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Die deutsche Wirtschaft "entdeckt" Afrika

27. Juli 2010

Die Fußball-WM in Südafrika hat dafür gesorgt, dass mehr und mehr deutsche Unternehmen den afrikanischen Kontinent "entdecken". Siemens beispielsweise räumt offen ein, Afrika lange Zeit vernachlässigt zu haben.

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Landschaft Afrika Savanne mit Schirmakazie (Foto: picture alliance)
Deutsche Unternehmen investieren in AfrikaBild: picture-alliance / OKAPIA KG, Ge

Die Fußball-Weltmeisterschaft im Juli war gerade beendet, der Chef des Siemens-Konzerns, Peter Löscher, weilte noch in Johannesburg, da kündigte er für die nächsten zwei Jahre Investitionen von rund 200 Millionen Euro in Afrika an.

Die Ankündigung zeigt einen Wandel in der Strategie des Konzerns. "Wir müssen zugeben, dass wir Afrika lange vernachlässigt haben", sagte Dirk Hoke, der das Afrika-Geschäft von Siemens leitet.

Afrika ist der am schnellsten wachsende Markt für Siemens. Bis Ende 2012 soll sich das Auftragsvolumen hier verdreifachen - auf drei Milliarden Euro. Die Hälfte der Investitionen werde in Südafrika getätigt, sagt Marc Langendorf, bei Siemens für die Pressearbeit zuständig. Drei Schwerpunkte gebe es: die Industrie, die Energieversorgung und die Medizintechnik.

Seit 150 Jahren ist Siemens in Afrika engagiert

Tafelberg in Kapstadt (Foto: picture alliance)
Siemens baute die erste Gondelseilbahn auf dem TafelbergBild: picture alliance/dpa

Das Engagement des Münchner Konzerns in Afrika reicht bis ins Jahr 1860 zurück. Vor 150 Jahren baute Siemens die erste Telegrafenlinie in Südafrika. Es folgten das erste Wasserkraftwerk und eine Gondelseilbahn auf dem Tafelberg in Kapstadt.

Heute liege ein Schwerpunkt des Geschäfts auf dem Ausbau von Erneuerbaren Energien, vor allen Dingen in Nordafrika, sagt Langendorf: "Marokko und Tunesien haben kürzlich bekannt gegeben, insgesamt rund 10 Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu stecken. Sowohl im Bereich der Windkraft auf dem Land und auf dem Wasser, als auch im Bereich der Solarthermie."

Neben diesen Ländern konzentriere Siemens sich auf die "afrikanischen Löwen", sagt Langendorf. Neben Südafrika zählt er Marokko, Tunesien, Angola, Botswana, Ghana, Kenia, Mozambique und Tansania dazu.

Bislang hat Siemens 3000 Mitarbeiter und eigene Landesgesellschaften in Südafrika, Nigeria, Marokko, Tunesien, Algerien und Angola. Den größten Umsatz macht Siemens zurzeit in Südafrika. 2009 erwirtschaftete der Konzern dort 688 Millionen Euro und verbuchte Bestellungen von 574 Millionen Euro.

Die WM hat das Image verbessert


Flugzeugpilot schaut aus dem Cockpit mit Südafrika-Flagge (Foto: dpa)
Die WM hat das Investitionsklima in Afrika verbessertBild: AP

Die Fußball-Weltmeisterschaft hat zweifelsohne dazu beigetragen, dass sich deutsche Unternehmen in Afrika stärker engagieren wollen. Für den Afrika-Experten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Heiko Schwiderowski, hat die WM am Kap zu einer enormen Imageverbesserung beigetragen.

So mancher Unternehmer stelle sich nun neue Fragen: "Wenn Südafrika in der Lage ist, ein solches großes Event zu organisieren, könnte es dann nicht auch ein relevanter Standort sein für Unternehmen?"

Ohnehin, so Schwiderowski weiter, haben deutsche Unternehmen in Afrika einen sehr guten Ruf. Die Marke "Made in Germany" sei gefragt. Und das resultiere vor allem daraus, dass deutsche Unternehmen nicht nur das Produkt selbst in Afrika vertreiben, sondern auch das Know-how und die Technologie an die Partner in den Ländern weiter geben.

"Nicht zuletzt sind es auch die sehr hohen ökologischen und sozialen Standards, die deutsche Unternehmen bei Investitionen setzen, die sie zu einem ganz wichtigen und auch geschätzten Partner machen", so der DIHK-Afrika-Experte.

Die großen Konzerne sind längst vor Ort

Es sind vornehmlich die großen Konzerne, die bereits rege Geschäfte in Afrika machen – weniger die Mittelständler. Der DIHK-Experte sagt es so: Noch längst hätten nicht alle deutschen Mittelständler einen "Blick auf Afrika" geworfen: "Wir können feststellen, dass in den rohstoffreichen Ländern, in denen die Einnahmen aus dem Gas- und Rohöl-Export auch wieder in Infrastrukturmaßnahmen fließen, dass gerade dort auch deutsche Ingenieurbüros vertreten sind." Auch kleinere Baufirmen oder Ausrüster für den Straßenbau seien vor Ort. Aber: "Es sind in der Tat ganz besonders die großen und bekannten deutschen Unternehmen, die in den meisten afrikanischen Ländern vertreten sind."

Autorin: Monika Lohmüller

Redaktion: Andreas Becker