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Afghanischer Kriegsherr schließt Frieden

18. Mai 2016

Gulbuddin Hekmatjar, der Name steht in Afghanistan seit Jahrzehnten für Terror, Mord und Schrecken. Jetzt hat der Extremist mit der Regierung in Kabul Frieden geschlossen.

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Extremistenführer Gulbuddin Hekmatjar (Archivfoto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/AFP/A. Kenare

Die afghanische Regierung schließt Frieden mit Gulbuddin Hekmatjar, einem der brutalsten Kriegsherren in der Geschichte des asiatischen Landes. Mohammad Khan, ein Stellvertreter von Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, teilte in einer landesweit übertragenen Pressekonferenz mit, Vertreter von Hekmatjars radikalislamischer Rebellengruppe Hisb-e Islami und des afghanischen Hohen Friedensrates hätten das Friedensabkommen unterzeichnet. Hekmatjar selbst, den die USA zum Terroristen erklärt haben und der in Pakistan leben soll, war nicht nach Kabul gekommen.

Ein Anführer der Mudschaheddin

Der heute 68-Jährige Kriegsherr war schon in den 1980er Jahren im Kampf gegen die damaligen sowjetischen Besatzer in Afghanistan aktiv. Von Saudi-Arabien und den USA unterstützt, galt Hektmatjar als der am besten finanzierte Anführer der Mudschaheddin

Nach dem Abzug der Sowjets töteten Hektmatjars Kämpfer im Bürgerkrieg um die Herrschaft Tausende Zivilisten. Später leitete der Extremist mit Hisb-e Islami die nach den Taliban zweitgrößte Widerstandsgruppe gegen die afghanische Regierung und die internationalen Truppen.

Immunität für Hisb-e Islami

Ein vierseitiger Entwurf des Abkommens, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sichert Hisb-e Islami Immunität für "vergangene politische und militärische" Taten zu. Außerdem würden inhaftierte Mitglieder freigelassen. Kämpfer sollen in Polizei und Armee integriert werden. Die Regierung werde zudem helfen, in Verhandlungen mit den Vereinten Nationen die Sanktionen gegen die Islamistengruppe aufzuheben.

Im Gegenzug verspricht Hisb-e Islami, "militärische Operationen zu stoppen" und die Verfassung zu respektieren. Hisb-e Islami werde keinerlei Kontakte zu anderen Terrororganisationen mehr unterhalten. Außerdem lassen die Extremisten nach Angaben Khans die Forderung nach sofortigem Abzug aller internationalen Truppen fallen.

Die Reaktionen auf das Abkommen sind laut dpa in Kabul gemischt. Viele Afghanen wiesen auf die Menschenrechtsverletzungen Hektmatjars und seiner Milizen hin. Der Kriegsherr habe außerdem auf dem Schlachtfeld eine zunehmend kleinere Rolle gespielt. Ihm nun den roten Teppich auszurollen, heiße, einen gefährlichen Demagogen auf die politische Bühne zurückzuholen. Andere Beobachter sagten, eine gelungene Integration von Hisb-e Islami könne andere islamistische Gruppen ermuntern, sich anzuschließen.

Gespräche in Islamabad

Unterdessen geriet die Friedensinitiative für Afghanistan offenbar ins Stocken. Das fünfte Treffen der Vertreter der Regierungen Afghanistans, Pakistans, Chinas und der USA ging in Islamabad ohne erkennbares Ergebnis zuende. Die kurze gemeinsame Erklärung enthielt kein Datum für ein nächstes Treffen und blieb vage. Gewalt diene niemandem, hieß es darin. Jene, die Gewalt ausübten, müssten sich auf Konsequenzen gefasst machen. Das Treffen hatte nicht einmal drei Stunden gedauert.

wl/stu (dpa, rtre)