Apec-Gipfel: Wiedersehen in Lima | Wirtschaft | DW | 17.11.2016
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Freihandel

Apec-Gipfel: Wiedersehen in Lima

Von wegen Freihandel ade: Zum zweiten Mal seit 2008 richtet Peru den Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) aus. Diesmal geben nicht mehr die USA den Ton an - sondern China.

Es ist ein G-20 Gipfel im neuen Format: 21 Staatsoberhäupter sehen sich beim Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft Apec bis zum 20. November in der peruanischen Hauptstadt Lima. Doch ausgerechnet ein nicht anwesender Politiker spielt dabei die größte Rolle: Donald Trump.

"Dieses Treffen findet in einer sehr merkwürdigen Atmosphäre statt", meint Klaus-Jürgen Gern, Experte für Schwellenländer und Rohstoffmärkte beim Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Vertreter der USA ist Barack Obama, der einen ganz anderen Kurs fahren wollen würde, als Trump ihn jetzt verspricht."

Die Abwesenheit des gewählten US-Präsidenten in Lima wirft eine entscheidende Frage auf, die zum Hauptthema des Gipfels avanciert ist: Ist eine Freihandelszone zwischen den 21 Apec-Mitgliedsstaaten auch ohne die führende Rolle der USA möglich? 

China legt Angebot vor

Nach Trumps Absage an die "Transpazifische Partnerschaft" (TPP) scheint dies denkbar. Denn das geplante Abkommen, das eine Freihandelszone im asiatisch-pazifischen Raum ohne China vorsieht, steht vor dem Aus - es kann ohne eine Ratifizierung im US-Kongress nicht in Kraft treten.

IfW-Experte Klaus-Jürgen Gern geht davon aus, dass China versuchen wird, das politische Vakuum, das durch die US-Wahlen entstanden ist, für sich zu nutzen. "Peking bringt wohl ein Angebot für eine Freihandelsvereinbarung unter den Apec-Mitgliedsstaaten mit nach Lima. Dieses Angebot kann die Politik der USA beeinflussen", meint er.

Transpazifische Partnerschaft Freihandelsabkommen TTP

2015 einigten sich die 12 TPP-Mitglieder auf ein Freihandelsabkommen - doch nun rudern die USA zurück

Zu Recht: Die Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft ist ein echter Global Player. Ihre 21 Mitgliedsstaaten produzieren 54 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 50,3 Prozent aller Exporte weltweit. Ihre Bevölkerung summiert sich auf knapp drei Milliarden Menschen, 40 Prozent der gesamten Menschheit.

"Entscheidendes Thema" Freihandelsabkommen

Perus Staatschef Pedro Pablo Kuczynski wird in Lima mit Ausnahme von Europa die wichtigsten Staatsoberhäupter empfangen: Barack Obama, Wladimir Putin, Xi Jinping, Mexikos Präsidenten Enrique Pena Nieto, Chiles Präsidentin Michelle Bachelet und Japans Premier Shinzo Abe, der vor dem Apec-Gipfel am Donnerstag in New York noch mit Trump zusammentrifft. Auch Kolumbiens Staatsoberhaupt Juan Manuel Santos, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und IWF-Chefin Christine Lagarde gehören zu den geladenen Gästen.

Für Perus Vizepräsidentin und Wirtschaftsprofessorin Mercedes Aráoz ist ein Freihandelsabkommen zwischen den Apec-Ländern das "entscheidende Thema des Gipfeltreffens". Schon jetzt haben die Handelsbeziehungen zu China das Geschäft mit den USA überflügelt.

Nach Angaben des peruanischen Außenhandelsministeriums betrug das Handelsvolumen mit den USA im vergangenen Jahr 12,8 Milliarden Dollar. Mit China belief sich der Warenaustausch 2015 auf 16 Milliarden Dollar.

China Präsident Xi Jinping und peruanischer Präsident Pedro Pablo Kuczynski

Alte Bekannte: Perus Staatschef Pedro Pablo Kuczynski (r.) besuchte im September Chinas Präsidenten Xi Jinping in Peking

China positioniert sich in Lateinamerika

Für Südamerika insgesamt bleiben die USA weiterhin der wichtigste Handelspartner. Doch seit 2010 importiert die Region laut der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) mehr Güter aus China als aus der Europäischen Union. Bei den Exporten liegt China an dritter Stelle nach den USA und der EU.

Wie wichtig die Region für China ist, zeigen die geplanten Staatsbesuche von Präsident Xi Jinping. Vor dem Apec-Gipfel reist er nach Ecuador, danach weiter nach Chile. Schwellenländer-Experte Gern rät auch dem gewählten US-Präsidenten Trump zu einer Reise nach Südamerika.

Insbesondere in Argentinien könne Trump die Folgen seiner geplanten Politik der Marktabschottung studieren: "Es hat dort eine Zeit lang eine Art Scheinblüte gegeben. Schließlich ist die Wirtschaft kollabiert. Wenn jedes Land Importe vermeiden will und Zölle anhebt", so Gern, "führt dies unweigerlich in eine Weltwirtschaftskrise".

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