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Eine deutsch-afrikanische Stimme feiert Geburtstag

Daniel Pelz
4. Dezember 2018

"Africa Positive" ist nicht nur eine Zeitschrift, sondern Pflichtlektüre für viele Afrikaner und Afrika-Interessierte in Deutschland. Nun wird sie 20 Jahre alt - auch ein besonderer Moment für ihre Gründerin Veye Tatah.

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Veye Tatah hält verschiedene Ausgaben ihres Magazins in der Hand
Vor 20 Jahren gründete Veye Tatah "Africa Positive"Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Sie kann eben nicht anders, sagt Veye Tatah von sich: Taucht ein Problem auf, will sie es lösen. Eine Einstellung, der "Africa Positive" seine Existenz verdankt. Mit 19 zog Tatah fürs Informatik-Studium nach Deutschland. Ging es um Afrika, waren die Bilder im Fernsehen immer gleich: hungernde Kinder, bewaffnete Rebellen. "Ich war schockiert, als ich die negativen Bilder von Afrika in den Medien gesehen habe. Da habe ich mich sofort gefragt, was ich tun kann, um der deutschen Öffentlichkeit zu zeigen, dass Afrika noch ganz andere Seiten hat", erzählt die 48-jährige im DW-Interview.

"Africa Positive" soll ein anderes Afrika-Bild vermitteln. Bis heute arbeitet die Redaktion ehrenamtlich. Alle drei Monate erscheint eine neue Ausgabe, rund 10.000 Exemplare werden gedruckt. "Africa Positive" soll eine Brücke sein, sagt Tatah: "Wir wollen die positiven Werte Afrikas  und die positiven Werte Deutschlands zusammenbringen und die Menschen auf beiden Seiten darüber aufklären". Entsprechend die Themenauswahl: von aktueller afrikanischer Politik über Portraits afrikanischer Hoffnungsträger bis zu Mode und Kultur. Das Projekt von damals ist längst eine Institution in der afrikanischen Community. 

Verschiedene Titelbilder von Africa Positive, unter anderem zum 50 Unabhängigkeitsjubiläum Ghanas und dem Model Alek Wek
"Africa Positive" soll ein ausgewogenes Afrikabild zeigenBild: projekte.africa-positive.de

Bis heute hat "Africa Positive" seinen Sitz nicht in einer Metropole wie Berlin, Hamburg oder München. Das Magazin entsteht noch immer in Dortmund, der ehemaligen Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet: Gut 600.000 Einwohner,  mehr als 12.000 davon stammen aus Afrika oder haben afrikanische Wurzeln. "Africa Positive" ist ein fester Bestandteil des afrikanischen Lebens in der Stadt, nicht mehr nur als Magazin.

Das beste zweier Welten

Der Verein gleichen Namens betreibt diverse Projekte, unter anderem Frauen- und Jugendgruppen. Wele Matuke, 16 Jahre alt, macht seit fünf Jahren bei "Africa Positive" mit. Ihre Eltern kommen aus Kamerun, seit 11 Jahren ist sie in Dortmund zuhause. "Ich finde das eine tolle Sache, weil ich meine Kultur kennen lernen kann, meinen Kontinent in ein positives Licht rücken kann. Viele meiner Mitschüler haben auch ausländische Wurzeln, aber kennen ihre Kulturen gar nicht", sagt sie zur DW.

Die eigene Kultur, die eigene Heimat kennen und schätzen - für Veye Tatah ist das eine Seite der Integration. Aber auch eine zweite gehört für sie dazu: "In Deutschland zu leben heißt, viele Dinge wie die Deutschen zu tun, wenn man Freunde finden oder verstehen will, wie dieses Land funktioniert."

Wele Ndeme Matuke vor einem Aufsteller mit den Worten "Africa Positive: Die Brücke zum bunten Kontinent"
Wele Ndeme Matuke ist seit fünf Jahren ehrenamtlich dabei Bild: DW/T. Mösch

'Man muss bei sich selbst anfangen'

Mit der ihr eigenen Mischung aus Charme und Hartnäckigkeit hat sich Tatah längst zu einer Wortführerin der afrikanischen Community entwickelt, der selbst Bundespräsidenten zuhören. 2010 bekam sie das Bundesverdienstkreuz. "Das Ziel aller unserer Aktivitäten ist es, dass Menschen gestärkt werden, dass sie eine Vision entwickeln, wo sie mit ihrem Leben hinwollen", sagt Tatah. "Wenn man ein Leben ändern will, muss man bei sich selbst anfangen und nicht warten, dass jemand kommt und das für einen tut. Das ist die Botschaft von 'Africa Positive'". Um sie zu vermitteln, lädt der Verein zum Beispiel erfolgreiche Deutsche mit Migrationshintergrund ein, die den Jugendlichen ihres Vereins das Geheimnis ihrer Karriere erklären.

Das Gespür für Trends ist ihr auch nach 20 Jahren geblieben. Neuester Teil ihres Vereins ist das "Afrika-Institut für Medien, Migration und Entwicklung". Damit will "Africa Positive" gemeinsam mit Partnern die Migration aus Afrika nach Deutschland erforschen, aber auch potenzielle Migranten aufklären. "Wir wollen unsere Erfahrungen mit Menschen in Afrika teilen. Es geht darum, Brücken zu bauen", sagt Tatah. Brücken bauen, Kulturen zusammenführen, Probleme lösen - da ist es wieder, ihr Lebensthema und die Vision von "Africa Positive".

Mitarbeit: Thomas Mösch