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Apotheker muss HP-Chefsessel wieder räumen

23. September 2011

Nur knapp ein Jahr konnte der Deutsche den US-Technologiekonzern führen. Dann hatte der Aufsichtsrat das Vertrauen in seinen Top-Manager verloren. Nun soll Ex-eBay-Chefin Whitman Hewlett Packard aus der Krise führen.

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Ein Gärtner schneidet den Rasen an der Hewlett-Packard-Konzernzentrale in Palo Alto (Foto: dapd)
Harte Schnitte bei HP - nicht nur auf dem Rasen der Konzernzentrale in Palo AltoBild: AP

Nach weniger als elf Monaten hat der US-Technologiekonzern Hewlett-Packard seinen Chef Leo Apotheker aus dem Amt gejagt. Der Job an der HP-Spitze erfordere jetzt zusätzliche Fähigkeiten, begründete Verwaltungsratschef Ray Lane am Donnerstag (22.09.2011) nach US-Börsenschluss den Rausschmiss des Deutschen. Die anerkannte Ex-eBay-Chefin Meg Whitman soll nun das Ruder bei dem angeschlagenen Computerriesen herumreißen. "Wir befinden uns in einer kritischen Phase und benötigen eine neue Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen und Nutzen aus den Marktchancen zu ziehen", sagte Lane, der künftig eine aktivere Rolle in dem Unternehmen spielen will.

Entgegen den Hoffnungen vieler Experten und Investoren wird der Oracle-Konkurrent nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters seine bisherige Strategie nicht wesentlich ändern. Nach dem Freudensprung der Aktie am Mittwoch, als erstmals Gerüchte über eine Entlassung des 58-Jährigen aufkamen, überwog am Donnerstag die Enttäuschung darüber, dass offenbar keine weiteren Schritte unternommen werden. Dies war zuletzt stets mit einem Abgang Apothekers in Verbindung gebracht worden. Das HP-Papier schloss an der Wall Street mit Verlusten von 4,8 Prozent.

"Es hatte sich gehäuft"

Der gefeuerte Hewlett-Packard-Chef Leo Apotheker (Foto: dapd)
Leo Apotheker ist seinen Job losBild: AP

Beim größten US-Technologieunternehmen läuft es schon lange nicht mehr rund. Apotheker und Hewlett-Packard stehen seit Monaten in der Kritik. Experten zweifeln am Erfolg des von Apotheker initiierten radikalen Umbauplans. Der Deutsche, der 2010 überraschend zum Nachfolger seines beliebten Vorgängers Mark Hurd ernannt wurde, musste mehrmals die Geschäftsprognosen nach unten korrigieren. Auf Unverständnis stieß bei vielen Anlegern auch die Ankündigung, den Tablet-PC TouchPad nach kurzer Zeit wieder vom Markt zu nehmen, sich vom PC-Geschäft zu trennen und für elf Milliarden Dollar die britische Software-Firma Autonomy zu kaufen.

Zuletzt hatte sich der HP-Verwaltungsratsvorsitzende Lane immer häufiger in der Öffentlichkeit gezeigt und damit Spekulationen über einen möglichen Chefwechsel geschürt. So begleitete er Apotheker beispielsweise bei Treffen mit Investoren, auf denen die künftige HP-Strategie kommuniziert wurde. Für Verwaltungsratsvorsitzende ist ein solche Beteiligung am operativen Geschäft eher ungewöhnlich. Das Unternehmen habe abwägen müssen, wie lange die Situation noch tragbar sei, so Lane nach Apothekers erzwungenem Abgang - und dann weiter: "Du erfüllst in einem Quartal nicht die Erwartungen, dann in einem weiteren Quartal, dann machst du einige wichtige Ankündigungen und kommunizierst sie nicht richtig - es hatte sich gehäuft.". Für Apotheker ist es nicht das erste Mal, dass er aus einem Top-Job gefeuert wurde. Bereits beim deutschen Softwarehersteller SAP war sein Vertrag nach wenigen Monaten als alleiniger Vorstandsvorsitzender nicht verlängert worden.

Harscher Befehlston, impulsives Verhalten

Die neue Hewlett-Packard-Chefin Meg Whitman (Foto: dpa)
Meg Whitman soll es nun besser machenBild: picture alliance/dpa

Whitman gehört seit Anfang des Jahres dem HP-Verwaltungsgremium an. Zuvor war die Managerin im Rennen um den Gouverneurs-Posten in Kalifornien unterlegen. Vor allem für ihr Wirken bei eBay wurde Whitman häufig gelobt. Sie machte aus einem 15-Mann-Betrieb ein global agierendes Auktionshaus. Kritik gab es allerdings auch immer wieder an ihrem Führungsstil, ihr wurden ein harscher Befehlston und impulsives Verhalten gegenüber Mitarbeitern vorgeworfen. Ihre letzten Jahre bei eBay waren geprägt von stotterndem Wachstum und eher wenig befriedigenden Zukäufen wie dem Online-Telefonieservice Skype. Analysten sind sich daher unsicher, ob Whitman die richtige Wahl für den HP-Chefposten darstellt. Sie komme eben nicht aus dem Hardware-Geschäft, heißt es.

Einen Experten auf diesem Gebiet benötigt HP allerdings in Zeiten, da vor allem die Konjunktur in Europa Sorgen bereite. Dort erwirtschaftet der US-Konzern mehr als ein Drittel seiner Einnahmen. Noch fällt es HP schwer, dem schwächelnden Hardware-Geschäft entsprechend starke Software- und Service-Verkäufe entgegenzusetzen.

Autor: Stephan Stickelmann (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Susanne Eickenfonder