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Athen bringt Flüchtlinge von Inseln weg

19. März 2016

Eine logistische Herkules-Aufgabe: Nach der EU-Vereinbarung mit der Türkei muss Griechenland tausende Flüchtlinge aufs Festland befördern. Die Fähren sind schon startbereit.

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Flüchtlinge steigen in eine Fähre auf Lesbos (Foto: Getty Images/AFP)
Ziel Festland: Flüchtlinge steigen in eine Fähre auf LesbosBild: Getty Images/AFP

Laut Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) hat die griechische Armee damit begonnen, mehr als 6000 Migranten von Inseln in der Ostägäis auf das Festland zu bringen. Die F.A.S. beruft sich dabei auf Quellen in der EU-Kommission.

Reporter der Deutschen Welle auf Lesbos bestätigten, dass dort noch in der Nacht zum Sonntag mehrere hundert Flüchtlinge in eine Fähre steigen sollen - mit Ziel Kavalas auf dem nordgriechischen Festland.

Bevor an diesem Sonntag die Regeln der EU-Vereinbarung mit der Türkei in Kraft treten, sollten alle Migranten von den Inseln weggebracht werden, schreibt die F.A.S. Neu eintreffende Flüchtlinge wiederum müssten auf den Inseln bleiben, bis ihr Verfahren abgeschlossen ist. Dafür würden die Unterkünfte dort benötigt.

Angesichts des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei ist Griechenland auf einen logistischen Kraftakt gefasst. "Mammut-Unternehmen nach der Einigung", titelte die konservative Athener Zeitung "Kathimerini". Regierungschef Alexis Tsipras versprach, die EU werde 2300 Experten zur Unterstützung schicken. Die ersten von ihnen würden noch an diesem Wochenende erwartet.

Deutschland und Frankreich bieten den griechischen Behörden an, sie mit jeweils bis zu 300 Beamten zu unterstützen. Das geht aus einem Schreiben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und seinem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve an die EU-Kommission hervor, woraus die Deutsche Presse-Agentur zitiert. "Um der besonderen Eilbedürftigkeit dieser Hilfeleistungen Nachdruck zu verleihen", so die Minister, könnten beide Länder kurzfristig Fachkräfte auf die griechischen Inseln entsenden.

"Europäische Solidarität"

Darüber hinaus offerieren Deutschland und Frankreich "technische Expertise", um Athen bei den Rückführungsverfahren zu unterstützen. "Dies ist angesichts der aktuellen Lage in Griechenland geboten und ein besonderer Ausdruck der europäischen Solidarität. Wir hoffen, dass sich viele Mitgliedsstaaten unserem Beispiel anschließen werden", schreiben Cazeneuve und de Maizière.

Flüchtlinge erreichen den Strand der griechischen Insel Lesbos (Foto: picture-alliance/NurPhoto/G. Pinon)
Von der Türkei kommende Flüchtlinge erreichen den Strand der griechischen Insel LesbosBild: picture-alliance/NurPhoto/G. Pinon

Schon von Sonntag an sollen nach dem Beschluss des EU-Türkei-Gipfels Flüchtlinge, die illegal nach Griechenland übersetzen, in die Türkei zurückgeschickt werden können. Insgesamt befinden sich nach Angaben des griechischen Krisenstabs weit über 47.000 registrierte Migranten im Land. Wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilte, trafen allein im März mehr als 21.000 Menschen ein.

"In die EU - koste es, was es wolle"

In den letzten Tagen nahm die Zahl der Neuankömmlinge noch einmal zu. Nach Einschätzung eines Offiziers der griechischen Küstenwache könnte dies mit der Angst der Migranten zusammenhängen, sie müssten nach dem Flüchtlingspakt zwischen der EU und Ankara länger in der Türkei auf ihre Weiterreise warten. "Sie wollen - koste es, was es wolle - nach Griechenland und damit in die EU kommen", sagte der Offizier auf der Insel Chios. Mit Blick auf die beschlossenen Asyl-Schnellverfahren zeigte er sich skeptisch: "Das schaffen wir nicht", sagte er.

Dramatisch bleibt die Situation im provisorischen Flüchtlingslager Idomeni nahe der Grenze zu Mazedonien. "Wir machen uns Sorgen, dass es zu Gewaltausbrüchen oder sogar zu einem Ansturm auf den mazedonischen Zaun kommen könnte", sagte ein Polizeioffizier aus der Provinzhauptstadt Kilkis der Deutschen Presse-Agentur. Der Krisenstab schätzt, dass in Idomeni etwa 10.500 Menschen ausharren.

jj/sti (dpa, afp, fas)