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Asiens ungewöhnliche Allianzen

Thomas Kohlmann
5. Mai 2017

Im Konzert der asiatischen Wirtschaftsmächte erklingen ganz neue Töne: Schwergewicht China präsentiert sich als Garantiemacht des Freihandels und demonstriert Einigkeit mit den regionalen Konkurrenten Japan und Südkorea.

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Asien trilaterale Zusammenarbeit Japan China und Südkorea Symbolbild
Bild: Getty Images/P. Kujundzic

Seit die USA unter Präsident Donald Trump auf Globalisierungskritik und Protektionismus setzen, suchen die asiatischen Rivalen China, Japan und Südkorea immer demonstrativer nach Gemeinsamkeiten. Auch jetzt, beim Treffen zum 50. Jahrestag des Bestehens der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) in Yokohama. In der japanischen Metropole erklärten die drei asiatischen Wirtschaftsmächte in einer gemeinsamen Erklärung, "sich allen Formen des Protektionismus zu wiedersetzen". Das war genau der Satz, der beim Treffen der G20-Finanzminister in Baden-Baden Mitte März auf Druck der USA aus dem Abschlusspapier gestrichen worden war.

Dabei sind die Interessen Chinas, Japans und Südkoreas nicht gerade das, was man als deckungsgleich bezeichnen kann. Und das geht weit über die Territorialstreitigkeiten zwischen China und Japan um Inseln im ostchinesischen Meer hinaus. Beispiel: Asiatische Entwicklungsbank (ADB). Hier ist Japan als Hauptfinanzier nicht nur der größte Anteilseigner, sondern hat seit ihrem Bestehen 1966 auch alle Präsidenten gestellt. Damit ist die ADB nicht nur eine Finanzorganisation für Entwicklungsprojekte, sondern symbolisiert auch den wirtschaftlichen Einfluss Japans auf die asiatisch-pazifische Region. Direkt hinter Japan folgen bei der ADB übrigens die USA, die als pazifische Macht der zweitgrößte Geldgeber der Institution ist. 

Japan und die USA außen vor

Infografik Karte Luftverteidigungs-Identifikationszonen im Ostchinesischen Meer
Territorial-Konflikte im Ostchinesischen Meer belasten immer wieder das Klima zwischen China und seinen Nachbarn

Dagegen gilt die vor rund drei Jahren von China aus der Taufe gehobene Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) nicht nur als Pekings Konkurrenzveranstaltung zur ADB, sondern auch als Kontrapunkt zur traditionellen ökonomischen Dominanz Japans in Asien. Dabei stellt die AIIB bevorzugt die Finanzierung von Infrastrukturprojekten sicher, die im Rahmen von Pekings neuer Seidenstraßen-Strategie, der chinesischen "One Belt One Road"-Politik (OBOR), angeschoben werden. Deutschland ist wie bei der ADB auch an Pekings neuem Projekt beteiligt. Bei der AIIB rangiert Deutschland sogar kurz hinter den drei größten Anteilseignern China, Indien und Russland. Doch während mit der Bundesrepublik, Großbritannien, Frankreich und Italien die größten Volkswirtschaften Europas mit von der Partie sind und sich sogar Kanada am chinesischen AIIB-Projekt beteiligt hat, bleiben die USA und Japan, beides Schwergewichte bei den G7 und der ADB, außen vor.

Verdeckte Boykotte gegen K-Pop?

Viele Beobachter reiben sich außerdem die Augen, wenn Südkorea mit China, der traditionellen Schutzmacht des kommunistischen Regimes in Nordkorea, den Schulterschluss übt. Denn gerade erst hat die Regierung in Peking eine ganze Reihe von südkoreanischen Exportschlagern - vom Kosmetikartikel bis zu koreanischen Popmusikgruppen - mit so genannten Schatten-Boykotten belegt. Als Vergeltung für die Stationierung des US-Raketenabwehrsystems THAAD, das nicht nur gegen Angriffe aus Nordkorea gerichtet ist, sondern nach chinesischer Lesart auch eine Bedrohung Chinas darstellt. Mit diesen verdeckten Boykotten errichten die chinesischen Behörden politisch motivierte Handels-Barrieren. Das können verschärfte Zollbestimmungen, strengere Verbraucherschutz-Auflagen oder von den staatlich gelenkten Medien angefachte Produkt-Boykotte sein. Der Vorteil für Peking: Man straft aufmüpfige Handelspartner, ohne offen gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO zu verstoßen.

Girls' Generation Korea Pop Musik
Südkoreanische K-Pop-Bands wie Girls' Generation sind in ganz Asien populärBild: picture alliance/Yonhap

Krisentreffen nach Kursrutsch

Vor gerade einmal knapp fünf Jahren bekamen japanische Unternehmen den Unmut Chinas über den Territorialstreit um die umstrittenen Senkaku-Inseln zu spüren, in China als Diaoyu-Inseln bekannt. Bei Ausschreitungen gegen japanische Unternehmen wurden Läden und Niederlassungen von Firmen wie Toyota, Honda oder Nissan von einem wütenden chinesischen Mob verwüstet.

Doch trotz aller Konflikte und Meinungsverschiedenheiten eint die drei ungleichen Wirtschaftsmächte China, Japan und Süd-Korea eine große Sorge: Dass die USA als zentraler Exportmarkt seine Schotten dicht macht.