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Auch Wissenschaftler gehen gegen Rassismus auf die Knie

Conor Dillon
27. September 2017

Mit der Social Media-Kampagne #ScientistsTakeAKnee mischen sich Forscher in die politische Debatte um Rassismus ein. Losgetreten wurde sie von einem wütenden Donald Trump und knienden Footballspielern der NFL.

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Twitter Screenshot Veenemalab #ScientistsTakeAKnee
Bild: Twitter/Veenemalab

In den USA schalten sich jetzt auch Wissenschaftler in die aktuelle Debatte um Rassismus und Ungleichheit ein. Vor allem in den Sozialen Medien geht es gerade ordentlich zur Sache. Unter dem Hashtag #ScientistsTakeAKnee posten Chemiker, Physiker, Mediziner, Biologen, Planetenforscher jede Menge Fotos, Videos und lustig-bissige Kommentare. Damit bekunden sie ihre Solidarität mit Football-Spielern der NFL, die vor Kurzem von US-Präsident Donald Trump wüst beschimpft wurden, weil sie während der Nationalhymne nicht aufrecht standen, sondern auf die Knie gegangen waren. Mit dieser Geste protestierten die Spieler gegen Rassismus und Ungleichheit.

Und so kreativ reagieren Wissenschaftler. Zum Beispiel der Biologe Michael Eisen von der Univresity of California - Berkley.

Oder Kyle Cranmer, Teilchenphysiker:

Emily Lakdawalla ist Planetenforscherin:

Auch ganze Forschergruppen in den USA  haben tolle Ideen, um ihren Unmut zu zeigen und klar zu machen: wir sind gegen Rassismus!

Dieser Tweet hier ist von der "Union der Besorgten Wissenschaftler" aus Boston. Im Namen der wissenschaftlichen Praxis fügten sie ihrem Post einen Link zu einer Seite mit Rohdaten hinzu - Daten die Polizeigewalt dokumentieren. 

In Minnesota haben sich diese analytischen Chemiker hingekniet:

Oder dieser Ökologe und seine Kollegen in Kalifornien:

In Maine haben diese Forscher sogar eine Exkursion unterbrochen, um an der Kampagne teilzunehmen:

Die größte Gruppe war wohl diese von der University of Michigan. Sie hielten ein kollektives "Kneel-in" ab:

Und es gibt sogar Unterstützung aus der Arktis:

Einigkeit statt Gegnerschaft

Die Kampagne #ScientistsTakeAKnee reiht sich in die größere #TakeAKnee-Bewegung ein. Diese ist als Protest gegen rassische Ungleichheit in den USA entstanden und soll Solidarität mit afroamerikanischen Opfern von oft willkürlicher und brutaler Polizeigewalt bekunden.

Die #TakeAKnee-Kampagne begann schon 2016. Damals kniete sich Colin Kaepernick - ein professioneller Spieler in der National Football League während der Nationalhymne hin, anstatt wie üblich zu stehen.

Später erklärte er, dass er keinen Stolz für die Flagge ausdrücken wollte, die "für ein Land steht, das schwarze und farbige Menschen unterdrückt." Er sagte auch, dass US-Polizisten "mit Mord davonkommen."

Als sich daraufhin andere Athleten ebenso hinknieten, eskalierte die Kontroverse. Sie erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt als Präsident Trump verlangte, dass Spieler, die sich während der Nationalhymne hinknien, "gefeuert" werden sollten. 

Wissenschaftler schlossen sich dem Protest an, als vor einigen Tagen eine berühmte aber anonyme Bloggerin namens "lady scientist" erstmals den Hashtag #ScientistsTakeAKnee ins Leben rief und andere motivierte, es ihr gleich zu tun. 

Ähnlich wie beim March for Science Anfang des Jahres, begann eine Diskussion darüber, ob sich Forscher und die Institute für die sie arbeiten, zu politischen Fragen äußern soll

Ein Kritiker der Kampagne ist der Ingenieur Craig Mansfield. Er ist der Ansicht, dass Wissenschaft das bleiben sollte was es ist - und nichts anderes.

Das aber scheinen viele seiner Kollegen anders zu sehen. Eine - wissenschaftlich formuliert - signifikante Zahl an Forschern und Institutionen meint, sich einzumischen und politisch Stellung zu beziehen, ist in Ordnung, ja sogar wichtig. Denn die ethnische Ungleichheit außerhalb der Labore, sagen sie, spiegele sich oft auch an den Arbeitsplätzen und in den Laboren der Institute und Universitäten wider.

Posts wie diese hier drücken außerdem die Hoffnung aus, dass die Kampagne auch das Augenmerk auf Diskriminierungen im Arbeitsalltag der naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen selbst werfen kann.