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Angst vor Gewalt in Ägypten

30. Juni 2013

In Ägypten haben sich mehrere hunderttausend Menschen versammelt, um für oder gegen Präsident Mursi zu protestieren. Der Islamist hatte sein Amt vor genau einem Jahr angetreten. Die Angst vor Gewalt ist groß.

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Ägypten Proteste, hier Sympathisanten von Präsident Mursi, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die Opposition will Ägyptens Staatschef zum Rücktritt zwingen. Zum ersten Jahrestag seines Amtsantritts am Sonntag hat sie in den vergangenen Wochen dazu nach eigenen Angaben mehr als 22 Millionen Unterschriften gesammelt. Auch Anhänger von Mohammed Mursi und der Muslimbruderschaft gingen auf die Straße. Für sie kommt ein Rückzug des Präsidenten nicht infrage.

Massenproteste gegen Mursi am Jahrestag

Bislang herrscht in den großen ägyptischen Städten weitgehend gespannte Ruhe. Allerdings wurde in Beni Suef, südlich der Hauptstadt Kairo, ein Mensch bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Mursi getötet. Zudem soll es mehr als 30 Verletzte gegeben haben.

Hunderttausende Gegner der islamistischen Regierung reisten aus der Provinz nach Kairo, um sich auf dem seit dem Arabischen Frühling weltweit bekannten Tahrir-Platz zu versammeln. Der zentrale Kairoer Verkehrsknotenpunkt war bereits Schauplatz der Massenproteste gegen Langzeitmachthaber Husni Mubarak Anfang 2011, die zu dessen Sturz führten.

Hubschrauber kreisen über der Stadt

Mehrere Demonstrationszüge setzten sich am Abend in Bewegung, einige von ihnen haben den Präsidentenpalast in Heliopolis zum Ziel. Anhänger von Mursi kamen vor einer Moschee im Osten der Hauptstadt zusammen. Militärhubschrauber kreisten über der Stadt. Auch in der Hafenstadt Alexandria, in Port Said und in der Tempelstadt Luxor gingen Menschen auf die Straßen. In einem südlichen Kairoer Stadtteil explodierte ein selbst gebauter Sprengsatz.

DW- Korrespondent Karim El-Gawhary berichtet aus Kairo

Das Innenministerium erklärte, dass in den vergangenen Tagen zahlreiche Gewehre beschlagnahmt worden seien. Viele Ägypter gingen aus Angst vor gewalttätigen Ausschreitungen nicht zur Arbeit. Tausende von Ausländern hatten das Land in den vergangenen Tagen verlassen. Zuletzt hatte es mehrfach gewaltsame Zusammenstöße gegeben, dabei starben mindestens sieben Menschen - unter ihnen ein US-Bürger. "Ägypten im Griff der Angst", beschrieb die staatliche Zeitung "Al-Ahram" die Stimmung.

Die Opposition wirft Mursi vor, nicht wie versprochen als Präsident aller Ägypter zu handeln, sondern vor allem die Macht der Muslimbruderschaft auszubauen. Die massiven wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes gehe er nicht an. Deshalb habe er seine Legitimität verloren und müsse abtreten.

Der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Präsidentschaftskandidat Mohammed ElBaradei warnte vor einem Auseinanderbrechen des Landes. In einer Videobotschaft forderte er Neuwahlen und betonte mit Blick auf Mursi: "Wir haben ihm einen Führerschein gegeben, aber er kann nicht Auto fahren."

Unterstützer Mursis beharren jedoch darauf, dass der Islamist bis zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit bleibt. Der Berater der Muslimbruderschaft, Gehad al-Haddad, sagte zu den Rücktrittsforderungen, Mursi habe die Präsidentschaftswahl mit gut 51 Prozent gewonnen. Das bedeute auch, dass 49 Prozent ihn nicht gewählt hätten. Das sei ein faires Verfahren und die Opposition müsse das akzeptieren.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa betonte er zudem, dass die Anhänger Mursis nichts tun würden, solange die Demonstrationen friedlich blieben. Allerdings fügte er hinzu: "Die Mauern des Präsidentenpalastes sind eine rote Linie." Mursi selbst betonte nochmals seine Bereitschaft zum Dialog.

haz/sti (dpa, rtr, afp)