Sechs Journalisten aus Indien sind derzeit Gäste der DW Akademie. Ein besonderes Highlight erlebten sie abseits des Seminarraums: Fussball-Bundesligist Schalke 04 lud zum Meisterschaftsspiel gegen Mainz 05 ein.
Die indische Journalistin Sarah Abraham ist ein leidenschaftlicher Fußball-Fan. Eine durchaus seltene Mischung im kricket-verrückten Indien. Eigentlich - so gesteht die 26jährige - sei der FC Arsenal London ihr Lieblingsverein. Doch für einen Abend fieberte sie nun mit den Fans und Spielern des FC Schalke 04. Für das Dienstag-Abendspiel gegen Mainz stellte der Revierclub den indischen Reportern kostenlose Pressekarten zur Verfügung.
"Die Stimmung im Stadion war unglaublich", sagte Sarah nach dem Spiel, das die Schalker mit 3:0 für sich entscheiden konnte. "Es war eine irre Erfahrung, ein Match auf diesem Niveau live mitzuerleben."
Im indischen Hyderabad schreibt Sarah Abraham als Reporterin des Lifestyle-Magazins "You and I" eine eigene Fussball-Kolumne. Derzeit aber ist sie Teilnehmerin eines Austausch-Projekts der DW Akademie in Bonn. Über sieben Wochen geht es hier - finanziert von der Robert Bosch Stiftung - um multimediale Beichterstattung.
An der Uni war sie selbst Fußballerin - allerdings keine besonders gute, wie Sarah zugibt. "Ich glaube, die haben mich nur mitmachen lassen, weil ich ein so großer Fan unseres Hochschul-Teams war." Heute ist sie vor allem eine sachkundige Zuschauerin: "Ich mag das moderne Kurzpass-Spiel und liebe den Offensivfußball. Schnelle Kombinationen und präzise Spielzüge finde ich sehr ästhetisch."
Den Redakteuren der Schalker Stadionzeitung "Schalker Kreisel" imponierte die Leidenschaft der junge Inderin so sehr, dass sie ihr einen eigenen Artikel widmeten: Womöglich - so orakelte das offizielle Club-Organ - werde Sarah nun den ersten königsblauen Fanclub Indiens gründen…
So schlecht stehen die Chancen dafür übrigens nicht: Immer mehr europäische Topspiele sind inzwischen auch im indischen Fernsehen zu sehen. Allen voran die Begegnungen der englischen Premier-League.
Sarah Abraham ist freilich nicht nur vom Fußball in Deutschland begeistert: Sie sei, so bekennt sie, nicht sicher gewesen was sie erwarte. Denn auch in Indien existierten zahlreiche Klischees über die Deutschen. "Aber im Gegensatz dazu habe ich hier fast nur warmherzige und offene Menschen getroffen", sagt Sarah. Deutschland sei voller Geschichten, über die sie für ihr Magazin in Indien schreiben möchte. "Mich fasziniert zum Beispiel, dass man hier eigene Einkaufstaschen in den Supermarkt mitnimmt. Und es scheint auch ganz normal zu sein, sich für den Umweltschutz zu engagieren. Dazu sollten wir die Menschen auch in Indien motivieren. Eine wichtige Aufgabe für die Medien."
Den stärksten Eindruck hinterließ bei Sarah - trotz allem - eine andere deutsche Eigenart: "Hier hält man sich an die Verkehrsregeln!"