Befreiungsschlag auf die Reise. Adler sprintete fast vierzig Meter aus seinem Tor heraus und versuchte den Ball zu klären. Eine Übung, die ihm gründlich misslang: Higuain spitzelte den Ball an Adler vorbei und schob mühelos ins nun verwaiste Tor ein.

Kroos debütiert – Einwechslungen verpuffen

Nach der Pause versuchte Löw mit einigen Wechseln, das Spiel seiner Mannschaft zu beleben. Doch es blieb bei dem Versuch: Weder Gomez, noch Cacau und Kroos, der als weiterer Debütant kam, zeigten die gewünschte Wirkung. Erst in der 76. Minute prüfte Cacau den argentinischen Schlussmann Romero, dem man hoch anrechnen musste, dass er wegen der bis zu diesem Zeitpunkt herrschenden akuten Unterbeschäftigung noch nicht eingenickt war. Argentinien spielte gewohnt ballsicher und gut organisiert, doch auch den Südamerikanern ging in der Offensivbewegung jeglicher Spielwitz ab. Die beste Aktion der Partie blieb damit Schiedsrichter Atkinson aus England überlassen: der Abpfiff zum Endstand 0:1.

Maradona zufrieden, Löw nicht

Diego Maradona breitet vor der Trainerbank die Arme aus (Foto: AP)
Maradona hatte nichts zu meckernBild: AP

Wir wollten kompakt stehen und gegen diesen Gegner keine Fehler machen", erklärte Michael Ballack nach der Partie. "Das hat uns dabei gebremst, Torchancen herauszuspielen. Ich glaube, deswegen war es teilweise recht langweilig für die Zuschauer." Ein wahres Wort vom Spielführer, der das Zusammenspiel mit seinem neuen Partner Schweinsteiger aber positiv bewertete: "Es war ganz okay", meinte er. "Aber wir haben zu wenig nach vorne riskiert. Das war unser Fehler."

"Das Spiel war sehr von der Taktik geprägt", meinte auch Bundestrainer Löw in seiner Analyse der neunzig Minuten. "In der ersten Halbzeit hätte uns etwas mehr Mut gut getan, das Selbstbewusstsein haben wir heute nicht gezeigt. Natürlich müssen wir auch in der Vorbereitung nach vorne mehr Druck erzeugen können. Da haben wir ein paar Fehler mehr gemacht als der Gegner." Eine realistische Einschätzung von Löw. Bei seinem Gegenüber, Diego Maradona, musste man sich allerdings fragen, ob er während des Spiels tatasächlich im selben Stadion gewesen war. "Dieses Spiel hatte Viertelfinal-Charakter", tönte er. "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Sie hat so gespielt, wie man es von Argentinien gewohnt ist. Wir werden bei der WM eine gute Rolle spielen." Und so konnte wenigstens einer aus diesem schwachen – wenn nicht sogar schwächsten – Länderspiel mit deutscher Beteiligung der vergangenen Jahre doch noch etwas Positives mitnehmen.

Deutschlands Gruppengegner mit Licht und Schatten

Spielszene Bosnien - Ghana (Foto: AP)
Ghana unterlag gegen BosnienBild: AP

Nicht nur Grund zur Freude hatten auch die anderen Teams aus Deutschlands WM-Gruppe: Auftaktgegner Australien wusste bei seinem Testspiel nicht zu überzeugen, konnte aber wenigstens einen Sieg verbuchen. 1:0 (1:0) hieß es am Ende gegen Indonesien. Der dritte Vorrundengegner der Deutschen, Ghana, hat dagegen gepatzt. Bei den nicht für die WM qualifizierten Bosniern verlor das Team von Trainer Milovan Rajevac mit 1:2 (1:1). Einzig die Serben konnten überzeugen. Mit 3:0 (1:0) fertigten sie Gastgeber Algerien ab.

Auch die übrigen Testspiele brachten einige Überraschungen. So verloren zwei deutsche Trainer ausländischer Auswahlteams ihre Spiele: Ottmar Hitzfelds Schweizer unterlagen mit 1:3 (1:1) gegen Uruguay. Griechenland, angeführt von Trainer Otto Rehhagel, ging mit 0:2 (0:0) gegen den Senegal unter. Von den WM-Favoriten präsentierte sich nur Spanien mit dem 2:0 (2:0) in Frankreich wirklich gut. England kam erst spät zum 3:1 (0:1) über Ägypten. Italien blamierte sich mit einem 0:0 gegen Kamerun, die Niederlande kamen auch nur zu einem knappen 2:1 (1:0) über die USA. Besser machte es dann wieder Portugal mit einem 2:0 (1:0) gegen China.

Ein Erfolgserlebnis konnten auch die Österreicher verbuchen, die gegen Dänemark mit 2:1 (1:1) als Sieger vom Platz gingen. Und auch Berti Vogts durfte jubeln: Seine Mannschaft, die Auswahl von Aserbaidschan, gewann mit 2:1 (2:1) in Luxemburg.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Wolfgang van Kann