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Gershwin in Pjöngjang

25. Februar 2008

Musik hat schon manche Grenzen überwunden. Das versuchen nun auch die New Yorker Philharmoniker mit einem Konzert in Pjöngjang und wollen so den Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea einen positiven Schub verleihen.

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Mann in braunem Mantel hinter einer schwarzen Limousine, mehrere Männer in dunklen Mänteln um ihn herum, im Hintergrund ein Flughafen-Gebäude (Quelle: AP)
Chefdirigent Lorin Maazel auf dem Flughafen in PjöngjangBild: AP

Die New Yorker Philharmoniker sind am Montag (25.2.2008) zum ersten Konzert eines US-Orchesters im kommunistischen Nordkorea in Pjöngjang eingetroffen. Die etwa 300 Mitglieder der Delegation, darunter die 106 Musiker des Orchesters, landeten aus Peking kommend in der Hauptstadt Nordkoreas.

Zwar waren zuvor schon andere westliche Ensembles in Nordkorea zu Gast, doch der geplante Auftritt der New Yorker zieht vor dem Hintergrund der schwierigen Beziehungen der beiden Länder weltweit große Aufmerksamkeit auf sich und stellt den ersten bedeutenden kulturellen Kontakt zwischen den USA und dem abgeschotteten asiatischen Land dar. Die Einladung für das Orchester kam im vorigen Jahr aus dem nordkoreanischen Kultusministerium.

Weltweite Ausstrahlung

Mann in dunklem Anzug und weißem Hemd, spielt eine Geige (Quelle: AP)
Lorin Maazel hofft, dass sich der Anti-Amerikanismus in Nordkorea schnell auflöstBild: picture-alliance/ dpa

Das älteste amerikanische Symphonieorchester wird unter Leitung seines Chefdirigenten Lorin Maazel die Nationalhymnen beider Länder und unter anderem Werke von Richard Wagner, Antonín Dvorák und George Gershwin aufführen.

Nordkorea hatte zugesagt, das weltweit übertragene Konzert für die eigenen Bürger live auszustrahlen. Die Ausrüstung für die Satellitenübertragung hatte der Sender MBC über die schwer bewachte innerkoreanische Grenze nach Pjöngjang gebracht.

"Wir sind musikalische Diplomaten"

Das Ereignis kann nach Ansicht von Orchesterpräsident Zarin Mehta der Auftakt zum Dialog sein. "Die Musiker verstehen sich als musikalische Diplomaten", sagte Mehta in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie seien in Pjöngjang, um ihre Musik zu spielen und eine Seite von Amerika zu zeigen, die viele Nordkoreaner so nicht kennten.

Der als historisch bewertete Besuch wird von Washington ausdrücklich unterstützt. Allerdings sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice vor Antritt ihrer derzeitigen Asienreise, sie wolle die mögliche Auswirkung des Ereignisses nicht überschätzen. "Wir sollten nicht davon mitgerissen werden, was das Hören von Dvorák in Nordkorea zur Folge haben kann." Das nordkoreanische Regime bleibe das nordkoreanische Regime.

Berühmte Vorbilder

Außenansicht eines großen runden, beigefarbenen Konzertgebäudes (Quelle: AP)
Das Konzert findet im Großen Theater in Pjöngjang stattBild: AP

Mit der gemeinsamen Vereinbarung zum Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms wurde im vergangenen Jahr der Grundstein für die Verbesserung des Verhältnisses gelegt. Beide Länder haben keine formellen diplomatischen Beziehungen.

Der geplante Auftritt erinnert an das Konzert des New Yorker Orchesters im Jahr 1959 in der Sowjetunion oder an das Konzert des Philadelphia Symphonieorchesters 1973 in China. Damals ebnete die so genannte Pingpong-Diplomatie, die ihren Namen der Reise eines amerikanischen Tischtennisteams nach China verdankte, den Weg für die Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Peking. Im Fall Nordkoreas war im April 2002 die Junge Deutsche Philharmonie in Pjöngjang und leistete damit kulturpolitische Pionierarbeit. (kas)