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Aufklärung für Prostituierte

Sabine Ripperger1. Dezember 2004

Zur AIDS-Bekämpfung will die Weltgesundheitsorganisation weltweit Prostituierte und ihre Freier für sicheren Sex und Schutz durch Kondome gewinnen. Ein Internetprojekt soll anlässlich des Welt-AIDS-Tages dabei helfen.

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Wenn, dann besser mit KondomBild: AP


Prostituierte haben in den meisten Regionen der Welt ein besonders hohes Risiko, sich mit dem HIV-Virus zu infizieren. In Angola trägt etwa jede dritte "Sexarbeiterin" das tödliche Immunschwächevirus in sich, in Benin sind es bereits 60 Prozent. Der rechtliche Status dieser Frauen und Mädchen ist meistens nicht gesichert. Hinzu kommen oft noch Diskriminierung, Gewalt und Drogenmissbrauch.

Netzwerk im Internet

Die Weltgesundheitsorganisation hat mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) eine Orientierungshilfe, entwickelt: Selbsthilfegruppen und Gesundheitsexperten haben online Materialien zusammengestellt, die neuen Aids-Verhütungsprojekten den Start erleichtern sollen. Zahlreiche Netzwerke, Wissenschaftler und Programm-Manager waren in die Konzeption eingebunden. Die Internetseiten (zu finden unter http://www.who.int/hiv/toolkit/arv/en/index.jsp) sind das Ergebnis langjähriger Erfahrungen in Deutschland, Ungarn, Brasilien und Malaysia.

Prävention ist wichtig

Im Mittelpunkt stehen praktische Handlungsempfehlungen zur Aids-Prävention und zum Projektmanagement. "Wir wollen bis Ende 2005 drei Millionen Menschen medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten schaffen. Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn die Präventionsmaßnahmen verbessert werden und mit so genanten Risikogruppen gearbeitet wird", sagt Manuela Möller vom HIV-Department der Weltgesundheitsorganisation. "Risikogruppen sind Drogenabhängige, Gefängnisinsassen und Prostituierte." Erfolg zeigte ein solches Projekt zum Beispiel in Kenias Hauptstadt Nairobi: Durch eine Aufklärungskampagne sank innerhalb von acht Jahren die Rate der Neuinfektionen bei Prostituierten von rund 50 Prozent auf weniger als ein Zehntel.

Von anderen lernen

Ein sobgenannter "Toolkit"(Werkzeugkasten) auf der Internetseite soll als "lebendiges Dokument" laufend aktualisiert werden und richtet sich an Organisationen, Initiativen, Selbsthilfegruppen und Einzelpersonen, die im Umfeld von "Sexarbeit" tätig sind. Sehr viel Wert wurde darauf gelegt, dass die Adresssaten nicht nur die Prostituierten selber sind, sondern auch die Kunden, Bordellbetreiber und Ärzte. "Wir haben z. B. eine Fallstudie aus Papua-Neuguinea, wie man mit aggressiven Polizisten arbeitet", erzählt Projektmanagerin Möller. "Wir haben Projekte, wie man mit Bordellbesitzern arbeitet. Wir haben aber auch ganz fachlich orientierte Sachen, wie eine Diagnostiktafel, die in einer Klinik für Prostituierte an der Elfenbeinküste entwickelt worden ist." Der "Toolkit" ist also auch eine Plattform für Projekte, die bereits mit gutem Erfolg gelaufen sind. Insgesamt 130 werden vorgestellt, alle sind vor der Veröffentlichung von Experten begutachtet worden.

Schwerpunkt Afrika

Weltweit haben bisher nur 16 Prozent der Frauen, die im Bereich Prostitution tätig sind, Zugang zu Gesundheitsmaßnahmen und Serviceangeboten. Gebe es kaum Gesundheitsangebote, sei auch die HIV-Rate unter Prostituierten hoch, rechnet Manuela Möller vor. Gebe es hingegen ausreichend wirksame Service-Angebote, dann sei die HIV-Rate gering. In Indien gibt es das beispielhafte "Sonagachi"-Projekt in Kalkutta, in dem sich "Sex-Workerinnen" selber organisieren und für ihre sozialen Belange eintreten. Hatten dort vor zehn Jahren nicht einmal drei von einhundert Prostituierten Kondome benutzt, sind es inzwischen 90 von 100. Es mache also Sinn, Präventionsangebote im Bereich der sexuell übertragbaren Infektionen zu machen, sagt WHO-Vertreterin Möller. Schwerpunkt der HIV/Aids-Arbeit ist jedoch Afrika: In vielen afrikanischen Ländern sind Lastwagenfahrer die Hauptkunden von Prostituierten. Es gibt viele länderübergreifende Routen in Afrika und viel ungeschützten Sex.