1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wichtiger Wegweiser

Simone Schlindwein24. September 2012

Fast wöchentlich bringen afrikanische Softwareentwickler neue Anwendungen auf den Markt. Zwei IT-Studenten in Uganda haben nun eine Anwendung entwickelt, die Autofahrern die billigsten Tankstellen anzeigen.

https://p.dw.com/p/163NJ
Mafuta-Go Benzinpreis Anwendung fürs Handy (Foto: DW)
Bild: DW/S.Schlindwein

Edward Sekeywa fährt mit seinem Auto durch Ugandas Hauptstadt Kampala. Der Tank ist fast leer und er muss jetzt dringend eine Tankstelle finden. Doch Benzin ist teuer in Kampala und die Preise unterscheiden sich drastisch von Tankstelle zu Tankstelle. Um die preiswerteste Tankmöglichkeit zu finden, holt Sekeywa sein Handy heraus. Die Anwendung Mafuta-Go, die Sekeywa auf sein Smartphone herunter geladen hat, zeigt alle Benzinpreise in der Stadt an. So lässt sich leicht die preiswerteste Tankstelle in der Gegend finden.

"Das ist wichtig, denn die Preise unterscheiden sich gewaltig", sagt Sekeywa. Er parkt mit seinem Auto gerade im Stadtteil Kololo und die Mobilfunk-Anwendung empfiehlt die City-Oil-Tankstelle in Kamwoya. Der Liter Benzin kostet dort laut Mafuta-Go 3.550 Schillinge (1,10 Euro). "Ich werde das mal ausprobieren", sagt Sekeywa und fährt los.

Sekeywa gehört zur wachsenden ugandischen Mittelschicht. Er fährt einen Volkswagen, hat einen Job bei einer Nichtregierungsorganisation, ist Vater eines Kindes und hat ein Eigenheim. Doch obwohl er ein angemessenes Einkommen bezieht, müssen auch Leute wie Sekeywa täglich aufs Geld schauen, sagt er, während er an der Tankstelle hält.

Transportkosten erhöhen die Benzinpreise

Sekeywa wundert sich: Die Anwendung hatte angezeigt, ein Liter Benzin koste 3.550 Schillinge. Hier sind aber 3.600 Schillinge pro Liter angeschrieben. Der Tankwart erklärt, er verkaufe schon seit einer Woche zum Preis von 3.600. Sekeywa bestellt eine Tankfüllung für 20.000 Schillinge.

Benzin ist teuer in Uganda. Zwar fallen keine staatlichen Steuern darauf an. Aber jeder Liter muss per Frachtschiff zum kenianischen Hafen Mombasa und dann per Lastwagen bis nach Uganda transportiert werden. Die Transportkosten erhöhen die Preise enorm und jeder Schilling zählt, wenn man volltankt.

Edward Sekeywa Edward Sekeywa im Auto. Er sucht nach der billigsten Tankstelle in Kampala. (Foto: DW)
Edward Sekeywa sucht das billigste BenzinBild: DW/S.Schlindwein

Das haben auch die Erfinder der Benzinpreis-Anwendung fürs Handy erkannt. Christine Ampaire und Daniel Odongo sind junge Informatikstudenten. Vor einem Jahr gründeten sie ihr Start-up Unternehmen Code-Sync, erzählen sie. Mafuta-Go heißt die Anwendung, übersetzt: Benzin-Go. Die App ist umsonst. Mittlerweile lassen sich die Benzinpreise auch auf Twitter, Facebook und via Sms für preiswerte Telefone abrufen, berichten die beiden Entwickler. Die Studenten finanzieren sich momentan über das Preisgeld von 10.000 US-Dollar - umgerechnet rund 8000 Euro, das sie beim diesjährigen Pivot East-Wettbewerb für mobile Apps gewonnen haben. Das Pivot East-Netzwerk mit Sitz in Kenias Hauptstadt Nairobi fördert Start-ups und Entwickler mobiler Software in ganz Ost-Afrika.

Motorradfahrer überprüfen die Preise

Derzeit bemühen sie sich um Partnerschaften mit den Tankstellen, damit Mafuta-Go automatisch von deren Datenbanken auf den neuesten Stand gebracht werden kann. Doch solange diese Partnerschaften nicht etabliert sind, schicken sie jeden Morgen Motorradfahrer los, um an allen Tankstellen in Kampala die Preise zu prüfen.

Mafuta-Go Erfinder Christine Ampaire und Daniel Odongo in ihrem Büro in Kampala. (Foto: DW)
Mafuta-Go Erfinder Christine Ampaire und Daniel OdongoBild: DW/S.Schlindwein

"Außerdem schicken uns die Benutzer aktualisierte Preise, wenn sie an die Tankstellen gehen. Die Verbraucher wollen Geld sparen, die Unternehmer benötigen mehr Kunden - da ist Mafuta-Go genau das richtige Tool dafür", sagt die 21-jährige Christine Ampaire.

Wo gibt es überhaupt noch Benzin?

Vor allem in Krisenzeiten, so stellte es sich vor wenigen Wochen heraus, ist die Anwendung brillant. Es kommt in Uganda von Zeit zu Zeit vor, dass die Lastwagen mit dem Benzinnachschub am Hafen in Kenia oder an der Grenze stecken bleiben und das Benzin in Kampala knapp wird. Tankstellen geht dann schnell das Benzin aus. Doch statt auf der Suche nach wenigen Litern durch die Stadt zu fahren, müsse man nur noch auf Mafuta-Go nachsehen, welche Tankstellen überhaupt noch Benzin anzubieten haben.