1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Auslandsreaktionen zu mangelnder Stadionsicherheit eher verhalten

11. Januar 2006

Die ausländische Presse reagierte durchweg zurückhaltend auf die Studie der Stiftung Warentest über Sicherheitsmängel in den zwölf deutschen WM-Stadien.

https://p.dw.com/p/7m5K

Fetzige Schlagzeilen waren eher die Ausnahme. Kommentare zu der Studie von Stiftung Warentest über die mangelnde Sicherheit in WM-Stadien fehlten meist.

Im fußballbegeisterten Lateinamerika war die Studie Thema der Sportberichterstattung. Vereinzelt gab es Kommentare. Die argentinische Tageszeitung La Nación kritisiert die Worte Beckenbauers: “Der immer kaiserliche Beckenbauer, Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 überraschte mit seiner Reaktion“.

La Jornada aus Mexiko schreibt: "Laut Berichten der Stiftung Warentest könnten die Mängel ‘katastrophale’ Konsequenzen im Fall von Brand oder Panik nach sich ziehen“. (...) Mittlerweile herrscht wieder positive Stimmung bei den von der Stiftung bemängelten Stadienbetreibern. Geschäftsführer von verschiedenen Stadien haben versichert, dass diese alle von der FIFA angeforderten Standards und Vorschriften erfüllen.

In China berichtet das Internetportal News.com über die Sicherheitsmängel der deutschen WM Stadien und kommentiert: "Fünf Monate vor Beginn der WM ist das Sicherheitsproblem in deutschen Stadien der Öffentlichkeit präsentiert worden. Der WM-Organisator wurden allenthalben scharf kritisiert. Wir hoffen natürlich, dass sich eine Tragödie wie im Stadion von Hillsborough mit 96 Toten nicht mehr wiederholen wird. Allerdings ist ein Desaster unvermeintlich, wenn die englischen oder türkischen Hooligans sich in einer der "Made of Tofu"-Stadien (= chinesische Redewendung für instabil gebautes Haus, d. Red.) begegnen.

Scharfe Töne in britischer Presse

Auch in den europäischen Medien hielt sich die Kommentierung in Grenzen. In der britischen Presse war der Ton an manchen Stellen recht scharf. Die angesehene Londoner Times scheibt: "Vergesst die Kleinigkeit mit dem Eröffnungsdatum des neuen Wembleystadions, Deutschland hat richtige Stadionprobleme." Im Daily Mirror heißt es: "Die Massen bei der diesjährigen Fußball-WM in Deutschland könnten in Gefahr sein, da aus den vergangenen Katastrophen keine Lehren gezogen wurden."

Die konservative ABC aus Madrid aus Spanien schreibt: "Die Stiftung Warentest hatte nie Angst davor, sich mit ihrem Gutachten Feinde zu machen. Nichtsdestotrotz gab es gestern einige Stimmen, die ein Übermaß an deutschem Perfektionismus und Panikmache kritisiert haben. Der Vizepräsident und Pressechef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, Wolfgang Niersbach, zeigte sich offen für Verbesserungsvorschläge, aber sprach sich gegen die Verbreitung eines schlechten Image der WM aus. Auch wollte er an die Tatsache erinnern, dass 'viele Länder unsere Einrichtungen beneiden'.

In Italien berichteten die Blätter meist nur kurz nachrichtlich. Im Rundfunk wurde von "schönen Stadien" in Deutschland gesprochen, aber sie seien möglicherweise auch "schön gefährlich", hieß es in einer Sendung.

Kritische Schweizer

In Frankreich und Polen spielte das Thema fast keine Rolle. Die Neue Zürcher Zeitung aus der Schweiz konstatiert dagegen: "Dünn scheint es geworden zu sein, das Nervenkostüm im deutschen WM-OK. Ein Schlagwort jenseits einer Laudatio genügt schon, ein kritischer Einwurf allein reicht aus, um eine massive Welle von Anschuldigungen und Polemiken zu provozieren." Der schweizerische

Blick sieht voraus: "Es wird bestimmt nicht die letzte heiße Diskussion gewesen sein, bis am 9. Juni das Warten auf den WM-Start ein Ende nimmt."

Die skandinavischen Zeitungen berichteten zum Teil in großer Aufmachung, aber ohne Kommentierung über die Vorwürfe der Stiftung Warentest. Der Fußballverband des WM-Teilnehmers Schweden sieht in der massiven Kritik wegen mangelnder Sicherheit in mehreren deutschen Stadien keinen Grund zu Unruhe. "Wir vertrauen zu 100 Prozent auf Behörden wie Polizei und Feuerwehr, die hier die Verantwortung Haben", sagte Verbands-Generalsekretär Sune Hellströmer am Mittwoch. (stl)