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Online studieren

21. März 2011

Nach dem Bachelor ist noch lange nicht Schluss. Das erkennen immer mehr deutsche Universitäten und bieten Teilzeitstudiengänge für Berufstätige an. Online-Plattformen erleichtern das Studium aus der Ferne.

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Symbolbild Cloud Computing (Grafik: DW)
Studieren ohne Grenzen: Das Internet macht's möglich ...Bild: DW/Arahan, Dev - Fotolia.com

Lange Zeit galt die Fernuniversität in Hagen als einzige Hochschule, die es Menschen aller Altersgruppen möglich machte, neben Familie, Haushalt und Beruf ein Studium zu absolvieren. Die Unterrichtsmaterialien kamen per Post ins Haus, die Prüfungen wurden vor Ort abgelegt. Längst haben auch andere Universitäten den Markt für ein Fernstudium entdeckt, so auch die Universität Stuttgart. Material bekommen die Studierenden über das Internet, und zur Kommunikation gibt es bestimmte Lernplattformen. "Man trifft sich zum Beispiel im virtuellen Klassenzimmer oder in Diskussionsforen", sagt Petra Koczy von der Universität Stuttgart. Sie arbeitet im Management für die sogenannten "Online-Studiengänge".

Spezielle Angebote für den Berufsalltag

Leistungselektronik, Gerontologie oder Bauphysik sind Bereiche, in denen es an der Universität Stuttgart onlinebasierte Aufbaustudiengänge gibt. Sehr spezielle Weiterbildungsangebote, die auf die Bedürfnisse in der Berufswelt abgestimmt sind, wie etwa das Thema Gerontologie. "Der demografische Wandel wird uns dazu zwingen, uns damit zu beschäftigen, wie das Älterwerden besser gelingen kann", meint Petra Koczy. "Wir müssen dabei das Thema Bauen, das Thema Verkehr oder auch das Thema Technisches Design berücksichtigen". All diese Fachbereiche fließen in den Online-Studiengang Gerontologie ein. Petra Koczy ist für die inhaltliche Koordination der unterschiedlichen Module aus den verschiedenen Fachbereichen zuständig. Bereiche, die ohne den Onlinestudiengang vielleicht nie zusammen gefunden hätten, um an dem Thema Gerontologie zu arbeiten.

Präsenzphasen erwünscht

Absolventen mit Bachelor-Hüten (Foto: dpa)
Für viele Online-Studiengänge ist der Bachelor erforderlich.Bild: dpa

Wer in Stuttgart online studieren will, muss mindestens einen Bachelor-Abschluss und eine zweijährige Berufserfahrung vorweisen. Der Bachelor-Abschluss oder ein beruflicher Meisterabschluss ist bei fast allen Universitäten erforderlich, die Teilzeitstudiengänge anbieten. Von Zeit zu Zeit möchte man seine Studierenden auch einmal persönlich kennenlernen. Deshalb gibt es sogenannte Präsenzphasen. In Stuttgart trifft man sich zwei Mal im Jahr jeweils an einem Wochenende. Präsenzphasen gibt es bei fast allen Fernstudiengängen, auch an der Technischen Universität Kaiserslautern. Die Universität hat eigens ein Fernstudienzentrum mit 14 Fernstudiengängen eingerichtet, das "Distance and Independent Study-Center". Komplett onlinebasiert sind die Studiengänge Software Engeneering und Nanotechnologie. Da die Onlinestudiengänge auch für Studierende aus dem Ausland gedacht sind, gibt es bei den Präsenzphasen Ausnahmen, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Michelle Chamari: "Wir haben zum Beispiel einen School Management Lehrgang, da sind Studierende aus Eritrea, die in Eritrea leben und arbeiten, die haben dann bestimmte Ersatzleistungen, die sie absolvieren." Der Unterrichtsstoff aus den Präsenzphasen muss nachgearbeitet und dann entsprechend nachgewiesen werden.

Ohne Deutsch geht fast gar nichts

Ein Vorteil an der TU Kaiserslautern: Die Studiengänge sind auch englischsprachig. Das ist nicht überall so. Meist werden gute Kenntnisse der deutschen Sprache vorausgesetzt. So auch an Deutschlands ältester und einziger reinen Fernuniversität in Hagen. Die Universität bietet nicht nur Aufbaustudiengänge an, sondern auch ein sogenanntes "Grundständiges Studium" mit Bachelor-Abschluss. Die Angebote sind keine reinen Onlineangebote, sondern eine Mischung aus Online, Papier und Präsenz. Sandro Mengel ist für das Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik an der Uni zuständig und spricht vom Konzept des sogenannten "Blended Learning": "Unterschiedliche Medien werden miteinander vermischt, um flexibel zu bleiben und das Studium möglichst orts- und zeitunabhängig zu gestalten."

Das Prinzip des Blended Learning

Computer-Tastatur und Headset (Foto: dpa)
Mit Tastatur und Headset ins virtuelle KlassenzimmerBild: dpa

Sowohl ins Inland als auch ins Ausland werden Unterrichtsmaterialien auf Wunsch in Printform versendet. Wer lieber mit dem Computer arbeitet, kann die gleichen Materialien als pdf-Version oder als e-book abrufen. Video-Podcasts mit Erläuterungen und Vorlesungsaufzeichnungen ergänzen das Programm, damit der Lehrstoff nicht zu textlastig wird. Zu festgesetzten Terminen treffen sich die Studierenden im virtuellen Klassenzimmer mit Headset und Webcam. "Das nehmen gerade unsere Teilnehmer im Ausland gerne in Anspruch, weil man sich ja sonst mit seinem Dozenten nicht treffen kann", sagt Sandro Mengel.

Prüfungen aus der Ferne

Studieren kann man an der Fernuniversität Hagen fast alles von Kultur- und Sozialwissenschaften über VWL bis hin zu Mathematik und Jura. Nur die Naturwissenschaften sind nicht im Angebot. Für die Prüfungen gibt es ein ganz besonderes System, erläutert Sandor Mengel: "Weltweit gibt es Studienzentren, wo man Kontaktpersonen oder Ansprechpartner findet, bei denen man die Prüfung ablegen kann". Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte "Videoprüfung". "Das heißt, ich begebe mich in ein Studienzentrum, und dann wird die Prüfung per Videostreaming mit einem Professor in Hagen abgehalten, der dort sitzt und die Inhalte abprüft."

Wer sucht, der findet

Weiterbildung ohne lange Anfahrtswege und mit geringem Zeitaufwand, das klingt verlockend. Doch der richtige Studiengang ist nicht einfach zu finden. Einheitliche Datenbanken für sämtliche Kursangebote gibt es in Deutschland nämlich nicht. Da muss man entweder bei der Wunschuniversität nachfragen, ob sie Fernstudiengänge anbietet oder auf Suchmaschinen und spezielle Datenbanken im Internet zurückgreifen, wie etwa die ELDOC-Datenbank für e-learning. Weiterbildungsangebote allgemein findet man zum Beispiel auf der Suchmaschine des deutschen Bildungsservers, und das Bundesinstitut für Berufsbildung bietet eine Checkliste, um die Qualität beruflicher Weiterbildungsangebote zu prüfen.


Autorin: Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld