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Afghanischer Konvertit Rahman in Italien

29. März 2006

Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ist der zum Christentum übergetretene und von der Todesstrafe bedrohte Afghane Abdul Rahman nach Italien ausgereist.

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Abdul RahmanBild: AP

Der zum Christentum übergetretene Afghane Abdur Rahman ist am Mittwoch in Italien eingetroffen. Dies bestätigte Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Italien hatte dem 41-Jährigen Asyl angeboten, nachdem er wegen seines Übertrittes mit dem Tode bedroht worden war. Rahman hatte sich dafür verantworten müssen, dass er vom moslemischen Glauben abgefallen war; nach islamischem Recht steht darauf die Todesstrafe.

Kurz vor Rahmans Abflug war es in Kabul noch zu Spannungen gekommen. Parlamentssprecher Junus Kanuni sagte am Mittwoch in der afghanischen Hauptstadt, die Freilassung Rahmans aus der Haft habe gegen geltende Gesetze verstoßen. Abgeordnete forderten, der Konvertit dürfe sein Heimatland nicht verlassen. Die Parlamentarierin Safia Seddiqi sagte der dpa: "Die meisten Abgeordneten bestehen auf einer Hinrichtung (Rahmans), weil er nach unserer Religion nicht am Leben sein sollte."

Freilassung wegen Unzurechnungsfähigkeit

Das Verfahren gegen ihn war am Wochenende eingestellt worden, daraufhin wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Der stellvertretende afghanische Generalstaatsanwalt Mohammed Eschak Aloko teilte am Montag mit, Rahman sei von dem Gericht zunächst für unzurechnungsfähig erklärt worden. Sollten allerdings weitere Untersuchungen den gegenteiligen Befund ergeben, könnten die afghanischen Behörden "ihn durch Interpol wieder nach Afghanistan bringen" lassen und erneut vor Gericht stellen.


Nach seiner Entlassung aus dem Kabuler Hochsicherheitsgefängnis hatte Rahman über die Vereinten Nationen in einem Land außerhalb Afghanistans um Asyl gebeten. Italien hatte sich bereit erklärt, Rahman aufzunehmen. Der Ministerrat habe einem entsprechenden Antrag von Außenminister Gianfranco Fini zugestimmt, bestätigte Arbeitsminister Roberto Maroni nach der Sitzung am Mittwoch vor Journalisten.

Proteste für und gegen Todesstrafe

Die mögliche Verurteilung Rahmans war von mehreren westlichen Staaten scharf kritisiert worden. Deutschland, die USA und die EU hatten die afghanische Regierung gedrängt, für eine Rettung des 40-Jährigen zu sorgen. Auch Papst Benedikt XVI. hatte um Gnade für den Konvertiten gebeten.

In Afghanistan hatten dagegen am Montag hunderte Menschen gegen die Entscheidung der Justiz protestiert, den zum Christentum übergetretenen Rahman freizulassen. An einer Kundgebung in Masar-i-Scharif nahmen nach Polizeiangaben rund 700 Demonstranten teil, darunter islamische Geistliche. Sie riefen "Tod Bush" und andere antiwestliche Parolen sowie "Tod den Christen".

Rahman war von seiner Familie wegen des Übertritts zum Christentum angezeigt worden, hatte sich aber geweigert, zum Islam zurückzukehren. Nach der Scharia, der islamischen Rechtsordnung, auf der das afghanische Rechtssystem basiert, steht auf Abfall vom islamischen Glauben die Todesstrafe. Das gilt aber nur, wenn der Konvertit im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. (stl/olt)