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Terrorismus

Ausländer am Flughafen festgenommen

3. Januar 2017

Nach dem Terroranschlag in Istanbul an Silvester hat die Polizei jetzt zwei Ausländer am Flughafen der Millionenmetropole festgenommen. Sie werden verdächtigt, Verbindungen zu dem untergetauchten Attentäter zu haben.

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Festnahmen am Flughafen Atatürk und Sabiha Gokcen
Sicherheitskräfte am Atatürk-Flughafen in Istanbul Bild: picture-alliance/dpa/B.Ozkan

Dem Täter war nach dem Blutbad im Istanbuler Nachtclub Reina die Flucht gelungen. Sondereinheiten der Polizei fahnden mit Hochdruck nach ihm. Am Atatürk-Flughafen in Istanbul fassten Sicherheitskräfte zwei Ausländer, denen Kontakte zu dem Verdächtigen nachgesagt werden. Die zwei Männer wurden zum Polizei-Hauptquartier gebracht, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu weiter meldete.

Die Agentur DHA berichtete, die Festgenommenen seien einer Polizeikontrolle am Eingang der Metro zum Internationalen Terminal des Flughafens aufgefallen. Die Nationalität der beiden Männer ist nicht bekannt.

Armee greift IS-Stellungen an 

Die türkische Armee griff in Nordsyrien wieder mit Panzern, Kampfjets und Raketen Stellungen des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) an. Laut der Nachrichtenagentur Anadolu beschossen die Streitkräfte seit Montag mindestens 150 Ziele mit Haubitzen, Raketenwerfern, Mörsern und Panzern. Die Luftwaffe habe unter anderem in der umkämpften Stadt Al-Bab Stützpunkte der Terrormiliz und ein Waffendepot bombardiert. Bei den Operationen seien 18 IS-Terroristen getötet und 37 verwundet worden. Die Terrormiliz hat den Angriff auf die Silvesterfeier in der türkischen Millionenmetropole, bei der 39 Menschen getötet und fast 70 verletzt wurden, für sich reklamiert.

Ministerpräsident Binali Yildirim teilte im Parlament mit, der nach dem Putschversuch vom 15. Juli verhängte Ausnahmezustand solle mindestens bis ins Frühjahr hinein verlängert werden. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan begründet den Notstand mit einem effektiveren Anti-Terror-Kampf. 

Türkei Polizisten vor dem Reina Nachtclub in Istanbul
Türkische Polizisten vor dem Reina Nachtclub in Istanbul Bild: picture-alliance/dpa/Lp/Yann Foreix/MAXPPP

Neue Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter

Mittlerweile ist auch ein Selfie-Video des Verdächtigen aufgetaucht. Auf dem von türkischen Medien veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft, während er sich selbst und die Umgebung offenbar mit einer Handy-Kamera filmt. Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Metropole aufgenommen. Auf dem Video spricht der dunkelhaarige junge Mann nicht.

Türkischen Presseberichten zufolge hatte er zuvor für den IS in Syrien gekämpft. Daher scheine er "sehr professionell in der Handhabung von Feuerwaffen gewesen zu sein", schrieb die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf Ermittler. Der konservative "Hürriyet"-Kolumnist Abdulkadir Selvi schrieb, der Angreifer habe Erfahrung im Straßenkampf gehabt und sei "besonders ausgewählt" worden für den Angriff.

Laut der Zeitung "Habertürk" benutzte er ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow. Um keine Zeit beim Wechseln der Magazine zu verlieren, verwendete er demnach doppelte Magazine. Insgesamt habe er mehr als 120 Schuss abgegeben, wovon die wenigsten ihr Ziel verfehlten, hieß es. Der türkischen Presse zufolge soll der Attentäter aus einem Land Zentralasiens stammen und Verbindungen zur IS-Zelle haben, die den tödlichen Angriff auf den Atatürk-Flughafen im Juni verübt haben soll.

Türkei Fahndungsfoto Anschlag in Istanbul
Neue Aufnahmen des VerdächtigenBild: picture-alliance/dpa/Dha/Depo Photos/ZUMA Wire

Kampf gegen Hass-Aufrufe in sozialen Medien

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, am Montagabend sei es zu einem Einsatz von Anti-Terror-Einheiten in Istanbul gekommen. Dabei seien Hubschrauber eingesetzt und Straßen gesperrt worden. Über Festnahmen bei der Razzia wurde nichts bekannt. Die Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor acht Festnahmen in Istanbul im Zusammenhang mit dem Terrorangriff gemeldet. 

Außerdem gehen die Behörden gegen Hass-Accounts in den sozialen Medien vor. Gegen 347 Accounts werde ermittelt, weil sie Feindschaft in der Nation säten, sagte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus.

Das Büro des Ministerpräsidenten warnte in einer Mitteilung, Nachrichten in den sozialen Medien, die polarisierten, würden dem Terror in die Hände spielen. Solche Nachrichten, die den Interessen der Nation und des Landes entgegenstünden, könnten zudem als Straftat behandelt werden, hieß es weiter.

Nach dem Anschlag im Club Reina hatten einige Nutzer die Opfer verspottet. In diesen Nachrichten dominierte die Meinung, dass die Opfer es nicht anders verdient hätten, weil Neujahrsfeiern "unislamisch" seien. Konservative Kreise in der Türkei machen seit längerem Stimmung gegen westliche Bräuche wie Weihnachten und Silvester in der Türkei.

se/chr/uh (afp, ap, afp)