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Alle auf einen Blick

26. Oktober 2002

Zwischen E-Mail und Telefon rangiert eine Erfindung, die AOL in der Online-Welt populär gemacht hat: Das Instant Messaging. Die Vorteile dieser Form der Kommunikation nutzen auch immer mehr Firmen.

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Erfolgreich bei privaten Internet-Nutzern: Der AOL-Instant-MessangerBild: AP

Ein Blick auf den Bildschirm und Frieder Kornas weiß, ob seine Kollegen im Büro sind. "John Mayersky online, Ulrich Petke offline" blinkt die Anzeige. Der IT-Manager im DaimlerChrysler-Konzern muss sich nicht erst erfolglos nach Singapur bemühen, sondern kann sich gleich an den Amerikaner Mayersky wenden. "Instant Messaging"-Technologie (IM) verschafft Kornas sofort den nötigen Überblick. Mit dem kleinen Computerprogramm kann er dann per Internet-Telegramm kommunizieren. Wenn er sich doch für Email oder Telefon entscheidet, weiß er, dass er seinen Gesprächspartner erreichen wird.

Im privaten Bereich ist Instant Messaging (IM) längst ein großer Erfolg. Nun erwarten Branchenexperten auch für die Kommunikation innerhalb von Unternehmen einen Boom der Technologie. Nach Schätzungen des Marktforschungs-Instituts IDC nutzen weltweit 200 Millionen Menschen Instant Messaging, bereits ein Viertel davon beruflich.

Arbeitserleichterung

Als eine der ersten Firmen in Deutschland hat DaimlerChrysler Mitte dieses Jahres das Instant Messaging eingeführt. "In einem Weltkonzern mit 180 Standorten ist IM eine große Arbeitserleichterung - und hilft, Kosten zu senken", sagt Kornas. Oft benötige ein Mitarbeiter den Rat eines Experten. "Dabei ist es meistens nicht wichtig, wer aus einer Gruppe von Spezialisten gefragt wird", so der IT-Fachmann. Auf der IM-Anzeige im Bildschirm sehe der Mitarbeiter dann sofort, welcher Experte ansprechbar sei.

Um Projekte von zwei unterschiedlichen Orten aus zu bearbeiten, ist Instant Messaging ebenfalls hilfreich. "Wir müssen nicht mehr unbedingt über den Atlantik fliegen, um gemeinsam an einer Sache zu arbeiten", sagt Kornas. "Beide Parteien haben dasselbe Dokument vor sich auf dem Bildschirm. Man konferiert am Telefon, und noch während man etwas verändert, sieht die andere Seite das", erläutert Kornas. Auch in Besprechungen sei die Technologie nützlich: "Wenn man sich früher einen Zettel zugeschoben hat, stimmen sich manche Kollegen jetzt per IM ab."

Sicherheitsbedenken

Bislang nutzen 12.000 Mitarbeiter im DaimlerChrysler-Konzern das Instant Messaging. In anderen Firmen ist man noch nicht so weit. "Wir sehen keinen Bedarf", sagt Albrecht von Truchseß von der Metro AG. "Das ist doch eine Spielerei für Zuhause", ergänzt ein VW-Sprecher. Auch bei MAN, Epcos, Commerzbank oder Post ist IM-Technologie nicht im Einsatz. Zum Teil spielen Sicherheitsbedenken dabei eine Rolle.

"Unser Instant Messenger für Privatnutzer ist nur so sicher wie das Telefonieren. Er eignet sich nicht für vertrauliche Informationen", erklärt Bernhard Grander von MSN (Microsoft). Das gleiche gilt für die Angebote von T-Online, Yahoo! und von AOL – die Firma ist mit den Marken AIM und ICQ auf dem Markt. Der Grund: Damit ein IM-Nutzer sehen kann, wer von seinen Freunde online ist, muss das IM-Programm permanent eine Verbindung zum IM-Server offen halten. Das öffnet Hackern Tür und Tor.

Geschlossene Gesellschaft

In Erwartung eines großen Marktes für den Firmeneinsatz von IM haben Softwarehäuser nun Verschlüsselungstechnik eingebaut. Einer der ersten Anbieter war IBM mit "Lotus Sametime". Aber die Konkurrenz zieht bereits nach, denn auch Yahoo! verfügt nach eigenen Angaben schon über eine Firmenvariante des Messengers. Microsoft will im kommenden Jahr eine Offensive für Instant Messaging-Software starten.

Um gegen die Branchenriesen zu bestehen, gehen kleine Softwareschmieden wie die Hamburger Freiheit.com eigene Wege. "Wir arbeiten auf Basis der Open Source Technologie Jabber", erklärt der Geschäftsführer Stefan Richter. Vergleichbar mit dem Betriebssystem Linux ist der Programmcode der IM-Software offen zugänglich. Der Vorteil: "Jabber spricht mit allen, ist daher für die Kommunikation mit Endkunden besonders geeignet", sagt Richter. Er spielt auf ein Problem an, das private IM-Nutzer kennen: Bei den meisten IM-Anbietern können sie nur mit denjenigen Freunden kommunizieren, die bei dem gleichen Unternehmen registriert sind. (dpa)