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Albaner in Montenegro fordern Sonderstatus

14. Dezember 2006

In Montenegro wird zurzeit eine neue Verfassung erarbeitet. Nun melden die dort lebenden Albaner Ansprüche an: Sie wollen künftig den Status einer nationalen Minderheit erhalten, verbunden mit kultureller Autonomie.

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Albaner wollen eigene Institutionen im unabhängigen MontenegroBild: AP

Im Gegensatz zu den übrigen ethnischen Gemeinschaften in Montenegro, wie Serben oder Bosniaken, fordern die Albaner in der künftigen Verfassung nicht den Status eines konstitutiven Volkes, sondern den einer nationalen Minderheit. Ihre kollektiven und individuellen Rechte müssten nach den höchsten europäischen Standards definiert werden, meinen politische Vertreter der Albaner. Mehmet Bardhi, der Vorsitzende der Demokratischen Liga der Albaner (LDSH) und Abgeordneter im montenegrinischen Parlament, sagte DW-RADIO, die Albaner seien ein autochthones Volk mit sprachlichen und kulturellen Besonderheiten. Daher sei es logisch, dass sie auch das Recht hätten, eine Form der territorialen Autonomie in den Gebieten zu erhalten, wo sie die Mehrheit der Bevölkerung bildeten.

Albanervertreter einig

"Wir finden, das muss geregelt werden, weil nationale und kollektive Rechte an bestimmte Territorien gebunden sind, wo nationale Minderheiten leben. Das heißt, die Albaner in Montenegro müssen ihre Rechte auf besondere Weise regeln, bzw. einen Sonderstatus erhalten, der an eine gewisse kulturelle Autonomie gebunden ist. In diesen Gebieten sollten sie auch über die natürlichen Ressourcen verfügen." Bardhi ist davon überzeugt, dass solche Verfassungsbestimmungen auch für die Stabilität des Staates Montenegro gut sind.

Die Demokratische Union der Albaner in Montenegro (UDSH), die Koalitionspartner der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) von Premier Milo Djukanovic ist, vertritt ebenfalls die Ansicht, dass den Albanern kulturelle Autonomie per Verfassung oder durch ein Sondergesetz die kulturelle Autonomie gewährleistet werden sollte. Dieser Partei zufolge gefährdet das keineswegs den bürgerlichen Gesellschaftsentwurf von Montenegro oder die Eintracht unter den Ethnien.

Institutionen nach europäischem Modell

"Daher ist es von großer Bedeutung, dass sich in dem Team, das die neue Verfassung ausarbeitet, nun auch ein Albaner befindet. Dies war bei der Ausarbeitung der letzten Verfassung im Jahr 1992, die bis heute in Kraft ist, nicht der Fall", sagte Nailj Draga, der politische Analyst und Mitglied des montenegrinischen Rates für Allgemeinbildung, DW-RADIO. Für die Albaner in Montenegro sei es im Augenblick äußerst wichtig, ihre nationale und kulturelle Identität zu wahren. "Im Bereich Bildung und Kultur bin ich der Meinung, dass die Albaner ihre Institutionen haben müssen, die vom Staat finanziert werden, weil die Albaner Gebühren und Steuern zahlen, bedauerlicherweise aber nicht das bekommen, was sie brauchen. Daher sind die Albaner in diesen Bereichen in keiner beneidenswerten Lage. Ich bin der Meinung, dass es für die Lösung dieser Fragen in Europa, in demokratischen Ländern analoge Modelle gibt – gerade dort, wo multiethnische Gemeinschaften und multikulturelle Gesellschaften existieren."

Mustafa Canka, Ulcinj
DW-RADIO/Serbisch, 12.12.2006, Fokus Ost-Südost