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Alternative Nobelpreise in Stockholm verliehen

30. November 2015

Sie setzen sich ein für Kriegsopfer, Inuit und Homosexuelle: ein italienischer Arzt, eine kanadische Aktivistin und eine Menschenrechtlerin aus Uganda. Jetzt wurden sie mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet.

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Kasha Nabagesera (Archivbild: dpa)
"Mit Mut und Stolz": Kasha Nabagesera kämpft unter Lebensgefahr für die Rechte Homosexueller in Uganda (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/H. Montgomery

Right Livelihood Award 2015

Fast wäre die 1980 geborene Kasha Nabagesera (Artikelbild) von der Universität geflogen - weil sie als Studentin in Uganda offen homosexuell lebte. In diesem Augenblick nahm ihr Leben eine Wende: Nabagesera setzte sich mit voller Kraft für die Rechte von Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen in ihrer Heimat ein. 2003 gründete sie die Nichtregierungsorganisation "Freedom and Roam Uganda" (FARUG), die die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LSBT) und die Verbesserung von deren Lebensbedingungen vertritt.

Selbst von der Ermordung anderer Aktivisten ließ sich die Frau, die in wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs, nicht abschrecken. Erfolgreich zog sie 2014 gegen ein Gesetz vor Gericht, das für praktizierte Homosexualität lebenslange Haft vorsah. Mit kreativen Aktionen geht sie gegen Vorurteile und Diskriminierung vor.

"Eine der mutigsten Aktivistinnen in Afrika"

Die Right-Livelihood-Stiftung nennt Nabagesera "eine der mutigsten Menschenrechtsaktivistinnen in Afrika". Mit "Mut und Stolz" gelinge es ihr, "einen politischen Raum" zu schaffen, den viele in Uganda am liebsten eliminieren würden, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll.

Die zweite Frau unter den diesjährigen Preisträgern, die Kanadierin Sheila Watt-Cloutier, streitet als Vertreterin ihres Volkes für die Rechte der Inuit - so nennen sich die indigenen Volksgruppen vor allem im arktischen Kanada und auf Grönland. Die 61-Jährige rang lange darum, das Bildungssystem in Nord-Québec an die Bedürfnisse der Inuit anzupassen. 1995 wurde sie erstmals zur Präsidentin der kanadischen Sektion des Inuit Circumpolar Council (ICC) gewählt, einer länderübergreifenden Interessenvertretung in Russland, Alaska, Kanada und Grönland. Ab 2002 stand sie dem ICC als internationale Präsidentin vor.

Sheila Watt Cloutier (Archivbild: dpa)
Zehn Jahre auf dem Hundeschlitten: Sheila Watt Cloutier (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/S.Lowe

Eisschmelze bedroht Inuit-Traditionen

In ihrer Amtszeit kämpfte Watt-Cloutier unermüdlich gegen den durch Treibhausgase verursachten Klimawandel. Durch die Erderwärmung und die dadurch verursachte Eisschmelze ist auch die traditionelle Lebensweise der Inuit und deren Jagdkultur bedroht. Indem sie den Klimaschutz mit kollektiven Rechten von Ureinwohnern verknüpfte, erweiterte die Aktivistin, die nach eigener Aussage ihre ersten zehn Lebensjahre "vorwiegend auf dem Hundeschlitten" verbrachte, die globale Klimadebatte um neue Perspektiven.

Der italienische Chirurg Gino Strada transplantierte erst Herzen und Lungen. Doch 1988 brach er seine brillante Karriere als gut verdienender Spezialist ab und bot sich dem Internationalen Roten Kreuz für die Behandlung von Kriegs- und Minenopfern an. Fortan operierte er in den Konfliktgebieten acht verschiedener Länder, darunter Bosnien-Herzegowina, Pakistan und Somalia.

Gino Strada (Archivbild: dpa)
Karriereknick für Kriegsopfer: Gino Strada (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/C. Testa

1994 gründete er gemeinsam mit seiner Frau die Organisation Emergency, die inzwischen mehr als 60 Krankenhäuser und Erste-Hilfe-Einrichtungen betreibt. Das Ziel: eine kostenlose, hochwertige medizinische Versorgung für Kriegsopfer. In der Flüchtlingskrise hilft Emergency sowohl in Italien als auch im Irak - und schlage so die "Brücke von Europa zu den Konfliktregionen", wie Stiftungsdirektor von Uexküll erklärte.

Drei Millionen Schwedische Kronen

Die drei Geehrten teilen sich das Preisgeld in Höhe von drei Millionen Schwedischen Kronen (umgerechnet etwa 320.000 Euro). In Stockholm überreichte Stiftungsgründer Jakob von Uexküll im schwedischen Reichstag die Auszeichnung. Das Volk der Marshallinseln und ihr Außenminister Tony de Brum bekamen einen Ehrenpreis für ihr Beharren auf atomare Abrüstung. Mit dem Right Livelihood Award werden jedes Jahr Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden geehrt.

jj/rb (dpa, munzinger)