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Der Fluch Alzheimer

Cathleen Oswald21. September 2007

Mit Störungen des Gedächtnisses und Orientierungslosigkeit fängt es an - irgendwann kann der Alltag nicht mehr bewältigt werden: Am Welt-Alzheimertag (21.09.2007) steht die Erforschung der Demenzkrankheit im Vordergrund.

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Ein Alzheimer-Patient sitzt gemeinsam mit einer Betreuerin unter einem Sonnenschirm und malt. Quelle: dpa
Auch nichtmedikamentöse Ansätze, wie hier eine Kunsttherapie, helfen den Patienten.Bild: picture alliance /dpa

Morbus Alzheimer ist die häufigste Demenzkrankheit in Deutschland, und etwa 650.000 Menschen leiden an ihr. Man schätzt, dass bei den 65-Jährigen etwa zwei Prozent betroffen sind. Bei den 70-Jährigen sind es vermutlich bereits drei Prozent und bei den 75-jährigen sechs. Gar ein Viertel aller 85-Jährigen zeigen Symptome der Krankheit. In Bonn untersuchen Forscher den Zusammenhang unter anderem zwischen Ernährung und Alzheimer.

Im Alter höheres Risiko zu erkranken

"Die Gedächtnisstörungen werden zunächst sehr ausgeprägt. Das heißt, die Patienten haben wirklich Schwierigkeiten, sich an Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit zu erinnern", beschreibt Frank Jessen, Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Bonn, die ersten Symptome. Dazu kämen zunehmend Störungen des Langzeit-Gedächtnisses und es würden sich Orientierungsstörungen entwickeln. Im späten Krankheitsverlauf könnten die Patienten sich in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfinden. Und im Endstadium der Erkrankung seien sie im Prinzip unfähig, irgendetwas selbständig zu tun oder in irgendeiner Art und Weise zu kommunizieren.

Jessen ist auch Leiter des Diagnostikzentrums für Gedächtniserkrankungen im Alter und erforscht dort Methoden, um Alzheimer so früh wie möglich zu erkennen. "Je älter ein Mensch wird, desto höher wird sein Risiko", nennt er einen Faktor. Außerdem hätten Menschen, die Verwandte mit einer Alzheimer-Demenz haben, selber ein etwas erhöhtes Risiko. Es gäbe dann noch eine Reihe von Faktoren, die das Gehirn nachgewiesenermaßen mitschädigen: zum Beispiel hoher Blutdruck, Diabetes, hohe Blutfett-Werte oder Übergewicht.

Cholesterin als entscheidender Faktor?

Eine Porträtzeichnung von Alois Alzheimer.
Alois Alzheimer, deutscher Psychiater und Neuropathologe, beschrieb als erster die nach im benannte Demenzerkrankung.

Ist ein Patient einmal erkrankt, kann der Verlust des Gedächtnisses durch Medikamente zwar verlangsamt, aber nicht verhindert werden. Wie schon Alois Alzheimer erkannte, sind Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn für die Krankheit verantwortlich. Und was die anrichten können, das untersucht der Biochemiker und Pharmakologe an der Uni-Klinik Bonn, Dieter Lütjohann. "Diese Proteine knäueln sich zusammen und besetzen dann bestimmte Bereiche im Gehirn", erläutert er. Dort würden sie bestimmte Stoffwechsel-Wege nicht mehr zulassen, so dass in diesen Bereichen Nervenzellen absterben würden.

Eigentlich sind die Cholesterine, also die Blutfette, das Spezialgebiet von Dieter Lütjohann. Und jetzt hat er entdeckt, dass Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken – so genannte Statine - wohl auch das Alzheimer-Risiko minimieren. "Wir konnten aus Zell- und Tierversuchen sehen, dass diese krankhaften Vorgänge, wie sie bei der Alzheimer-Erkrankung zu finden sind, vermindert werden, wenn man in Zellen oder gewissen Tieren das Cholesterin auch an gewissen Stellen senkt - durch die Gabe von Statinen."

Noch fehlen die Ergebnisse

Die Erkenntnis, dass Cholesterin und die krankhaften Eiweiß-Vorkommen im Gehirn in direktem Zusammenhang stünden, sei ein wichtiger Fortschritt in der Alzheimer-Forschung. Das Problem allerdings sei, sagt Lütjohann, dass unser Gehirn Cholesterin auch benötige, um gesunde Nervenzellen überhaupt herzustellen. Nicht nur deshalb seien noch weitere Untersuchungen nötig. "Wir kennen viele Fälle von Nebenwirkung durch die Gabe von Statinen." Die erste Euphorie, die vor einigen Jahren entstanden sei, dass Statine als ein weiteres Aspirin der Zukunft verabreicht werden könnten, werde dadurch gedämpft, dass noch keine Endergebnisse vorlägen.

Frank Jessen von der Psychiatrischen Klinik in Bonn glaubt aber daran, dass Alzheimer bald heilbar sein wird. Es gäbe viele, viel versprechende Ansätze. "Und wenn man Optimist ist, kann man hoffen, dass vielleicht in fünf bis zehn Jahren auch eine wirksame Therapie da sein wird."