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Pro Ende Atomkraft

18. März 2011

Unter dem Eindruck der Atomkatastrophe von Fukushima überdenken selbst die Länder ihren Atomkurs, die bisher auf den Ausbau der Kernenergie gesetzt haben. Richtig so, meint Judith Hartl.

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Judith Hartl, Wissenschaftsredaktion (Foto: DW)
Judith Hartl, WissenschaftsredaktionBild: DW/Matthias Müller

Nach Fukushima ist eines klar: Atomkraftwerke sind nicht sicher, niemals und nirgendwo. Wer etwas anderes erzählt, lügt. So einfach ist das. Nach Fukushima ziehen auch die ewigen Beteuerungen nicht mehr, dass die eigenen Reaktoren ja so viel ausgereifter seien, als der marode Sowjet-Reaktor von Tschernobyl. Nein, Fukushima zeigt uns, dass auch in einem Vorzeige-Hightechland wie Japan die Kontrolle über Technik ruckzuck verloren gehen kann und wie hilflos wir plötzlich dastehen: Wie Zwerge mit stumpfen Speeren bewaffnet vor einem riesigen feuerspeienden Drachen.

Je länger und aussichtsloser dieser verzweifelte Kampf in Fukushima geführt wird, desto bewusster wird der Welt diese plötzlich sehr reale todbringende Gefahr. Nach den ersten reflexartigen Treueschwüren auf die eigene Atompolitik, beginnen einige Länder jetzt, ihren Atomkurs in Frage zu stellen, zumindest vorsichtig. Nachdem sich Deutschland von der Unfehlbarkeit seiner Reaktoren distanziert hat, will nun auch Brasilien die Pläne zur Ausweitung seines Nuklearprogramms prüfen. Israel wirft seine Pläne für einen neuen Meiler über Bord und sogar China, wo zurzeit mehr als 20 neue Atomreaktoren entstehen, erwägt einen Baustopp.

In keinem anderen Land auf der Welt als im übertechnisierten Japan hätte eine nukleare Katastrophe deutlicher gemacht, dass wir die Kernkraft nicht im Griff haben und niemals im Griff haben werden. Dass sie uns extrem gefährlich werden kann, von einer Minute auf die andere. Und vielleicht bewirkt Fukushima sogar ein nachhaltiges Umdenken. Dass Atomkraft nicht die Energie der Zukunft ist, sondern dass wir in den massiven Ausbau von Erneuerbaren Energien investieren müssen - in Sonnenenergie, Windkraft oder Erdwärme - und natürlich in die Entwicklung energiesparender Technologien. Und vielleicht steht Fukushima sogar für eine Zeitenwende: Für den Beginn einer neuen Ära ohne Atomkraftwerke. Ein Wunschtraum - wer weiß.

Autorin: Judith Hartl
Redaktion: Thomas Kohlmann (kas)

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