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Armenien warnt vor Krieg im Kaukasus

4. April 2016

Der wieder aufgeflammte Konflikt um Berg-Karabach weitet sich aus. Armenien droht damit, das Gebiet auf dem Territorium von Aserbaidschan als unabhängigen Staat anzuerkennen. Kann die Diplomatie Entspannung bringen?

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Berg-Karabach Kämpfe bei Martakert , armenische Kämpfer neben einem Artilleriegeschütz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/V. Baghdasaryan

Der armenische Präsident Sersch Sargsjan warf Aserbaidschan eine "beispiellose Provokation" entlang den Grenzen zu Berg-Karabach vor. Zugleich warnte er davor, dass sich die seit dem Wochenende anhaltenden Kämpfe ausweiten könnten. Für diesen Fall drohte er mit einem formellen Beistandspakt für Berg-Karabach und der offiziellen Anerkennung der Unabhängigkeit des Gebiets. "Eine weitere Eskalation kann unvorhersehbare und unumkehrbare Folgen haben - bis hin zu einem ausgewachsenen Krieg", sagte er in der Hauptstadt Eriwan.

Armenien Außenansicht Verteidigungsministerium Eriwan (Foto: DW)
Nicht nur im Verteidigungsministerium von Eriwan herrscht große Besorgnis wegen der neuen KämpfeBild: DW/A. Gazazjan

Armenien unterstützt die Separatisten in Berg-Karabach, weil das Gebiet überwiegend von Armeniern bewohnt wird. Es hatte sich in den 90er Jahren nach einem blutigen Krieg zwischen den damaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien für unabhängig erklärt. Dies wird international nicht anerkannt und Aserbaidschan hält an seinem Anspruch auf die Region fest. Trotz eines seit 1994 geltenden Waffenstillstands, der allerdings immer wieder gebrochen wird, ist der so genannte Karabach-Konflikt im Südkaukasus bis heute nicht gelöst.

Aserbaidschan: drei Soldaten getötet

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium in Baku teilte mit, am Montag seien drei Soldaten bei neuen Kämpfen mit armenischen Separatisten getötet worden. Weiter hieß es, man habe die Angriffe gegen die armenische Seite eingestellt. Allerdings sei die Armee wegen des Beschusses durch die armenischen Separatisten zur Verteidigung gezwungen. Deshalb habe man einen Kommando-Posten der Armenier ins Visier genommen. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben nicht von geprüft werden.

Armenien Aserbaidschan Gefechte Berg-Karabach, ausgebranntes Wohnhaus in Martakert (foto: reuters)
Die Kämpfe vom Wochenende haben ausgebrannte Ruinen hinterlassenBild: Reuters/V. Baghdasaryan/Photolure

Armenien warf derweil Aserbaidschan einen Drohnenangriff auf einen Bus vor. Dabei seien fünf Menschen ums Leben gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Eriwan mit. Nach Medienberichten soll sich der Zwischenfall etwa 60 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Stepanakert ereignet haben. Trotz dieser Gewaltakte hat es allerdings den Anschein, dass die jüngsten Kämpfe nicht das Ausmaß vom Wochenende erreichen. link:19160225:Mindestens 30 Soldaten und Zivilisten sollen dabei getötet worden sein.#

Nachbarländer alarmiert

Die neuen Kämpfe haben auch angrenzende Staaten auf den Plan gerufen: Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte die Türkei vor einseitiger Parteinahme. Er reagierte damit auf die Zusage aus Ankara, Aserbaidschan in dem Konflikt zu unterstützen. Russland ist der engste Verbündete des christlich geprägten Armeniens und hat Tausende Soldaten dort stationiert. "Die Lage ruft wirklich ernste Besorgnis hervor", hieß es im Kreml.

Friedensverhandlungen unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stocken seit Jahren. Für diesen Dienstag ist ein Krisentreffen der sogenannten Minsk-Gruppe geplant, die in Wien tagen will. Neben Frankreich bilden Russland und die USA den Vorsitz dieser Gruppe, der auch Deutschland angehört.

Armenischer Präsident in Berlin erwartet

In Berlin schaltete sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit Telefongesprächen in die Bemühungen um die Wiederherstellung des Waffenstillstands ein. Eine militärische Lösung werde es nicht gegen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. "Deshalb kommt es jetzt darauf an, dass wir einen neuen Versuch starten in der Minsk-Gruppe (...) eine nachhaltige Lösung des Konflikts hinzubekommen."

Der armenische Präsident Sargsjan wird am Mittwoch in Berlin erwartet, wo er mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel sprechen wird. Am Donnerstag wollen Russlands Außenminister Lawrow und sein iranischer Kollege Mohammed Dschawad Sarif in Baku mit der Führung Aserbaidschans sprechen.

uh/kle (rtr, dpa, ape)