Algen - die absoluten Multitalente
Algen mögen nicht gerade zu den populärsten Pflanzen gehören - sie sind nicht auffallend hübsch, dafür eher lästig beim Schwimmen. Dabei können sie viel und sind extrem nützlich.
Tief einatmen!
Eines ist klar: Das Leben, wie wir es heute kennen, würde es ohne Algen nicht geben. Algen sind die ältesten Pflanzen der Welt und haben vor rund drei Milliarden Jahren den Sauerstoff auf die Erde gebracht. Auch heute produzieren sie noch zwischen 50 und 80 Prozent des gesamten Sauerstoffs.
Ein Blick aus dem Weltraum
Algen kommen in Meeren, Seen, Flüssen, Pfützen vor. Einige Arten können so riesige Blüten entwickeln, dass man sie sogar vom All aus sehen kann. An der Blüte auf diesem NASA-Foto vom Eriesee sind allerdings keine Algen Schuld, sondern Cyanobakterien. Algen tummeln sich auch auf Dachziegeln und an Gebäudefassaden. Als Flechten leben sie in Symbiose mit Pilzen, zum Beispiel auf Bäumen oder Mauern.
Versteckte Talente
Mehr als 400.000 Algenarten gibt es weltweit, vermuten Foscher. Davon sind nur etwa 20 Prozent bisher bekannt. Dabei sind Algen vielseitig nutzbar: Zum Einsatz kommen sie am häufigsten in der Lebensmittelindustrie, aber auch im Baugewerbe, Pharmazie-, Textil- und in der Bioenergieindustrie. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Algen noch mehr versteckte Talente haben.
Gegen COVID-19?
Algen werden auch in der Medizin verwendet. Bestimmte Bestandteile der Rotalgen, die sogenannten sulphatierten Polysaccharide, besitzen antivirale, entzündungshemmende, antitumorale und immunologische Funktionen. Sie könnten sogar bei der Behandlung von COVID-19 hilfreich sein. Gegen die Influenza-Pandemie H1N1 war die Rotalge laut eine In-vitro-Studie wirksam, wie die WHO bestätigt.
Nur in der asiatischen Küche? Nö.
Algen liefern zahlreiche Nährstoffe wie Proteine, Magnesium, Calcium und die Vitamine A, B12 und C. Auch wenn Sie kein asiatisches Essen mögen, haben Sie ganz sicher schon ein paar Algen geschluckt: Sie sind als Bindemittel ein wichtiger Bestandteil in Pflanzenmilch, Pudding, Joghurt oder sogar im Speiseeis und kommen als Stabilisator in Margarine und Frischkäse zum Einsatz.
Buntes Brot aus Deutschland
Ja, es sieht eher giftig aus. Aber dieses Brot ist essbar und sehr gesund. Das bunte Brot haben drei Ökotrophologie-Studentinnen der Hochschule Anhalt entwickelt und im Januar 2020 vorgestellt. Den blauen Farbstoff liefert die Mikroalge Spirulina platensis. Ein zugelassener Naturfarbstoff, der gleichzeitig das Immunsystem stärkt und entzündungshemmend wirkt.
Algen-Experiment gegen Stadtmief
Dieser "Algenbaum" wurde im September 2020 in der französischen Stadt Toulouse aufgestellt, um die Luft zu reinigen. Ziel des Experimentes ist es, 200.000 Kubikmeter Stadtluft von Mikroalgen filtern zu lassen und damit eine Tonne CO2 pro Jahr einzufangen. Bestätigen sich die Hoffnungen auf sauberere Luft, sind Algenbäume in Städten vielleicht bald keine Seltenheit mehr.
Nachhaltiges Algenhaus
Könnten Algen die Zukunft der Bauindustrie sein? In Hamburg steht bereits seit 2013 dieses Algenhaus. Die grüne Fassade besteht aus Photobiokollektoren, die Mikroalgen enthalten. In den mit Wasser gefüllten Glaselementen der Fassade werden sie gezüchtet und dann als Nahrungsmittel verkauft. Die Energie aus den Photosyntheseprozessen der Algen hilft wiederum beim Beheizen des Gebäudes.
Algen im Straßenverkehr
Französische Forscher haben herausgefunden, dass sich auch Asphalt aus Algen herstellen lässt. Die Pflanzen ersetzen das erdölhaltige Bitumen. So können Erdölvorräte geschont werden. Und nicht nur das: In Japan fährt schon seit 2014 ein Bus, der mit Algendiesel unterwegs ist. Dieser Treibstoff könnte klimaschädliche Emissionen um mehr als die Hälfte reduzieren, haben Forscher errechnet.
Algen statt Plastik und Polyester
Braunalgen werden getrocknet, zerkleinert, gemahlen und anschließend in Cellulosefasern eingebunden. Seacell nennt sich dieses Material, aus dem Kleidung hergestellt werden kann. Aus Algenöl wiederum lassen sich sogar Flip-Flops herstellen. Der weiche Bio-Schaum kann von Mikroorganismen genauso schnell zersetzt werden wie Pflanzen oder Essensreste.
Jünger sein?
Klar, Algen verhindern nicht, dass wir älter werden - vielleicht aber, dass man es uns ansieht. Etwa 50 Algenarten kommen für kosmetische Anwendungen in Wellness-Hotels und Kosmetiksalons zum Einsatz. Die natürlichen Wirkstoffe der Algen sollen ein vielversprechendes Mittel gegen Hautalterung und Stressfalten sein.