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.berlin

27. Juni 2008

Die Hüter des Internets haben eine wichtige Änderung beschlossen: Ab 2009 gibt es keine Einschränkungen mehr bei der Bezeichung von Webadressen. Auch eine Familie kann sich zukünftig mit ihrem Namen im WWW verewigen.

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Nun auch möglich: Top Level Domains in anderen Sprachen

Die Internetaufsichtsbehörde Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) lässt ab dem kommenden Jahr auch Webadressen mit frei wählbaren Endungen zu. Die Neuerung werde "die Art und Weise stark verändern, wie das Internet aussieht und funktioniert", sagte der ICANN-Vorsitzende Dengate Thrush am Donnerstagabend (27.06.2008).

Historische Abstimmung beim ICANN-Treffen in Paris (Quelle: AP)
Historische Abstimmung beim ICANN-Treffen in ParisBild: AP

Die 1,3 Milliarden Internetnutzer weltweit können künftig geläufige Wörter, Marken-, Orts-, Firmen- oder Eigennamen als so genannte generic Top-Level-Domains eintragen lassen, sagte Thrush nach der ICANN-Hauptversammlung mit 1500 Delegierten in Paris. Ab dem dritten Quartal 2009 soll es losgehen, Anträge werden ab dem zweiten Quartal angenommen.

Die ICANN-Mitglieder stimmten auch dafür, arabische oder chinesische Schriftzeichen bei den Domain-Namen zuzulassen. Seit ihrer Gründung vor 25 Jahren hat die ICANN ihr Adressensystem nie grundlegend erweitert. Bisher gibt es für die weltweit 160 Millionen Web-Adressen rund 250 verschiedene Endungen - seien es Länderbezeichnungen wie .de oder thematische Abkürzungen wie .com (Wirtschaft), .org (Organisationen), .edu (Bildungseinrichtungen) oder .gov (Regierungen).

Ein teurer Spaß

Doch die Wahlfreiheit hat ihren Preis: Über 100.000 Dollar kostet der Kauf einer neuen Endung hinter dem Punkt - ganz abgesehen von den Kosten für die technische Verwaltung von möglicherweise Millionen Nutzernamen für das neue Netzgebiet. ICANN erwartet deshalb nur einige hundert neuer Adress-Endungen.

ICANN-Chef Dengate (Quelle: AP)
ICANN-Chef Dengate (links)Bild: AP

ICANN hoffe auf "eine ganze Bandbreite von Bewerbern". Dazu zählt Thrush auch bestimmte Volksgruppen, die ihre Sprache und Kultur bewahren wollten. Auch die Großstadt Berlin könne sich .berlin sichern oder New York .nyc. Selbst häufige Nachnamen von Privatleuten könnten durch Zusammenschlüsse etwa in Vereinen zum Zuge kommen: "Es könnte ein .smith geben, damit alle Smiths der Welt ihren Platz bekommen", sagte Thrush.

Im Wirtschaftsbereich hält ICANN Endungen wie .bank und .car für wahrscheinlich. "Mit Dingen wie .perfume und .wine könnten auch alle möglichen Güterbezeichnungen entstehen", sagte Thrush.

Schutz vor Spekulanten eingeplant

Die deutsche Internet-Wirtschaft begrüßte die Reform. Einzelne Homepages würden nach Einführung neuer Endungen "nach einem fairen und transparenten Verfahren vergeben werden", erklärte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer in Berlin.

In der Startphase müsse dabei verhindert werden, dass große Mengen Webadressen "zu Spekulationszwecken reserviert werden". Auch dazu habe ICANN Regeln entwickelt. So sollten Unternehmen und Bürger mit berechtigten Interessen "in den ersten Monaten Vorrang haben", erklärte Scheer. Eine solche "Sunrise"-Periode habe sich bereits bei der Vergabe von Webadressen mit der Endung .eu bewährt. (kas)