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Am Mann: Marcel Koller

18. Mai 2007

Marcel Koller, 46, Cheftrainer in Bochum. Seine schweizerische Ruhe und Beharrlichkeit haben ihm den Job und seiner Mannschaft die Klasse gesichert – ausgerechnet mit einem Sieg gegen die Angsthasen aus Schalke.

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Marcel KollerBild: DW-TV

Das Spiel gegen Stuttgart. Hatten Sie den Eindruck, das war das Spiel gegen den nächsten deutschen Meister?

Nach dem Spiel muss man sagen, dass das wahrscheinlich so sein wird, weil sie jetzt alle Trümpfe in der Hand haben. Ich denke, dass sie das zuhause nicht mehr aus der Hand geben werden.

War Ihnen das bewusst, dass Sie die Meisterschaft da mit entschieden haben mehr oder weniger. Sie kannten doch die Ergebnisse aus den anderen Stadien.

Ja, ich habe mich aber nicht groß darum gekümmert. Man hat natürlich auch gesehen auch unsere Fans, dass Schalke im Rückstand lang. Da gab es dann ein Riesengeschrei. Und auf dem Platz war in dem Moment nicht so viel los. Und denkst Du natürlich: Was ist denn hier los? Und dann guckt man natürlich auf die Tafel.

Sie sind ja jetzt auch schon eine Weile im Revier. So ein bisschen haben sich die Schalker auch der Lächerlichkeit preis gegeben.

So ist das natürlich im Fußball – speziell im Revier, dass die Dortmunder und auch die Bochumer sich freuen, wenn die Schalker die Schale nicht kriegen.

Wie wichtig ist so ein "Faktor Angst" kurz vor Erreichen einer Meisterschaft?

Das ist extrem schwierig das aus dem Kopf zu kriegen. Wenn es mal nicht so läuft und man noch mehr dagegen halten muss, kommt diese Angst und diese gewisse Unsicherheit. Man hat das Gefühl, dass man Beine wie Klostersäulen hat. Man bringt nicht mehr das normale, was man eigentlich abrufen muss.

Hatten Sie auch schon mal Angst ab und zu?

Ja, also, es gab einmal so eine Situation. Da war ich im Wehrdienst und hatte eigentlich Urlaub. Da hatte ich ein Spiel gemacht und bin dann zurück gefahren. Danach war eigentlich völlig kaputt und hatte dann so einen Sekundenschlaf. Also, ich bin dann auf der Autobahn gefahren. Es ist eigentlich nichts passiert. Aber dieses Bewusstsein war da, was passiert, wenn Du plötzlich einen Schlenker machst. Zum Glück ist die Autobahn ein bisschen breiter, und es ist nichts passiert.

Hatten Sie eigentlich mal Angst Ihren Job zu verlieren in dieser Saison? Das war ja ganz schön knapp, ne?

Es gab sicher im Herbst eine schwierige Situation. Wenn dann der Erfolg nicht da ist im Moment, dann kommt es natürlich von überall her.

Ich stelle mir das unheimlich schwierig vor unter solchen Bedingungen zu arbeiten. Man steigt auf und ist sofort als potenzieller Absteiger verschrien, hat ein wahnsinnig geringes Budget und muss dann zum Saisonende seine ganzen Perlen, sie man sich aufgebaut hat, wieder verkaufen, weil der Verein das Geld braucht.

Ja, das ist sicherlich schwierig. Es wäre einfacher, wenn wir sagen könnten: Ok, wir haben einen guten Stamm und kann diesen Stamm noch zusätzlich erweitern. Wenn dann so zwei wegfallen wie jetzt speziell Misimovic und Gekas, ist das natürlich wieder ein Riesending.

Ist ihnen schon mal geglückt.

Ja, jaja, ja. Aber das hat uns auch viele graue Haare eingebracht.

Der VfL wirbt ja immer, wenn es um neue Spieler geht, natürlich nicht mit allzu viel Geld. Das ist klar. Aber mit Leidenschaft im Revier und mit Familienanschluss. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie hätten auch noch die 120 Millionen, die den Bayern zur Verfügung stehen. Was würden Sie denn damit machen?

Ja, dann könnte man vielleicht schon ein bisschen höher gucken. Wenn man bei Bayern München Makaay anguckt, der hat um die 20 Millionen gekostet alles drum herum. Der hat eine gewisse Qualität und eine gewisse Torgarantie.

Sie waren insgesamt 25 Jahre lang bei den Grasshoppers. Und nur 20 Jahre lang verheiratet. Ist klar, wo die Prioritäten liegen.

Hihihi! Ja.

Vermissen Sie die Schweiz?

Ja. Ab und zu natürlich schon. Allein von den Landschaften her, von den Bergen her. Die Hügel, das fehlt hier natürlich ein bisschen.

Wir versuchen gerade eine "Elf des Jahres" aufzustellen. Wer wäre denn in so einer "Elf des Jahres" für Sie absolutes Muss in der Mannschaft? Gekas? Der wäre bestimmt dabei, oder?

Ja, klar, denke ich. Der hätte schon seinen Platz da. Diego, Naldo.

Im Tor?

Im Tor sicher Hildebrandt, der eine sehr konstante Saison gespielt hat. Gut, jetzt die Stuttgarter allgemein, dass sie das jetzt mit dieser Mannschaft und mit diesem Teamgeist hingekriegt haben.