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Jahrzehnt des Wachstums?

3. Januar 2010

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Welt in den vergangenen Monaten in Atem gehalten. In den nächsten Jahren stehen Menschen und Unternehmen neue Herausforderungen bevor. Ein Ausblick.

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Bullenskulptur vor Frankfurter Börse (Foto: AP)
Symbol für steigende Börsenkurse: Der BulleBild: AP

Die Vorhersagen der Konjunkturforscher lassen hoffen: Für 2010 sagen die Experten wieder ein Wirtschaftswachstum voraus - nach dem teils drastischen Einbruch 2009. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Sicher ist nur: Die Finanz- und Wirtschaftskrise bleibt uns vorerst noch erhalten.

Langer Weg aus der Krise

Michael Hüther (Foto: dpa)
Michael HütherBild: picture-alliance/ dpa

Und zwar mindestens zwei Jahre, glaubt Michael Hüther, der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). "Der Weg aus der Krise ist durchaus langwierig, er ist auch immer von Gefährdungen gekennzeichnet", sagte der Ökonom DW-WORLD.DE. Immerhin: Das schlimmste ist nach Ansicht des Wirtschaftsprofessors überstanden.

Mit seiner Meinung steht Hüther nicht alleine da. "Wir sind von der Klippe abgestürzt, liegen am Boden und krabbeln jetzt auf allen Vieren hoch" - so beschreibt der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, die aktuelle Lage. Der Staat müsse vorerst weiterhin viel tun, um die Konjunktur zu stützen.

In der Theorie sei alles ganz einfach, sagt Thomas Straubhaar, der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Der Staat müsse mehr Steuern einnehmen und seine Ausgaben begrenzen. In der Praxis sei das deutlich komplizierter. Es fange schon mit dem richtigen Zeitpunkt an: Vielleicht müsse der Staat erst Steuerentlastungen gewähren, um damit Wachstum und Beschäftigung anzukurbeln und dann erst in einer zweiten Phase mehr Steuereinnahmen zu haben. "Das ist ein sehr, sehr diffiziler Prozess", warnt Straubhaar.

Neues Jahrzehnt, alte Probleme

Erde (Foto: AP)
Klimawandel: Die größte Herausforderung?Bild: AP

Wenn die Krise dann irgendwann überstanden ist, werden sich neue Problemstellungen für Politik und Wirtschaft ergeben - die so neu vielleicht gar nicht sind. Die eigentlich größte Herausforderung des neuen Jahrzehnts werde der Klimawandel, meint der Kölner Ökonom Hüther. Ein alter Bekannter also, denn das Thema steht schon seit Jahren auf der Agenda.

Eine wirkliche Lösung gibt es aber noch nicht. "Da einen richtigen Ansatz zu finden, der auch effizient ist - das wird die Herausforderung sein", glaubt Hüther. Die Betonung liegt auf der Effizienz: "Wir können uns nicht leisten, Klimaschutz ineffizient zu machen, weil es so oder so andere belastet."

Neue Probleme durch demografischen Wandel

Rentner (Foto: dpa)
In Deutschland leben immer mehr ältere MenschenBild: picture-alliance / dpa

Ein weiteres zentrales Thema sei in letzter Zeit vernachlässigt worden, werde bald aber zwangsläufig wieder stärker beachtet werden müssen: der demografische Wandel. Es sei keine Frage der Senioren, erklärt Hüther. "Es ist eine Frage für jeden Einzelnen in jeder Lebenslage." Das Thema ist zwar ebenfalls nicht neu, wird aber in den nächsten Jahren zunehmend zum Problem. Eine wirkliche Patentlösung gibt es noch nicht. "Das ist die eigentliche Herausforderung. Da tun wir viel zu wenig, und das finde ich bedenklich!"

Als weitere zentrale Frage betrachtet der IW-Direktor die Verteilung der Bodenschätze. Dabei gehe es nicht nur um Energieträger wie Kohle, Öl und Gas, sondern auch um Metalle - insbesondere die Nicht-Eisen-Metalle. Gerade in diesem Bereich müsse in Forschung investiert werden, um Alternativen zu endlichen Ressourcen zu finden. Der Zugang zu den Ressourcenbeständen sei dabei eine Frage der internationalen Ordnung. Die Staaten müssten dieses Problem gemeinsam angehen, findet Hüther.

Internationale Kooperation verbessert

G20-Logo (Quelle: APTN)
Bild: APTN

Immerhin: Die Finanzkrise habe auch ihre guten Seiten gehabt, denn sie habe die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene gefördert. Wichtige Entscheidungen werden heute nicht mehr von den G8, sondern von den G20 getroffen. "Das macht die Sache auf der einen Seite komplizierter, auf der anderen Seite macht es sie aber auch einfacher, denn man bindet von vornherein alle wirklich bedeutsamen Spieler im globalen wirtschaftlichen Geschehen mit ein."

Die Qualität der Kooperation kann sich in Zukunft positiv auswirken - sei es bei den Herausforderungen des Klimawandels, der alternden Gesellschaft, der Verteilung von Bodenschätzen - oder eben wieder der Lösung der Finanzkrise.

Autor: Frank Wörner
Redaktion: Christian Walz