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Terror-Anweisungen per Telefon

6. August 2016

Noch sind die Hintergründe der Anschläge von Würzburg und Ansbach nicht restlos ermittelt. Eine Spur führt nach Saudi-Arabien. Der Ansbacher Selbstmordattentäter soll mehrere Anschläge geplant haben.

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Deutschland Bombenanschlag in Ansbach
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Die Attentäter von Ansbach und Würzburg hatten nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" Kontakte nach Saudi-Arabien. Offiziell bestätigt ist das bislang aber nicht. Die Ermittler haben bislang nur erklärt, dass beide Männer bis kurz vor ihren Taten möglicherweise Anweisungen aus dem Nahen Osten erhalten hatten.

Terror-Anweisung per Chat

Wie das Nachrichtenmagazin nun berichtet, standen die jungen Männer über mehrere Telefonnummern in Kontakt mit mutmaßlichen Mitgliedern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), unter anderem in Saudi-Arabien. Dies ergebe sich aus Chats, die deutschen Behörden vorlägen. Eine Sprecherin der federführenden Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte sich dazu mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Dem Bericht zufolge schlug ein IS-Kontaktmann dem Attentäter von Würzburg in einem Chat vor, mit einem Auto in eine Menschenmenge zu rasen. Dies habe der 17-Jährige jedoch mit der Begründung abgelehnt, keinen Führerschein zu besitzen. Stattdessen kündigte der wohl aus Afghanistan stammende Mann an, er werde in einen Zug steigen und in der Bahn die erstbesten Fahrgäste wahllos angreifen. Der Flüchtling hatte am 18. Juli in einem Regionalzug mehrere Menschen mit Axt und Messer schwer verletzt. Die Polizei erschoss ihn.

Der Tod des Attentäters war nicht vorgesehen

Bei dem aus Syrien stammenden Ansbacher Attentäter gehen die Behörden laut dem Bericht davon aus, dass sein Tod am 24. Juli ein Unfall war. Er habe den Rucksack mit selbst hergestelltem Sprengstoff vermutlich mitten in einer Menschenmenge des Musikfestivals abstellen und dann aus der Ferne zünden sollen. Kurz vor dem Anschlag habe sein Chat-Kontakt ihn aufgefordert, die Detonation und das anschließende Inferno zu filmen und dem IS zu schicken. Doch der Sprengsatz sei wohl vorzeitig explodiert. Der Täter kam durch die Splitterbombe ums Leben, 15 Menschen wurden verletzt.

In den Chats sei auch die Rede davon gewesen, dass der 27-Jährige danach weitere Anschläge verüben sollte. Dafür spricht, dass er sein Bekennervideo vermummt aufnahm und Ermittler in seiner Wohnung weiteres Material zum Bau von Bomben fanden.

"Töte sie alle"

Einer der Sprengsätze wäre möglicherweise auf der Pferderennbahn von Ansbach gezündet worden. Der Syrer jedenfalls hatte vor seinem Tod ein Foto der Rennbahn in dem fränkischen Ort nach Saudi-Arabien geschickt, versehen mit der Bemerkung: "Dieser Platz wird voll von Menschen sein." Die Antwort seines Chat-Partners aus Saudi-Arabien kam umgehend: "Töte sie alle."

Die saudiarabische Regierung soll inzwischen eine Zusammenarbeit mit Deutschland bei den Ermittlungen zugesagt haben. Ein Regierungsmitarbeiter in Riad sagte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Deutschen würden bei der Suche nach möglichen Hintermännern der Anschläge von Würzburg und Ansbach unterstützt. Demnach sind die saudiarabischen Behörden bereits in Kontakt mit ihren deutschen Kollegen.

haz/vk (dpa, afp)