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Alexander Zverev und sein schmerzhafter Blick zurück

14. Oktober 2020

Alexander Zverev spielt derzeit in Köln ein ATP-Turnier. Seine Gedanken kreisen aber noch um das verlorene US-Open-Finale im September. Ein traumatisches Erlebnis für den 23-Jährigen, das ihn noch täglich beschäftigt.

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US Open Tennis Alexander Zverev
Bild: picture-alliance/dpa/AP/F. Franklin II

Wer eine große Chance im Leben verpasst hat, grübelt darüber möglicherweise länger, als es für ihn gut ist. Für Alexander Zverev scheint sich der verpasste erste Grand-Slam-Erfolg Mitte September bei den US Open in New York allerdings fast schon zu einem Trauma zu entwickeln. Seine Fünf-Satz-Niederlage gegen Dominic Thiem, mit der er den größten Triumph in seinem Sportlerleben verpasste, nagt noch immer am 23-Jährigen. "Ich war nur zwei Punkte entfernt. Ich denke daran ungefähr 25 Mal am Tag. Und auch noch jede Nacht in meinen Träumen", sagt Zverev, der gerade beim ATP-Turnier in Köln spielt. 

Junge Generation trägt eine Bürde

Zwar kann der 23-Jährige auch ein wenig über seine eigenen Aussagen lachen, doch seine Sportlerseele leidet nach wie vor. Sich mit dieser dramatischen Niederlage abzufinden und sie zu vergessen, das kann und will Zverev offenbar noch nicht. Doch Tennis ist ein Tagesgeschäft. Das nächste Match steht für einen Tennisprofi eigentlich immer vor der Tür. Zverev hat nach dem Drama von New York die French Open, bei denen er sich in der vierten Runde gegen den aufstrebenden 19-jährigen Yannick Sinner in vier Sätzen geschlagen geben musste, gespielt. Aber dieser 13. September 2020, der Tag der schmerzhaftesten Niederlage, hat sich fest eingebrannt.

US OPEN I Tennis I Alexander Zverev - Dominic Thiem
Schmerzhafte Niederlage: Zverev führt im US-Open-Finale schon 2:0 nach Sätzen gegen ThiemBild: Reuters/R. Deutsch

Doch der eng getacktete Zeitplan kann auch ein Vorteil für die Tennisprofis sein. Der Tennis-Tross zieht den größten Teil des Jahrs über von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent. Da bleibt eigentlich nicht viel Zeit, groß nach hinten zu schauen. Und doch tragen Zverev und andere aus der jungen Generation, wie Andrej Rublev, Denis Schapovalov oder Stefanos Tsitsipas, eine Bürde mit sich herum. Denn in der Tennis-Welt geistert seit Längerem die Frage herum: Wann wird es ihnen endlich gelingen, die seit Jahren dominierenden Roger Federer, Novak Djokovic und Rafael Nadal vom Thron zu stoßen? 

Nadals Fitness unerreichbar?

Alle drei Superstars des Tennis sind deutlich über 30. Der älteste ist mit mittlerweile 39 Jahren Federer, gefolgt von Nadal (34) und Djokovic (33). Und doch sind sie ihren jungen Kontrahenten in den entscheidenden Momenten noch immer deutlich überlegen. Vor allem Rafael Nadal hat bei seinem jüngsten Sieg in Paris wieder einmal eindrucksvoll gezeigt, mit welch physischer Überlegenheit er seine Gegner schier erdrücken kann und gewann seinen 13. French-Open-Titel. "Darüber habe ich mit meinem Bruder (Mischa Zverev, Anm. d. Red.) auch schon geredet. Er ist der beste Spieler aller Zeiten, vor allem auf Sand", sagt Zverev, der gerade in den vergangenen Monaten ebenfalls besonderen Wert auf seine körperliche Fitness gelegt hat über Nadal. Von der Dynamik und der Explosivität des Spaniers ist der beste deutsche Spieler allerdings noch deutlich entfernt. 

Deutschland ATP Tour Alexander Zverev in Köln
ATP-Turnier in Köln: Zverev ist bei der Premiere in der Domstadt an Position 1 gesetztBild: Benjamin SOELZER/Eibner-Pressefoto/picture-alliance

Nicht zuletzt deshalb schwingt in Zverevs Stimme Bewunderung für den Spanier mit. Aber auch ein wenig Resignationen ist zu vernehmen. Denn die Leistungsfähigkeit Nadals scheint für ihn und die übrigen Spieler momentan nicht erreichbar. "Wenn man insgesamt 13 Turniere in seiner Karriere gewinnt, dann ist man schon ein Wahnsinns-Spieler. Rafa hat 13 Mal alleine Paris gewonnen", sagt Zverev, der allerdings darauf verweist, dass sowohl er, als auch ein paar andere Spieler bereits gute Ergebnisse gegen das Tennis-Triumvirat erzielt haben: "Ich hoffe, dass die jungen Spieler den Dreien ein paar Sorgen bereiten werden."

An diesem Donnerstag wird Zverev erstmals im Einzel ins Turniergeschehen in Köln eingreifen. Gegner wird dann mit Fernando Verdasco ein Spanier sein. "Wenn man hier an Eins gesetzt ist, will man das Turnier auch gewinnen", macht Zverev klar. Und dann geht sein Blick nach vorne, wenn auch etwas verhalten. Aber es muss ja weitergehen.