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Am Mann: Frank Rost

13. September 2007

Frank Rost, Torwart, HSV. Rost gilt als unbequem, als Moralist. Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt. „Die Null muss stehen“. Frank Rost steht ebenso wie Trainer Huub Stevens für die Wiederauferstehung des HSV.

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Bild: DW-TV

Und der hier war auch mal 10 Jahre bei Werder Bremen. Dann bei Schalke. Und ist jetzt die Nummer 1 beim HSV: Frank Rost. Genannt Fäustel. 34 Jahre.

Weil er bei Schalke durch den 20jährigen Neuer auf die Bank verdrängt wurde, wechselte er Anfang des Jahres nach Hamburg. Da standen die gerade noch auf einem Abstiegsplatz...

Die Saison hat ja ganz gut angefangen. Sie stehen auf Platz 5. Der HSV hat sich für den UEFA-Cup qualifiziert. Was sind die Gründe?

Frank Rost:

Die Gründe dafür... Es ist am Anfang der Saison. Es ist noch gar nix aussagekräftig was die Tabelle angeht.

Zwischenprognosen abzugeben ist immer total schwierig. Man hat es ja im letzten Jahr gesehen. Sicher hätte niemand den HSV zur Halbserie auf einem Abstiegsplatz gesehen. Da sieht wie es so schnell im Fußball geht. Aus einem Champions-League-Aspiranten wird auf einmal fast ein Absteiger und in der Rückrunde war man fast mit die beste Mannschaft.

Aber immerhin waren sie die ersten die Bayern einen Punkt abgenommen haben...

Frank Rost:

Ja, aber ich denke die Bayern werden noch mehrere Punkte abgeben.

Ja gut, also 11 Freunde, das ist ja fast schon märchenhaft. Das habe ich wahrscheinlich noch nie erlebt. Aber der Respekt muss da sein und heutzutage muss halt auch viel Toleranz da sein.

Wobei man sagen muss, dass der Fußball hat sich schon arg gewandelt hat. In den letzten Jahren noch mal extrem. Auch seine moralischen Ansprüche – hat man ja auch hier in Hamburg gemerkt – die muss man gen Null fahren. Es ist halt immer mehr Business geworden und wird zu einer Riesenshow aufgemotzt.

Aber gerade Sie sind doch jemand der schon seine Ideale hat und versuchen müsste in der eigenen Mannschaft dagegen anzukämpfen.

Frank Rost:

Ich glaube nicht, dass man Don Quichotte nachahmen sollte und dann gegen Windmühlen kämpfen. Du kannst ja nicht das Rad zurückdrehen. Der Fußball ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es spiegelt sich vieles wieder was draußen los ist.

Wenn sie in die Vorstandsetagen der großen Konzerne gucken ist das ja auch nur noch ein kommen und gehen. Abfindung mitnehmen. Wenn die großen Vorbilder in Politik und Wirtschaft das machen, warum soll das im Sport anders funktionieren?

Sind sie eigentlich noch Fußballfan?

Frank Rost:

Ich liebe meinen Fußballsport, sonst würde ich ihn wahrscheinlich auch nicht mehr machen.

Ich bin auch froh, dass ich schon einige Derbys mitspielen durfte, gerade auch im Ruhrgebiet. Das ist natürlich schon was schönes, wenn da Herzblut auf beiden Seiten dabei ist. Wenn das aus tiefer Tradition herauskommt, und für die ist das das Allergrößte, wenn sie am nächsten Tag irgendwo auf Arbeit gehen und dem gegenüber sagen können, was er für ne blinde Truppe hat. Das ist einfach so und keiner möchte auf Arbeit gehen und sich das von dem anderen anhören, dass er eigentlich Fan einer Scheißmannschaft ist. Diese Dinge will man doch vermeiden.

Wenn Sie nur als Fan sprechen könnten und nicht als Spieler, für wen würde Ihr Herz schlagen?

Frank Rost:

Ich muss sagen, ich freue mich eigentlich, dass ich bei drei Vereinen spielen durfte, die eine große Tradition haben. Mit Werder Bremen, Schalke 04 und jetzt dem HSV. Aber das ich sage: Ich bin von der und der Mannschaft Fan, das könnte ich jetzt so nicht sagen.

Aber wenn Schalke gegen Bayern spielt?

Frank Rost:

Das dürfte klar sein. Da bin ich natürlich für Blau-Weiß.

Was sind Ihre ersten Erinnerungen: Sie mit einem Ball?

Frank Rost:

Die ersten Erinnerungen sind eigentlich bei meinem Großvater im Garten. Wie alt werde ich da gewesen sein? 3, 4 Jahre, wo man sich aktiv dran erinnern kann. Oder im Urlaub. Also ein Ball war allgegenwärtig. In unserer Familie sowieso. Alle haben einen Ballsport gemacht. Meine Großmutter Hockey, mein Vater und seine zwei Brüder haben Handball gespielt, meine Mutter Handball. Der Ball war allgegenwärtig.

Zwölf Brüder?

Frank Rost:

Nee, mein Vater hat 2 Brüder…

Ach, ich dachte schon zwölf Onkels im Garten…

Ihre Art als Torwart erinnert mich manchmal an Olli Kahn. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Ihnen?

Frank Rost:

Denke ich überhaupt nicht.

Eine ähnliche Art von Ehrgeiz?

Frank Rost:

Nee!

Ich meine nur um die Art auf dem Platz. Wie man die Abwehr dirigiert, wie man Kommandos gibt und wie man Ihnen beiden ansieht, dass Sie...

Frank Rost:

Ich denke jeder macht... Ich bin ein völlig anderer Torhüter als Oliver Kahn. Es ist schwierig miteinander zu vergleichen.

Aber ehrgeizig sind Sie schon sehr?

Frank Rost:

Jeder möchte gerne gewinnen, das ist klar, aber man ist mit den Jahren ruhiger geworden.

Sehen Sie, ich war zehn Jahre bei Werder Bremen. Sicherlich gab es auch mal Zeiten, wo ich fast schon das Handtuch geworfen hätte, weil du eigentlich nie die Chance gekriegt hast. Du hast immer trainiert, trainiert, trainiert und dann vielleicht mal bei den Amateuren gespielt. Es gab mal eine Zeit, da habe ich zweieinhalb Jahre auf der Bank gesessen und eigentlich gar kein Spiel gemacht. Aber gegen solche Widrigkeiten anzukämpfen und zu sagen: Ich setz mich trotzdem durch.

Frank Rost:

Ich habe eigentlich gedacht, dass ich in Gelsenkirchen mit Fußball aufhöre und jetzt bin ich hier in Hamburg. Wobei ich muss ehrlich sagen: Ich habe diesen Schritt bisher nicht bereut. Ich möchte eigentlich nicht aus Hamburg weg. Ich möchte eigentlich dann hier bleiben mit meiner Familie und möchte auch meine Tochter aufwachsen sehen und möchte der auch ein Umfeld bieten, wo sie einfach Konstanz hat. Das ist für mich in meinem Leben ganz wichtig gewesen und nicht diese ewige Wechselei, dieses Vagabundenleben. Das ist manchmal in unserer heutigen Zeit nicht zu vermeiden, aber ich bin eher der Typ, der sein Umfeld hat und weiß, wo er zu Hause ist.