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Angie? Wer ist Angie?

Nina Werkhäuser25. Mai 2007

Soviel Aufmerksamkeit hätte die Kanzlerin auch gerne, aber auf Platz eins in den Umfragen liegt seit Wochen jemand anderes ...

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Bild: DW

Es ist gut möglich, dass inzwischen mehr Deutsche den kleinen Eisbären Knut kennen als die Bundeskanzlerin. Da kann Angela Merkel sich noch so sehr abmühen mit ihren ganzen Gipfeln und Konferenzen - G 8-Treffen hier, EU-Troika da - na und? Alles kein Vergleich mit dem überbordenden Interesse an Knut, regional, national und international.

Vermarktung eines Massen-Phänomens

Globalisierung im Zeichen des weißen Fells und schwarzer Knopfaugen. Pech für das kleine Bürstenschwanzrattenkänguruh, das kürzlich im Berliner Zoo geboren wurde, Pech für das Weißkopfmaki-Junge und die Baby-Moorschnucke. Für die interessiert sich sozusagen kein Schwein. Nur das Jaguar-Kind lockt ein paar vereinzelte Besucher an, die vermutlich von den Massen vor Knuts Spielplatz brutal abgedrängt wurden. Sage und schreibe eine halbe Million Besucher sind in den letzten Wochen nur wegen des kleinen Bären in den Zoo gekommen. Wahnsinn.

Seit Monaten vergeht kein Tag, an dem nicht eine der Berliner Zeitungen frische Fotos von Knut liefert, garniert mit dem neuesten Klatsch aus dem Bärengehege. Ich gebe zu: Auch ich lese das und lausche interessiert den Fachgesprächen über Bären-Nahrung, Bären-Milchzähne und die Psychologie der Bären-Pflege. In der Tat: Dem Berliner Zoo gebührt Lob für die clevere, aber umsichtige Vermarktung eines Massen-Phänomens.

Bundesregierung und Bärenfell

Knut (auch das erfahren wir aus der Zeitung) wiegt inzwischen über 20 Kilo und wird in Kürze nicht mehr knuddelig sein. Bald kann er seinem Pfleger - der ist inzwischen vermutlich bekannter als der Außenminister - kräftig in den Arm beißen. Und dann ist Schluss mit der Bären-Hysterie.

Knut wird an einen anderen Zoo gegeben, und in Berlin kehrt wieder Ruhe ein. Bis dahin wird ein amerikanischer Verlag noch ein Buch über den kleinen Eisbären veröffentlichen, und die Politik wird Knut weiterhin als Maskottchen für den Klimaschutz und die Artenvielfalt benutzen. Na gut, auch die Bundesregierung soll ein Stück vom Bärenfell abhaben - sonst würde sich in diesen Zeiten vielleicht überhaupt niemand mehr für Politik interessieren.