1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

'Ihm geht es schlecht'

31. Juli 2008

Der im Gazastreifen von der radikalislamischen Hamas festgenommene ARD-Kameramann Sawah Abu Saif ist wieder frei. Nach Angaben des Senders wurde er gefoltert.

https://p.dw.com/p/EnfH
Der ARD-Kameramann Sawah Abu Saif (Quelle: AP)
Sawah Abu Saif soll es nicht gut gehenBild: AP

Der Bürochef der ARD in Israel, Richard C. Schneider, bestätigte am Donnerstag (31.07.2008) die Freilassung. Schneider erklärte, der Zustand des in der Nacht Freigelassenen sei schlecht. Er ist derzeit im Krankenhaus. "Abu Saif wurde während seiner Haft gefoltert. Details möchten wir aus Sorge um Abu Saif und seine Familie nicht weiter nennen", sagte Schneider nach einer Pressemitteilung.

Der Kameramann sei über die Arbeit der ARD ausgefragt worden. "Man wollte alles über die Mitarbeiter und Korrespondenten wissen, und warum die ARD 'so negativ' über die Hamas berichte", berichtete der Studioleiter. "Ihm wurde mitgeteilt, dass er wieder vorgeladen würde und er unter Beobachtung stehe. Natürlich hat unser Mitarbeiter Abu Saif jetzt große Angst." Die Hamas warf Abu Saif vor, aktives Mitglied in der rivalisierenden Fatah zu sein, die auch für einen Bombenanschlag vom vergangenen Freitag in Gaza verantwortlich gemacht wird.

Studio bleibt vorerst geschlossen

Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff erklärte: "Wir sind natürlich erleichtert, dass Sawah Abu Saif frei ist. Dass er aber schwer misshandelt wurde, schockiert uns. Natürlich werden wir alles tun, ihm in dieser schwierigen Situation beizustehen." Raff fügte hinzu: "Wenn die Hamas in den Verhören mit Abu Saif wissen wollte, warum die ARD angeblich so negativ über sie berichte, hat sie selbst erneut Anlass dazu geliefert."

Raff betonte, die ARD berichte nicht negativ, sondern den Tatsachen entsprechend. "Wir müssen jetzt prüfen, wie eine weitere Berichterstattung aus Gaza gewährleistet werden kann, wenn die Hamas die Pressefreiheit dort offensichtlich mit Füßen tritt." Die ARD hatte aus Protest gegen die Festnahme des Kameramanns ihr Büro in Gaza geschlossen. Der Fernsehdirektor des für das ARD-Studio Tel Aviv zuständigen Bayerischen Rundfunks, Gerhard Fuchs, erklärte: "Wann unter diesen Umständen unser Büro in Gaza die Berichterstattung wieder aufnehmen kann, werden wir sehr genau prüfen."

Vergeltung der Hamas

Der Kameramann war in der Nacht zum Samstag von vier maskierten Hamas-Männern in seiner Wohnung festgenommen worden. Die Hamas hatte am Samstag als Reaktion auf einen Bombenanschlag, bei dem am Freitag fünf Hamas-Männer und ein Mädchen getötet worden waren, Dutzende von Aktivisten der Fatah im Gazastreifen festgenommen. Hamas wirft der Fatah vor, hinter dem Anschlag zu stehen, diese streitet dies jedoch ab. Fatah revanchierte sich mit Festnahmen im Westjordanland. Die beiden Palästinenserorganisationen rivalisieren im Kampf um die Führung des palästinensischen Volkes. (stl)