1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Amerikanische Schulden sind out

Anne Schwedt New York
23. Mai 2018

Der amerikanischen Wirtschaft geht’s gut. Dennoch sinkt das Interesse europäischer Investoren, amerikanische Schulden zu kaufen. Sollte die USA das beunruhigen? Anne Schwedt aus New York.

https://p.dw.com/p/2y9UE
Symbolbild Staatsverschuldung der USA
Bild: picture-alliance/chromorange

21 Billionen Dollar, das sind 21.000 Milliarden. So viele Schulden haben die USA. Es ist etwas mehr als die jährliche Wirtschaftsleistung. Und der Schuldenberg wächst jede Sekunde um weitere 25.000 Dollar. Hochrechnungen gehen davon aus, dass in zwei Jahren jährlich eine Billion Dollar neue Schulden dazu kommen werden. Selbst wenn alle Milliardäre der Welt zusammenlegen würden, könnten sie die US-Schulden nicht mal zur Hälfte begleichen. Um die USA schuldenfrei zu machen, müsste jeder Mensch der Welt dem amerikanischen Staat knapp 3000 Dollar schenken.

"Die USA geben einfach dauerhaft mehr aus, als sie mit Steuergeldern einnehmen", sagt Marc Goldwein. Er ist Vizepräsident des "Committee for a Responsible Federal Budget", einer Organisation, die sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Staatshaushalt einsetzt.

"Die Politiker machen es noch schlimmer", sagt Goldwein mit Blick auf die Trump-Regierung, die auf Steuersenkungen setzt und gleichzeitig neue Ausgaben genehmigt. "Sie denken mehr an die nächsten Wahlen als an die nächste Generation."

Die US-Regierung argumentiert, dass Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln - und damit wiederum mehr Steuern eingenommen werden könnten. "Das hat noch nie funktioniert, auch in den USA nicht. Und mit Trump wird das erst recht nicht funktionieren", sagt Friedrich Heinemann, der Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzwirtschaft am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.            

Ausländische Investoren verlieren das Interesse

Um neben den Steuern noch zusätzlich Geld einzunehmen, verkaufen die USA - wie andere Länder auch - verzinste Staatsanleihen an Anleger, auch im Ausland. Der größte ausländische Gläubiger der USA ist China. Das Land hält US-Schulden im Wert von rund 1,2 Billionen Dollar - eine Summe, die auch als Drohpotenzial im Handelsstreit mit den USA taugt. Investoren aus Deutschland halten rund 90 Milliarden Dollar an US-Schulden.

Was in der Vergangenheit gut funktioniert hat, scheint jetzt aber nicht mehr aufzugehen. Viele ausländische Investoren verlieren das Interesse daran, ihr Geld in US-Schulden zu stecken. Besonders langlaufende Staatsanleihen werden immer weniger gekauft.

Zahlen der Europäischen Zentralbank zufolge wurden nach 2015 mehr als die Hälfte der neu ausgegebenen US-Staatsanleihen von Investoren aus der Eurozone gekauft. Nach 2017 war allerdings zu beobachten, dass sich europäische Anleger zunehmend von alten US-Anleihen trennten - die Verkäufe überstiegen die Einkäufe. "Investoren tragen ein größeres Risiko", erklärt Goldwein diesen Trend. "Sie sehen, dass der Schuldenberg immer größer wird und es keinen Ausweg mehr gibt."

USA Symbolbild Zinswende
Noch immer die Weltleitwährung: der US-Dollar.Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Sicherer Hafen oder die nächste Finanzkrise?

Obwohl der hohe Schuldenberg wahrscheinlich nie wieder kleiner werden wird und Investoren sich von der Finanzpolitik der Trump-Regierung abgeschreckt fühlen, hält Ökonom Heinemann US-Staatsanleihen nach wie vor für eine sichere Investition. "Hinter diesen Staatsschulden steht natürlich eine enorme Kreditwürdigkeit", sagt er. Die USA würden immer in der Lage sein, ihre Schulden zu bedienen.

Auch Schuldenexperte Goldwein rechnet nicht mit Zahlungsausfällen der USA. Dennoch rät er zur Vorsicht. "Wir könnten eine globale Finanzkrise auslösen", sagt der Amerikaner. Das wäre möglich, wenn Investoren weiter das Interesse daran verlieren, amerikanische Schulden zu kaufen. Dann müsste die Regierung höhere Zinsen auf ihre Schulden anbieten, um Abnehmer zu finden. 

Staatsanleihen mit höheren Zinsen sind für Anleger zwar attraktiv, können für die Gesamtwirtschaft aber ein Problem werden, sagt Goldwein. Denn für Investitionen, die die Wirtschaft voran bringen, stehe dann weniger Geld zur Verfügung. Die Wirtschaft wächst langsamer, zudem müssten die USA mehr Geld für den Schuldendienst aufbringen. In ein paar Jahren könnten die Zinskosten höher sein als die Staatsausgaben für das Militär, so Goldwein.

Bleibt zu hoffen, dass ausländische Investoren ihr Vertrauen in die USA nicht verlieren. Immerhin sind US-Staatsanleihen weiterhin ein sicherer Hafen. Aber dennoch: Der US-Schuldenberg wächst weiter. In den vergangenen drei Minuten um knapp 4,5 Millionen Dollar.