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Auf festem Boden

Jessica Sturmberg4. Juli 2002

Der Multimillionär Steve Fossett hat seinen Traum verwirklicht: Er hat als erster Mensch allein den Globus im Heißluftballon umrundet. Mit bis zu 250 Stundenkilometern raste er im Jetstream über die Längengrade hinweg.

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Geschafft: Steve Fossett ist mit seinem Ballon "Spirit of Freedom" gelandetBild: AP

Am frühen Donnerstagmorgen (4.7.2002) landete der Abenteurer sicher im ostaustralischen Bundesstaat Queensland in der Nähe des Yamma Yamma Sees. Wegen starker Bodenwinde hatte er die Landung um zwei Tage hinausgezögert.

Hartnäckig am Wind

Er konnte es einfach nicht lassen und verfolgte hartnäckig sein Ziel, als erster Mensch alleine in einem Heißluftballon die Erde zu umfahren. Jetzt hat er es endlich geschafft: Bereits am Dienstag überflog Fossett mit seinem Ballon "Spirit of Freedom" über Westaustralien den 117. Längengrad. Er galt als die imaginäre Ziellinie seines Rekordfluges über eine Distanz von rund 34.000 Kilometern.

Die Reise führte ihn quer über den Fünften Kontinent, den Pazifik, die Anden und den Südpol. Danach überfuhr er Afrika und den Indischen Ozean. Ursprünglich hatte Fossett mit 20 Tagen kalkuliert, doch mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern pro Stunde und optimalen Bedingungen erreichte er sein Ziel bereits nach 13 Tagen.

Spiel mit dem Leben

Zuvor waren Fossett fünf ähnliche Versuche misslungen. Unwetter, Übermüdung oder Sauerstoffmangel hatten ihn immer wieder zur Aufgabe gezwungen. Bei seinem ersten Versuch ging ihm das Propangas aus, weil die Überfluggenehmigung aus Libyen erst mit Verzögerung erteilt wurde. Fossett musste schließlich in Indien notlanden.

Die Sucht nach immer neuen Höchstleistungen und Abenteuern kostete den Mann aus Chicago beinahe das Leben. Bei seinem vierten Versuch, die Erde im Alleingang mit einem Heißluftballon zu umrunden, brachte ein Gewitterfront Fossetts Ballon zum Absturz. Aus fast 9000 Metern Höhe raste er mitten in der Nacht auf den Pazifik zu und überlebte den Aufprall unverletzt. Es sei der schlimmste Moment in seinem Abenteuerleben gewesen, gestand Fossett später. Beinahe hätte er sich bei dem dramatischen Sinkflug südöstlich von Australien schon aufgegeben. Der Multimillionär erinnert sich nur noch bruchstückhaft daran, wie er nach der Bruchlandung aus der sinkenden Kapsel kroch und auf Rettung wartete. Stunden später fand ihn ein Militärflugzeug winkend auf seinem aufblasbaren Rettungsfloß.

Jagd nach neuen Rekorden

Ans Aufhören dachte Steve Fossett danach nicht. Der frühere Börsenmakler ist Risiko gewöhnt, beherrscht das turbulente Auf und Ab im Leben. Statt nach Börsengewinnen jagt der 58-Jährige heute nach immer neuen Rekorden. 1995 gelang ihm die erste Solo-Ballonüberquerung des Pazifiks, er durchschwamm den Ärmelkanal und hält 11 von 35 Streckenrekorden des "World Speed Sailing Record Council‘s". Außerdem fuhr Fossett das 24-Stunden-Autorennen von Le Mans mit, nahm teil am härtesten Triathlon, dem "Ironman"-Wettbewerb auf Hawaii, und kämpfte sich mit einem Hundeschlitten knapp 2000 Kilometer durch Alaska.

Sein Zwang sich fortwährend extremen Belastungen auszusetzen, erklärt der ehemalige Chef eines der erfolgreichsten US-Börsenmakler-Unternehmens mit seinem Drang nach Triumphen: "Es frustriert schon, wenn man nicht erfolgreich ist, und das kenne ich zu Genüge". Auch wenn er sechs Anläufe brauchte, bis er sich jetzt auch diesen Traum erfüllt hat - ungeduldig ist er dabei nicht geworden: "Ich habe gelernt, dass wenn man eisern dabei bleibt, die Erfolge nicht ewig auf sich warten lassen."

Kaum gelandet, schmiedet der rekordhungrige Abenteurer schon die nächsten Pläne: Ende Juli will er von Neuseeland aus mit einem Segelflugzeug in die Stratosphäre fliegen und damit einen neuen Höhenrekord aufstellen.