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Arbeitsmarkt 2009: Nicht nur pessimistische Prognosen

29. Dezember 2008

Trotz der Wirtschaftskrise rechnet die Bundesagentur für Arbeit nicht mit einem Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit im kommenden Jahr. Einer der Gründe: Es gibt immer noch einen Bedarf an Fachkräften.

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An einem Schaufenster in Frankfurt am Main wird für Jobs geworben (Foto: AP)
An einem Schaufenster in Frankfurt am Main wird für Jobs geworbenBild: AP

Durch Programme für einen Schulabschluss könne auch 2009 verhindert werden, dass mehr Jugendliche langzeitarbeitslos werden, erklärte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Dadurch werde eine Verschlechterung der Lage gestoppt, auch wenn sich die Arbeitslosigkeit vorübergehend vielleicht nicht weiter abbauen lasse. Hinzu komme, dass in Branchen wie der Informationstechnologie und im Maschinenbau auch 2009 qualifizierte Mitarbeiter gebraucht würden.

Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (Foto: AP)
Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für ArbeitBild: AP

Einen nach wie vor hohen Bedarf an Mitarbeitern gibt es laut Weise in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Teilen Thüringens. Aus diesem Grund teile er auch noch nicht den allgemeinen Konjunkturpessimismus. Wenn die Bankenkrise nicht zu einer deutlichen Verknappung von Kapital führe, gebe es eine gute Chance, dass der solide Mittelstand genügend Aufträge habe, um die Stamm-Belegschaft zu halten. Wichtig sei, dass die Wirtschaftskrise nicht länger als eineinhalb Jahre dauere, betonte der BA-Chef.

"Beschäftigte werden Rezession im Portmonee spüren"

Zurückhaltender beurteilt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die Lage: Die Experten dort prognostizieren einen rezessionsbedingten Anstieg der Arbeitslosenszahl um fast 600.000. RWI-Präsident Christoph Schmidt prognostizierte, die Verschlechterung der Lage werde auf dem Arbeitsmarkt für viele Beschäftigte im Laufe des kommenden Jahres auch in ihrem Portemonnaie spürbar. Zwar profitierten die Arbeitnehmer vorläufig noch von den recht hohen Tarifabschlüssen des Jahres 2008 und den niedrigen Inflationsraten. Doch letztlich werde ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen in vielen Unternehmen nur möglich sein, wenn es gleichzeitig gelinge, die Kosten der Firmen zu reduzieren. Dazu müssten die Gewerkschaften eventuell bereit sein, nicht nur über einen Verzicht auf Lohnzuwachs, sondern sogar über Lohnverzicht zu diskutieren, meinte Schmidt.

Jobgarantien als wichtiges Signal

Die deutsche Industrie sieht mögliche Jobgarantien von DAX-Konzernen und großen Mittelständlern im Krisenjahr 2009 als wichtiges Signal an die Beschäftigten. Das schaffe Vertrauen, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann. Je mehr Firmen diesen Beispielen folgen, desto erfreulicher. Für alle Unternehmen sei dieser Weg aufgrund der drastisch verschlechterten Auftragslage jedoch nicht gangbar.

Bessere Bildung gegen Arbeitslosigkeit

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit (Foto:AP)
Das Logo der Bundesagentur für ArbeitBild: AP

Der Hauptgrund für Langzeitarbeitslosigkeit ist nach den Worten von BA-Chef Weise eine fehlende oder schlechte Schulbildung. Demnach haben 62 Prozent der Menschen, die länger als ein Jahr ohne Arbeit sind, keinen Schulabschluss oder lediglich einen Hauptschulabschluss. Die über 50-Jährigen stellten 36 Prozent der Langzeitarbeitslosen. Erfreulich sei allerdings, dass der Anteil der Jugendlichen unter 25 Jahren an den Langzeitarbeitslosen nur zwei Prozent ausmache. "Da investiert der Staat ungeheuer viel", betonte Weise. Vor allem Initiativen für einen Schulabschluss hätten sich hier ausgezahlt. Im November 2008 waren noch 965.000 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit. Das waren bereits 20 Prozent weniger als 2007, aber immer noch 36 Prozent aller Arbeitslosen. (hp)