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Gesellschaft

Lieblingsgeburtsdatum der Afghanen: 1. Januar

1. Januar 2018

In Afghanistan werden überdurchschnittlich viele Babys am 1. Januar geboren. Zumindest wenn man den Angaben der Menschen und personenbezogenen Dokumenten Glauben schenkt. Mit der Realität hat das wenig zu tun.

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Afghanistan Neugeborene in Kabul
Neugeborene in einem Kabuler KrankenhausBild: picture-alliance/dpa/S. Sabawoon

Dass in einer Familie alle Mitglieder am 1. Januar Geburtstag haben, ist in Afghanistan keine Seltenheit. So gibt der Afghane Samad Alawi seinen Geburtstag mit dem 1. Januar an - genau wie seine Frau, seine zwei Söhne und viele tausend andere Afghanen. Geboren sind sie nicht an diesem Datum, sie nutzen es der Einfachheit halber. Vielen ist der genaue Tag ihrer Geburt aber auch gar nicht bekannt.

Lange gab es in dem Land am Hindukusch keine Geburtsurkunden, Geburtsregister oder andere offizielle Dokumente mit dem Geburtsdatum, aber immer häufiger werden Afghanen inzwischen zur Angabe eines konkreten Datums aufgefordert. Zum Beispiel verlangen soziale Netzwerke wie Facebook und Co. von jedem Nutzer einen genauen Geburtstag, bevor sie ihn registrieren. Auch wenn sie Ausweise wie Reisepässe oder Visa beantragen, sind Afghanen gezwungen, ein Geburtsdatum anzugeben.

Aber auch diejenigen, die ihr Geburtsdatum kennen, wählen häufig den 1. Januar, um das Datum ihres islamischen Kalenders nicht umwandeln zu müssen. "Als ich 2014 mein Facebook-Konto erstellt habe, war es eben einfacher, den 1. Januar in der Liste als Geburtstag auszuwählen", sagte der 43-jährige Alawi der Nachrichtenagentur AFP. "Das Internet war langsam und es war für mich schwierig, das Datum dem westlichen Kalender anzupassen."

Regierung will elektronische Ausweise einführen

Zudem spielt in der Kultur des Landes das Geburtsdatum der einzelnen Person keine große Rolle. Seit Generationen war es üblich, sich bei der Bestimmung des Alters einfach an den Jahreszeiten oder historischen Ereignissen zu orientieren. Selbst der offizielle Personalausweis der Afghanen gibt das Alter der Bürger "anhand des Aussehens" an.

Inzwischen stellen allerdings Krankenhäuser in größeren Städten mehr und mehr Geburtsurkunden für Neugeborene aus. Die Regierung will elektronische Ausweise mit dem Geburtsdatum einführen. In einigen Familien wird das Geburtsdatum bereits auf Zetteln vermerkt und in einem Koran aufbewahrt.

qu/stu (afp)