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Anderthalb Schokomänner für jeden Deutschen

Diana Carolina Piñeros
6. Dezember 2018

Deutschland lebt im Überfluss - das gilt auch für Weihnachtsmänner und Nikoläuse, wenn sie denn aus Schokolade sind. Davon können Deutsche einfach nicht genug bekommen. Für die Produzenten hingegen bleibt es schwierig.

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Weihnachtsmänner aus Schokolade
Bild: picture-alliance/imagebroker/J. Tack

Für die Advents- und Weihnachtszeit wurden in diesem Jahr in Deutschland 145 Millionen Weihnachtsmann-Figuren aus Schokolade produziert, rund zwei Drittel davon für den eigenen Markt. Macht rein rechnerisch 1,7 Stück für jeden Deutschen.

Mit dieser Produktionsmenge, die weihnachtliche Schokoladenfiguren aller Art umfasst, lassen sich Kinder und Erwachsene jedes Jahr aufs Neue beglücken. Der Schoko-Weihnachtsmann gehört nämlich zu den Favoriten der Deutschen. Im Jahr 2017 wurden laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen fast 10.000 Tonnen zwischen Nordsee und Erzgebirge verkauft.

Von der Weihnachtsproduktion werden zwei Drittel in Deutschland verkauft, das restliche Drittel wird nach Europa und in andere Länder wie die USA, Kanada und Australien exportiert, so der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.

Zehn Prozent der Weltkakao-Ernte

Obwohl Deutschland mit seinen mehr als 82 Millionen Einwohnern keine eigenen Kakaopflanzen besitzt und die Rohware komplett importieren muss, gilt es als eines der Länder, die dieses Produkt am besten verarbeiten. Immerhin mehr als zehn Prozent der weltweiten Kakao-Ernte werden hier verarbeitet. Eine Großindustrie mit rund 50.000 Beschäftigten. Der Bedarf ist groß: Mehr als neun Kilo Schokolade vernaschen die Deutschen im Schnitt pro Kopf. 

Auch Marzipanbonbons sind typische Weihnachtsdesserts. Laut dem Nielsen-Bericht gaben die Deutschen 2017 insgesamt  621 Millionen Euro für Süßwaren aus. Im Schnitt kauft jeder Deutsche ein halbes Kilo süße Weihnachtsleckereien.

Deutschen gaben 2017 insgesamt  621 Millionen Euro für Süßwaren aus.
Deutschen gaben 2017 insgesamt  621 Millionen Euro für Süßwaren aus.Bild: Jens Klingebiel/Fotolia

Der bittere Geschmack von Schokolade

Und was ist mit denen, die dafür sorgen, dass die Deutschen genug Schoko-Weihnachtsmänner essen können? Kakaobauern auf der ganzen Welt leiden unter den hohen Produktionskosten, und für sie und ihre Familien bleibt am Ende zu wenig vom Gewinn übrig. Ein Rezept dagegen ist die Idee eines fairen Handels, das Fairtrade-Prinzip. 

Der Handelsverbund "Fairtrade International" will den Schokoladenpreis ab Oktober 2019 um 20 Prozent erhöhen. Er würde dann von 2000 auf  2400 Euro pro Tonne steigen. Ein erster Schritt, denn im weltweit wichtigsten Kakao-Anbauland, der Elfenbeinküste, zeigt sich, wie prekär die Lage der Kakao-Bauern ist. Selbst dort, wo bereits Fairtrade-zertifiziert angebaut wird, liegt das Einkommen in mehr als der Hälfte der Haushalte unterhalb der absoluten Armutsgrenze. 

Für Inkota - eine Organisation, die seit 2013 die Kampagne "Make Chocolate Fair!" betreibt - ist daher der von Fairtrade angekündigte Anstieg des Preises nicht genug, da die Lebenshaltungskosten in den Kakao-Anbauländern aufgrund des dortigen Währungsverfalls steigen, während die Kakao-Verkaufspreise stagnieren. Die Produktionskosten würden so kaum noch gedeckt. Inkota fordert mehr als 3000 Dollar pro Tonne Schokolade und die Einhaltung von Menschenrechten sowie Umweltstandards im Bereich der industriellen Weiterverarbeitung des Kakaos.