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Politik

Zwischen Freude und Entsetzen

Hilke Fischer
9. November 2016

Donald Trump will die Präsidenten von Simbabwe und Uganda hinter Gitter bringen. Trotzdem bekommt er auch von afrikanischen Despoten Zuspruch. Viele afrikanische Normalbürger hingegen sind besorgt über Trumps Wahlsieg.

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Kenia US-Wahlen Abstimmungsaktion
Auch einige hundert Kenianer stimmten über den neuen US-Präsidenten ab - rein zum SpaßBild: Getty Images/AFP/T. Karumba

Wäre es nach den Einwohnern der Heimatregion von Barack Obamas kenianischer Großmutter gegangen, dann hätte Hillary Clinton die US-Wahl klar gewonnen. Einige hundert Kenianer stimmten am Dienstag bei einem öffentlichen Happening darüber ab, wer ihrer Meinung nach ins Weiße Haus einziehen soll - Clinton erhielt mehr als 90 Prozent der Stimmen.

2008 und 2012 entschied Barack Obama erst die Spaß-Abstimmung in Kenia für sich und gewann dann auch die Präsidentschaftswahl in den USA. In diesem Jahr erfüllte sich die Prognose der Kenianer nicht. Mit Donald Trump zieht ein Mann ins weiße Haus ein, der auch von vielen Afrikanern jenseits der Heimatregion der Obamas mit Skepsis beäugt wird.

Trump will Mugabe und Museveni einsperren

Während seines Wahlkampfes hatte Trump verkündet, Simbabwes Langzeitherrscher Robert Mugabe und Ugandas Präsidenten Yoweri Museveni persönlich hinter Gitter zu bringen. Mugabe konterte, Trump sei der Enkel von Adolf Hitler. Museveni scheint nach dem Wahlsieg kein weiteres Salz in die Wunde streuen zu wollen: "Ich gratuliere Donald Trump zu seiner Wahl zum US-Präsidenten. Ich freue mich darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten, so wie ich es mit seinen Vorgängern getan habe", schreibt Ugandas Präsident auf Twitter.

Das Fürchten scheint Donald Trump Afrikas machthungrigen Herrschern jedenfalls nicht zu lehren: Zu den ersten Gratulanten gehört auch Burundis umstrittener Präsident Pierre Nkurunziza. "Im Namen aller Burunder gratulieren wir Ihnen herzlich. Ihr Sieg ist der Sieg aller Amerikaner", twittert Nkurunziza, gegen dessen Regime unter anderem die USA Sanktionen verhängt haben.

Empörung in Südafrika

Über Südafrika hatte Trump getwittert, dass das Land zerrissen und ein Hort des Verbrechens sei. Entsprechend entsetzt reagieren viele Südafrikaner auf seinen Sieg. "Ich bin schockiert, dass die Amerikaner jemanden wie ihn zu ihrem Präsidenten wählen", sagt Jabu Ndlovu aus Durban. "Er ist ein Rassist, er kann niemanden leiden und nennt uns einen gescheiterten Staat."

Die südafrikanische Regierung drückt sich diplomatischer aus und gratuliert Trump höflich zu seinem Wahlerfolg: "Ich freue mich darauf, mit dem neugewählten Präsidenten Donald Trump zusammenzuarbeiten und an die engen Beziehungen anzuknüpfen, die zwischen unseren beiden Ländern bestehen", so Südafrikas Präsident Jacob Zuma, der gerade um sein eigenes Amt fürchten muss.

Viel Lob für die amerikanische Demokratie

Zu den Gratulanten gehören auch die Präsidenten von Kenia, Ghana, Gabun, Ruanda und Nigeria. Der tansanische Präsident John Pombe Magufulitwittert: "Ich garantiere Ihnen weiterhin Kooperation und Freundschaft." Nicht nur der Präsident, auch die Bürger Tansanias verfolgen den Ausgang der US-Wahl mit Spannung - aber auch Besorgnis. Innerhalb der ersten 15 Minuten nach Bekanntgabe des Wahlsiegs hat die Kisuaheli-Redaktion der DW bereits mehr als 500 Reaktionen auf Facebook. "Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der afrikanischen Staaten und der Afroamerikaner in den USA, denn Trumps Politik ist ihnen nicht gerade positiv gesinnt", schreibt der Tansanier Adam Ayo.

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Viele Tansanier feiern die USA-Wahl als Sieg der DemokratieBild: Getty Images/AFP/D. Hayduk

So wie Ayo hatten viele seiner Landsleute gehofft, dass Clinton gewinnen würde. Auf Facebook betonen sie aber, dass die Wahl ein Paradebeispiel funktionierender Demokratie sei: "Ich ziehe den Hut vor Hillary Clinton. Sie ist patriotisch genug, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Das ist wahre Demokratie", schreibt Methord Augustino.

Diese Meinung wird von DW-Usern im frankophonen Afrika geteilt: "Die USA respektieren wenigstens das Wahlrecht. Die Wähler dürfen sich frei ausdrücken - nicht wie in Afrika, wo man den Sieger kennt, bevor die Wahl stattfindet", schreibt Patient Paul Ngoyi aus der Demokratischen Republik Kongo auf Facebook.

Freude über abstürzenden Dollar

Die Haussa-sprachigen DW-Nutzer, die mehrheitlich aus dem muslimischen Norden Nigerias stammen, hattenauf Facebook den anti-islamischen Kurs Trumps in Vorfeld der Wahl klar abgelehnt. Doch auch sie gratulieren nun höflich. "Es ist nicht das, was wir wollten, aber wir haben keine andere Wahl als unser Schicksal zu akzeptieren", schreibt Ibrahim Karaye aus Kano.

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Ein schwächerer Dollar könnte den einfachen Menschen in Nigeria helfen, so die HoffnunBild: C. de Souza/AFP/Getty Images

Andere, wie zum Beispiel der in Ghana lebende Atiku Dan Yarabawa Barbarejo, sehen durchaus positive Auswirkungen für Afrika: "Wir begrüßen das Wahlergebnis, weil es den US-Dollar abwertet. Der nigerianische Naira hat wegen des hohen Wechselkurses stark an Wert verloren - das hat den Menschen das Leben extrem schwer gemacht", schreibt er auf der Facebook-Seite der DW-Hausa-Redaktion.

Sorge um Wirtschaftszusammenarbeit

Experten sind uneins darüber, ob der Sieg Trumps zu einer neuen US-Afrika-Politik führen wird. Trumps Ansage, Amerikas Interessen an erste Stelle zu setzen, könnte das Ende für amerikanische Wirtschaftsinitiativen, wie zum Beispiel den African Growth and Opportunity Act (AGOA) bedeuten. Das Programm ermöglicht afrikanischen Produzenten erleichterten Zugang zum amerikanischen Markt. Das von Noch-Präsident Barack Obama initiierte Projekt "Power Afrika" für eine bessere Stromversorgung auf dem afrikanischen Kontinent könnte ebenfalls auf der Kippe stehen.

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Barack Obama war um gute Beziehungen zu Afrika bemüht. Welche Strategie fährt sein Nachfolger?Bild: Reuters/J. Ernst

"Trumps Sieg ist eine große Enttäuschung für Kenia und ganz Afrika", sagt der kenianische Student Naftali Mwaura. Denn Trump setze auf Protektionismus und halte nichts von den Handelsabkommen mit afrikanischen Staaten. "Afrika hat für ihn absolut keine Priorität."

Es hängt nicht alles an Amerika

Yakob Arsano, Politikwissenschaftler an der an der Universität von Addis Abeba in Äthiopien, gibt sich dennoch zuversichtlich: "Amerika hat ein etabliertes politisches System, das kann nicht einfach so von einem einzelnen Präsidenten beeinflusst werden."

Afrika dürfe nicht zu sehr auf die Machtverhältnisse in den USA schauen, ist auch die Meinung vieler Äthiopier, die sich auf der Facebook-Seite des amharischen Programms der DW äußern: "Afrikanische Angelegenheiten sollten sich nicht über die Politik der USA definieren, schreibt etwa AbdulAziz Geletu aus Addis Abeba: "Der Kampf um die Unabhängigkeit Afrikas sollte von uns selbst geführt werden. Wir sollten das nicht von den USA erwarten."

Mitarbeit: Subry Govender (Durban), Andrew Wasike (Nairobi), Coletta Wanjohi (Addis Abeba)