1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Alternativer Nobelpreis für stille Helden

27. September 2012

Die Organisation Right Livelihood Award hat in Stockholm die Träger des diesjährigen Alternativen Nobelpreises bekannt gegeben. Die Auszeichnung würdigt ihren Einsatz für Menschenrechte, Frieden und Umweltschutz.

https://p.dw.com/p/16GCz
Sima Samar in der UN (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Eine der vier Auszeichnungen bekommt die Ärztin Sima Samar (siehe Artikelbild) für ihren Kampf für Menschenrechte und die Rechte von Frauen in Afghanistan. Das Komitee ehrte ihren "Mut und ihre Entschlossenheit in einer der instabilsten Regionen der Welt." Samar gilt als "Ärztin der Armen", als Vorkämpferin für die Ausbildung von Menschen am Rand der Gesellschaft. Sie wurde 1957 in Afghanistan geboren und hat die Shuhada-Organisation gegründet, die über hundert Schulen sowie 15 Krankenhhäuser und Ambulanzen betreibt. Seit 2002 ist sie Vorsitzende der unabhängigen Menschenrechtskommission von Afghanistan. Seit mehreren Jahren gilt sie als Anwärterin auf den Friedensnobelpreis. In einer Erklärung für die Stockholmer Preisstiftung meinte Samar: "Ich muss sagen, dass ich nach meiner eigenen Überzeugung nichts Besonderes geleistet habe. Aber die Umgebung, in der ich arbeite, ist schon außerordentlich schwierig."

Der US-Politikwissenschaftler Gene Sharp bekommt den Alternativen Nobelpreis 2012 (Foto: AP)
Alternativer Nobelpreis für Gene SharpBild: APImages

"Macchiavelli der Gewaltlosigkeit"

Eine weitere Auszeichnung geht an den US-Wissenschaftler Gene Sharp für Strategien zum gewaltlosen Widerstand. Die Preisjuroren würdigten die Studien des 84 Jahre alten Politikwissenschaftlers, die im Dschungel von Birma genauso angewandt worden seien wie auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Als 25-Jähriger mußte Sharp ins Gefängnis, weil er während des Korea-Kriegs den Kriegsdienst verweigert hatte. 1983 gründete er in Boston das Albert-Einstein-Institut zur Erforschung gewaltfreier Aktions- und Widerstandsformen. Er hat auch Regierungen darüber beraten, wie man gewaltlosen Widerstand bei einer militärischen Invasion organisieren könnte.

Kampf für eine Welt ohne Waffen

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die britische Kampagne gegen Waffenhandel (CAAT). Die Organisation setzt sich seit ihrer Gründung 1974 für einen Stopp von Großbritanniens Waffenexporten ein. Nach Ansicht der Stockholmer Juroren hat die Gruppe erreicht, dass britische Exportsubventionen für Waffenfirmen zurückgegangen sind.

Der türkische Umweltschützer Hayrettin Karaca (Foto: TEMA)
Noch ein Preisträger: der türkische Umweltschützer Hayrettin KaracaBild: TEMA

"Großvater der türkischen Umweltbewegung"

Den nicht dotierten Ehrenpreis bekommt der türkische Umweltschützer Hayrettin Karaca. Der 90-Jährige wurde als erfolgreicher Geschäftsmann zum führenden Pädagogen und Aktivisten für Umweltschutz in der Türkei. Sein Umweltengagement begann in den 1970er Jahren, als Karaca immer mehr Alarmsignale wie die Bodenerosion mit eigenen Augen sah. Er begann, die Situation zu dokumentieren und informierte Behörden und die Öffentlichkeit.

#video#Ehrung für stille Helden unserer Zeit

Der alternative Nobelpreis ehrt Menschen und Initiativen, die Lösungen für die dringendsten Probleme unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen. Dazu gehören Leistungen aus den Bereichen Umweltschutz, Menschenrechte, Frieden, Armutsbekämpfung, Kultur sowie nachhaltige Technologien und Wirtschaftsmodelle.

Die Arbeit derjenigen, die sich auf diesen Gebieten engagieren, wird oft bekämpft, belächelt oder ignoriert. Deshalb hat der deutsch-schwedische Publizist Jakob von Uexküll die Stiftung Right Livelihood Award Foundation gegründet, um die eigentlichen "Helden" zu ehren. Von Uexküll wollte eine Alternative zu den traditionellen Nobelpreisen schaffen. Als Startkapital setzte der heute 68-Jährige den Erlös aus dem Verkauf seiner Briefmarkensammlung ein.

Ehrung soll Arbeit der Preisträger bekannt machen

Die Alternativen Nobelprise werden seit 1980 kurz vor der Bekanntgabe der traditionellen Nobelpreise von einer internationalen Jury vergeben. Sie sind mit jeweils 50.000 Euro dotiert, einer der Preise ist meist ein undotierter Ehrenpreis. Das Geld soll die Arbeit der Preisträger unterstützen. Es ist nicht für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Der Preis dient auch dazu, das Wissen und die praktischen Lösungsansätze seiner Preisträger international zu verbreiten. Denn die Glaubwürdigkeit und die internationale Aufmerksamkeit sind genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung.

Feierlich verliehen werden die Preise am 7. Dezember im schwedischen Reichstag.

cd/pg (dpa, afp)