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Am Mann: Dieter Hecking

21. Februar 2008

Der Trainer Dieter Hecking ist eigentlich ein Familienmensch - Vater von fünf Kindern. Wenn dann allerdings seine Mannschaft vier Spiele in Folge sieglos ist, dann kann ihm auch schon mal die Sicherung durchbrennen.

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Bild: DW-TV

Dieter Hecking:

Natürlich war es in der Situation sowieso ärgerlich dass ich überhaupt auf die Tribüne musste. Ja aber, letztendlich richtig Einfluss nehmen kann man dann in der Situation auch nicht. Wobei es immer besser ist wenn der Trainer am Spielfeldrand ist und nicht auf der Tribüne.

Ob es was gegen die Bayern gebracht hätte? Von oben musste er mit ansehen, was unten geschah. Nach dem 0:1 waren seine Jungs sichtlich überfordert.

DW-TV:

Ist dann da die Ehrfurcht vor den Bayern zu groß, oder ist dann das Selbstbewusstsein was in den Keller geht bei den eigenen Spielern?

Dieter Hecking:

Ja, das heißt nicht das man, dann geht gar nix mehr. Das sagt man so leicht. Man hat dann einfach nur gespürt das die Bayern mit ihren zentralen Spielern einfach dann uns gezeigt haben, es geht nix mehr, den Sieg lassen wir uns nicht nehmen. Durch ein unwahrscheinlich robustes körperliches Auftreten und, und , und. Das merkt man dann schon als Außenstehender, der das Spiel von außen guckt. Da sieht man jetzt sind da die Leader auf dem Platz, die unseren Spielern zeigen, pass auf, wir führen jetzt eins zu null, dass lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen von euch… Es ist eben so, dass die Spieler ein gewisses Leistungsvermögen haben, sie stoßen auch immer mal wieder an Grenzen- ja das ist auch in Hannover der Fall. Natürlich ist die Entwicklung sehr positiv in den letzten eineinhalb Jahren. Es ging sehr schnell relativ zügig nach oben jetzt. Nichts desto trotz ist Hannover 96 nicht vor Rückschlägen gefeit. Und es kann auch mal, wie jetzt, eine Phase kommen wo man vier Spiele hintereinander nicht gewinnt. Die darf man als Hannover 96 nie ausschließen, ja- aber man macht es auf einem deutlich höheren Niveau.

Wie sehen sie denn eigentlich das Niveau der Bundesliga?- Ist das höher als manche sagen- oder ist es niedriger als manche glauben. Wenn man sieht das Wolfsburg in Schalke gewinnt… und.

Ja, aber das ist ja der Reiz der Bundesliga. Ich glaube dass es in anderen Ligen vielleicht unmöglich ist, dass der Tabellen Zweite oder Dritte gegen den Zehnten zu Hause verliert. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Das macht auch eine Attraktivität einer Liga aus. Und die Bundesliga gehört zu den attraktivsten Ligen. In den anderen Ligen, man sieht da ja auch nur die Topspiele, wenn Arsenal gegen Chelsea spielt, wenn Liverpool gegen Manu spielt. Ja, und wenn man dann mal guckt, wenn sie gegen Birmingham spielen Arsenal- dann ist es auch ein Spiel wo du denkst naja gut, das ist eigentlich ähnlich wie wenn Cottbus gegen Leverkusen spielt.

Oder eben Cottbus-Hannover die höchste Pleite: eins zu fünf.

Ne Woche vorher hatten sie Werder noch vier Dinger eingeschenkt. Für Hannover und Hecking eine Saison zwischen Himmel und Hölle.

Was sind denn so größten, rein sportlicher Natur, die größten Ängste eines Trainers?

Ich hab eigentlich vor nix Angst. Ja, ich glaube wenn man sich in dem Job befindet, dann weiß man dass man leider das Tagesgeschäft hat. Man kriegt nicht immer die Zeit, dass man 3, 4 Jahre sagt, so jetzt mach mal in Ruhe Hecking- ja, das will man auch gar nicht, weil man selber natürlich auch von Woche zu Woche den Erfolg haben möchte. Und deshalb, wenn ich da Angst hätte vor irgendetwas dann würde das glaube ich nicht funktionieren.

Wie sehen sie sich selber an der Außenlinie? Wenn ich so eine Skala von eins, ist ganz ruhig, bis zehn ähm Heißsporn…

Dann würde ich mir die Sechs geben

Die Sechs heißt?

Sechs heißt, mal emotional aufgeladen, mal- und das aber weniger- mit der nötigen Gelassenheit, weil ich einfach Fußball mit lebe. Und für mich gehört die Emotion am Spielfeldrand genauso dazu wie auf dem Spielfeld.

Ne 6 – alles klar… – hätte auch 11 sagen können.

Hecking ist kaum zu halten. Aachen führte er in die erste Liga- und im Herbst 2006 kam er zu den Niedersachsen.

Ist denn auch dieser Werdegang von Ihnen so hilfreich, dass man unten anfängt, sich hocharbeitet und dann durch gute Arbeit irgendwie noch weiter nach oben kommt?

Ja, also jeder geht seinen Weg. Der eine war eben der mehrfache Nationalspieler, der dann reingeschoben ist, der andere kommt über die Co-Trainer Tätigkeit, ich musste diesen Weg gehen- über die kleinen Vereine hin. Ich wollte auch mal ausloten ob es überhaupt was für mich ist. Und bislang war der Weg sehr erfolgreich und natürlich hat auch ein Dieter Hecking die Vorstellung irgendwann mal einen Topclub zu trainieren, ja, das ist mein nächstes Ziel was ich habe ganz klar. Aber das in ein zeitliches Raffa zu fassen, also das muss jetzt nicht sofort morgen sein, aber mein Ziel muss es sein irgendwann mal so gut zu sein, dass ein Topverein sagt, Dieter Hecking ist jetzt mal unser Mann. Dann werde ich die Aufgabe genauso angehen wie die Aufgabe in Hannover, Lübeck oder Aachen.

Jetzt mal was anders, ihre Ausbildung, sie sind ausgebildeter Polizist, wie viel steckt dann da noch in Ihnen- auch als Trainer?

Ja, das wird immer gerne mal als Klischee herangezogen, weil ich eben diese Ausbildung gemacht habe. Ich glaube das davon vielleicht minimal was in mir drin steckt, weil ich gelernt hab bei der Polizei diszipliniert zu leben, nach Regeln zu leben, ja und alles andere denke ich, soviel steckt da nicht drin.

Ist denn beispielsweise so eine Aussage die ich durchaus nachvollziehen kann, mit dem Berufsverbot für da Silva, ist denn das vielleicht noch ein bisschen Polizeidenken- oder ist das so wo man sagt, das gehört verboten?

Nein es ist einfach- es kann mal passieren, also davon ist keiner frei. Es kann vielleicht auch ein zweites Mal passieren. Ja, weil man vielleicht eine Handbewegung macht die dann als Ellenbogencheck ausgelegt wird, da sag ich auch noch nichts, aber wenn man das Gefühl hat das es wiederholt bewusst gemacht wird, und das hatte ich in dem Fall bei da Silva, dann bin ich nicht ein Gerechtigkeitsfanatiker dann prangere ich es aber an. Weil ich eben da, und das sage ich meinen Spielern auch immer, sie haben e Vorbildfunktionen, genauso wie ich mich ärgere das ich auf die Tribüne muss. Auch ich als Trainer habe eine Vorbildfunktion, ja und dessen muss ich mich täglich stellen. Und ich erwarte allerdings auch dass sich auch die Spieler danach stellen. Und deshalb hatte ich für dieses Verhalten in dem Fall kein Verständnis und ich finde es auch absolut gerechtfertigt das der Spieler acht Wochen gesperrt bleibt.

Doch noch ein bisschen Polizist der Dieter…

Sein Wechsel in die Landeshauptstadt hatte private Gründe. Trotz des Erfolgs in Aachen - die Familie geht ihm über alles.

Ja gut, ich mach ja kein Hehl daraus das ich ein Familienmensch bin, deshalb ist die Familie für dementsprechend wichtig.

Meine Kinder sind in der Alterspanne von sechs bis zweiundzwanzig. Ich hab zwei Jungs dabei die sind natürlich Fußballer durch und durch. Da kommt schon mal der Frotzelspruch. Aber letztendlich ist es alles bei uns so, dass wir genau wissen was wir da tun und wo ich mich, oder wo der Vater sich bewegt, in welchem Terrain oder auf welchem Terrain und das ist bei uns nie das ganz große Thema. Auch so mein Spiel wie gegen Bayern, klar wenn man es gewonnen hätte würde man auch anders drüben reden. Aber mit einem 0:3, da wird jetzt nicht gesagt, was habt ihr für einen Scheiß gespielt, oder das und das war Scheiße. Da legen wir in der Familie auch größten Wert drauf dass das eigentlich- wenn die Haustür mal zu ist, dann ist sie auch zu.