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An den Regeln vorbei gefiedelt

Stefan Nestler12. November 2014

Sie galt als die große Exotin der Winterspiele von Sotschi: Stargeigerin Vanessa-Mae startete im Riesenslalom für Thailand. Jetzt stellt sich heraus: Vorher wurde kräftig geschummelt.

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Vanessa Mae nach dem olympischen Riesenslalom. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa

50 Sekunden mehr als Olympiasiegerin Tina Maze aus Slowenien brauchte Vanessa-Mae im Riesenslalom der Olympischen Spiele in Sotschi. Keine andere Starterin war langsamer, die Zweitletzte zwölf Sekunden schneller. "Das war so cool. Ich habe immer davon geträumt, bei Olympischen Spielen zu starten", sagte Vanessa-Mae nach dem Rennen. "Dass es nach nur sechs Monaten Training klappt, ist unglaublich." Schon damals fragten sich viele Beobachter, wie es die für Thailand startende Stargeigerin bloß geschafft hatte, sich für die Winterspiele in der russischen Stadt zu qualifizieren. Durch Schummelei, wie jetzt feststeht. Der Internationale Skiverband FIS sperrte Vanessa-Mae Vanakorn Nicholson für vier Jahre, weil die vier Rennen in Slowenien, bei denen die Geigerin die Qualifikationskriterien erfüllt hatte, manipuliert waren. Vanessa Mae hatte bei den Rennen die Plätze 10, 9, 7 und 6 belegt. Hinter dem Betrug sollen Personen aus dem Umfeld der Musikerin und auch thailändische Sportfunktionäre stecken.

Neben der Strecke losgefahren

Die Details, die der Weltverband über die vier Rennen am 18. und 19. Januar in Krvavec verbreitete, klingen fast, als seien sie einer Komödie entnommen: Eine Starterin fuhr neben der Strecke los, die Zeitmessung wurde erst später aktiviert. Eine Skifahrerin stürzte, tauchte im Klassement aber als Zweitplatzierte auf. Drei Starterinnen, die auf den Ergebnislisten auftauchten, waren gar nicht vor Ort. Bei einem Rennen traten nur acht Fahrerinnen an, sechs kamen in die Wertung. Vor dem zweiten Durchgang wurde der Kurs nicht umgesteckt. Eine eigentlich schon zurückgetretene Athletin wurde reaktiviert, weil sie noch in der Weltrangliste auftauchte und damit ihren Gegnerinnen bei den Rennen in Krvavec eine höhere Punktezahl in der FIS-Bewertung bescherte. Und das Wetter war so schlecht, dass die Rennen normalerweise gar nicht erst hätten gestartet werden dürfen. "Zuerst haben wir gelacht", sagte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper. "Aber dann stellten wir fest, dass es eine ernste Angelegenheit war."

Vanessa Mae mit Geige. Foto: picture alliance/Photoshot
Stargeigerin Vanessa-MaeBild: picture alliance/Photoshot

FIS sieht keinen Bedarf für Regeländerung

Bereits im Juli hatte der slowenische Verband bekannt gegeben, dass es Hinweise gebe, dass die Rennen auf Betreiben thailändischer Sportfunktionäre manipuliert worden seien. Die FIS sperrte jetzt nicht nur Vanessa-Mae, sondern auch vier Offizielle aus Slowenien und den in Krvavec anwesenden FIS-Vertreter aus Italien. Es ist nicht unüblich, dass Verbände eigens für ihre Athleten FIS-Rennen organisieren. Das tat vor der Olympiasaison auch der Deutsche Skiverband (DSV), um auf Nummer sicher zu gehen, dass Maria Höfl-Riesch die Auflagen für einen Olympia-Start in der Super-Kombination erfüllte. Dabei ging jedoch alles mit rechten Dingen zu. Die FIS sieht auch keinen Bedarf, das Reglement zu ändern. Die Manipulation der Qualifikationsrennen von Vanessa-Mae sei ein Einzelfall.

Vanessa Mae bei der Eröffnungsfeier in Sotschi. Foto: Reuters
Bei der Eröffnungsfeier in SotschiBild: Reuters/Phil Noble