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Merkels Demografie-Strategie

Heiner Kiesel24. April 2012

Die alternde Gesellschaft und ihre Probleme sind ein Kernthema von Angela Merkel. Am Tag bevor sich das Kabinett mit ihrer Demografie-Strategie befasst, hatte die Bundeskanzlerin noch einmal Experten zu Gast.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht im Bundeskanzleramt in Berlin bei einer Tagung zum demografischen Wandel. Foto: Steffi Loos
Bild: dapd

Angela Merkel hat zu sich eingeladen, ins Kanzleramt, zum Demografiekongress. Stadt- und Landräte sind gekommen, Arbeitsforscher, Mediziner und Pflegeexperten. Sie alle wollen darüber reden was getan werden muss, weil in Deutschland alle immer älter werden und immer weniger Junge dazukommen. Es ist ein Thema, das der Bundeskanzlerin sehr am Herzen liegt. ”Das Thema verdient allerhöchste Aufmerksamkeit”, ruft sie ihren Gästen zu und mahnt, ”die historische Dramatik wird oft unterschätzt.” Die gesamte Gesellschaft wird sich ihrer Meinung nach verändern, und deswegen will Merkel die Experten aus allen Fachbereichen miteinander ins Gespräch bringen.

Jedes Jahr, so das Bundesinnenministerium, steigt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Deutschen um drei Monate. Derzeit sind knapp 50 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter, also zwischen 20 und 64 Jahren. Bis zum Jahr 2030 wird ihre Zahl wahrscheinlich um 6,3 Millionen sinken. ”Es geht um die Frage, woher die Fachkräfte kommen, wie wir die sozialen Sicherungssysteme stabil halten, ohne die Beitragszahler zu überfordern”, zählt Merkel auf und fragt wer die Pflege leisten könne. Aber sie will nicht nur Negatives in der vergreisenden Bundesrepublik sehen und fordert, dass man das Älterwerden auch als Chance begreifen müsse. ”Denn die wirklich gute Nachricht ist, wir leben länger und bleiben auch länger gesund und können auch in höherem Alter noch aktiv bleiben.”

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht im Bundeskanzleramt in Berlin bei einer Tagung zum demografischen Wandel. Foto: Steffi Loos
Volles Haus: Demografie-Experten im KanzleramtBild: dapd

Positives für die Unternehmen

Merkel verteidigt im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel noch einmal die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Die Älteren würden sich positiv auf die Qualität und Produktivität der Unternehmen auswirken. ”Wenn alle Älteren in einem Unternehmen fehlen, dann fehlt dem Unternehmen auch Erfahrung.” Merkel verweist dabei auf ein Modellprojekt eines Autoherstellers in Bayern, bei dem spezielle Fertigungsstraßen mit geringerer Taktung eingerichtet worden sind. ”Zum Schluss ist die Effizienz genau so gut wie bei den Jüngeren”, stellt Merkel fest.

Merkels Demografiestrategie umfasst noch mehr. Die Bundesregierung will auf sechs Themenfeldern aktiv werden: Familien sollen gestärkt, ein längeres Arbeitsleben ermöglicht und gestaltet werden, ebenso wie ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Dazu möchte man den Zusammenhalt von Land und Stadt, die Sicherung von Wachstum und Wohlstand und die Begrenzung der Staatsverschuldung erreichen. Das bedeutet nicht weniger, als dass nahezu die ganze Gesellschaft auf den demografischen Wandel ausgerichtet werden soll.

Konzept ohne konkrete Maßnahmen

Die Handlungsfelder sind grob abgesteckt. Was auf ihnen geschehen soll wird auf dem Kongress im Kanzleramt durch beispielhafte Initiativen skizzenhaft illustriert. Nahverkehrsunternehmen, die auch Güter transportieren. Alte, die ihre Pflege selbst organisieren. Strukturschwache Landkreise, die ihre Schulen zusammenlegen. Merkels Botschaft: Es gibt viel zu tun, aber auch viele Ideen. ”Es geht bei der Demografiestrategie auch darum, voneinander zu lernen”, motiviert Merkel ihre Gäste zur Mitarbeit, ”und deshalb geht das weiter bis in den Herbst hinein.” Die Politik müsse und könne die Rahmenbedingungen vorgeben, betont die Regierungschefin. Irgendwann werde es dann auch Maßnahmen geben, die beschlossen würden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestikuliert am im Bundeskanzleramt in Berlin bei einer Tagung zum demografischen Wandel neben Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Foto: Steffi Loos
Er koordiniert, sie motiviert: Der Innenminister und die KanzlerinBild: dapd