1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unschuld beteuert

2. Juli 2007

Freispruch - so lautete die Forderung der Verteidigung. Vor Gericht stand der mutmaßliche Drahtzieher der Madrider Terroranschläge vom 11. März 2004. Bei den Attentaten starben 191 Menschen. 1800 wurden verletzt.

https://p.dw.com/p/BB4z
Quelle:AP
Mammutprozess in MadridBild: AP

Die Beweislage sei für eine Verurteilung nicht ausreichend, sagte der Anwalt des Ägypters Rabei Osman. Die Staatsanwaltschaft hatte für jeden der acht Hauptangeklagten fast 39.000 Jahre Haft gefordert. Nach spanischem Recht müssen sie aber maximal 40 Jahre absitzen.

Telefon-Geständnis?

Insgesamt mussten sich 28 Verdächtige vor Gericht verantworten. Die Anklage gegen Osman könne sich auf nichts stützen, sagte sein Anwalt Endika Zulueta. Die italienische Polizei hatte Osman vor drei Jahren in Mailand festgenommen. In abgehörten Telefongesprächen soll der Ägypter gestanden haben, dass die Anschläge auf Nahverkehrszüge in Madrid seine Idee gewesen seien. Osman bestritt, dass auf den Bändern seine Stimme zu hören war und beteuerte seine Unschuld. "ich bitte das Gericht um Gerechtigkeit", sagte er am Montagabend in seinem Schlusswort.

Angeklagter verurteilt Anschläge

Auch der Anwalt eines zweiten Hauptangeklagten plädierte auf Freispruch. Sein Mandant, der Marokkaner Jamal Zougam, sei nach den Anschlägen zum Sündenbock gemacht worden, sagte Jose Luis Abascal. Zougam soll mindestens eine der Rucksackbomben in einem der vier Züge abgestellt haben, die am 11. März 2004 in die Luft gesprengt wurden. Der Telefonverkäufer betrieb einen Laden, aus dem die meisten der Mobiltelefone stammten, die zur Zündung der Bomben verwendet wurden. Zougam selbst verurteilte die Attentate. Sein wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagter Landsmann Abdelilah El Faoual erklärte, er teile das Leid der Angehörigen der Opfer.

"Notwendige Helfer"

Neben Osman gelten zwei weitere Angeklagte als Drahtzieher der Anschläge. Zwei Angeklagte, die die Sprengsätze in den Zügen deponiert haben sollen, wurden als "notwendige Helfer" beschrieben. Ein weiterer, ein Spanier, soll den Sprengstoff besorgt haben. Für die anderen Angeklagten forderte die Staatsanwaltschaft geringere Strafen wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe und der Zusammenarbeit mit einer solchen Gruppe. Mehrere der 28 Angeklagten haben nochmals ihre Unschuld beteuert. Die Anklage sieht es als erwiesen an, dass die Bombenanschläge auf die vier Pendlerzüge das Werk von einer von El Kaida inspirierten islamistischen Terrorzelle waren, die von einer Gruppe früherer spanischer Bergarbeiter den Sprengstoff erhielten. Während des Mammutprozesses hatten rund 300 Zeugen ausgesagt, darunter 71 Experten. Die Urteile werden für Mitte Oktober erwartet. (chr)