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Agentur Fitch senkt Ungarn auf Ramsch-Niveau

6. Januar 2012

Nach den Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's hat nun auch Fitch die Kreditwürdigkeit Ungarns auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Damit wächst der Druck auf die Regierung des EU-Staates, dem die Pleite droht.

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Symbolbild zur Ratingagentur Fitch (Foto: AP)
Im Fall Ungarn zieht nun auch die Ratingagentur Fitch KonsequenzenBild: AP

Die US-Ratingagentur Fitch reduzierte die Bewertung Ungarns von zuvor BBB- auf BB+ und damit auf die erste Stufe unterhalb der Ramsch-Grenze. Außerdem setzte Fitch am Freitag den Ausblick auf "Negativ". Damit überwiegt in den kommenden Monaten die Möglichkeit einer weiteren Absenkung.

Die Herabstufung sei eine Reaktion auf die schwere Finanzkrise des Landes und die schlechten Wachstumsaussichten, erklärte Fitch. Die zuletzt "unorthodoxe Wirtschaftspolitik" des Landes untergrabe das Vertrauen der Investoren. Zudem erschwere die jüngste Wirtschaftspolitik der Regierung in Budapest eine Übereinkunft mit den Kreditgebern von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Union.

Budapest gibt sich überrascht

Die Regierung in Budapest zeigte sich überrascht von der Entscheidung von Fitch. Zuletzt habe sich der Kurs des ungarischen Forint nach einer rasanten Talfahrt wieder stabilisiert, sagte Regierungssprecher Andras Giro-Szasz.

Der rechts-nationalistische Ministerpräsident Viktor Orban hatte seinen Konfrontationskurs zur EU und dem IWF zuletzt weiter verschärft, obwohl das Land wegen der angespannten Finanzlage auf internationale Hilfen angewiesen ist. Wegen der der immens gestiegenen Renditen für seine Staatsanleihen ist Ungarn bereits praktisch vom Kapitalmarkt abgeschnitten.

Orban will Gespräche mit IWF

Ministerpräsident Orban verärgerte mit seiner Politik EU und IWF (Foto: AP)
Ministerpräsident Orban verärgerte mit seiner Politik EU und IWF

Die Herabstufung kommt für Ungarn zu einem ungünstigen Zeitpunkt, weil sich das Land gerade um einen Notkredit des IWF bemüht. "Die Regierung hat alle nötigen Schritte unternommen, damit die Gespräche so schnell wie möglich beginnen und abgeschlossen werden können", sagte Orban am Freitag in Budapest. Dort hatte er sich mit Notenbankchef Andras Simor getroffen, mit dem er überkreuz liegt.

Grund ist ein neues Zentralbankgesetz, das aus Sicht Simors die Unabhängigkeit der Notenbank untergräbt. Es gilt auch als größte Hürde auf dem Weg zu neuen internationalen Finanzhilfen. Das klamme Land war bereits 2008 mit Notkrediten von IWF und EU in Höhe von 20 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt worden.

Brüssel ist sauer

Das Zentralbankgesetz hat auch die EU-Kommission gegen Budapest aufgebracht. Sie prüft derzeit die Einleitung von Verfahren wegen der Verletzung der EU-Verträge. Aus diesem Grund wollten EU und IWF bisher keinen Termin für die Aufnahme offizieller Kreditverhandlungen nennen. Am Mittwoch soll nun bei Vorgesprächen in Washington sondiert werden, ob Budapest bereit ist, die Bedenken potenzieller Kreditgeber zu berücksichtigen. Am Donnerstag hatte der für die Gespräch zuständige ungarische Minister Tamas Fellegi gesagt, die Regierung sei zu Verhandlungen "ohne Vorbedingungen" bereit.

kle/hp (dpa, rtr, afp, dapd)