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Portraits des Malers Pablo Picasso in London

12. Oktober 2016

Sein Blick fürs Wesentliche war legendär: Mit nur wenigen flüchtigen Strichen konnte der Maler Pablo Picasso einen Menschen, eine Situation portraitieren. 130 Werke des berühmten Spaniers sind jetzt in London zu sehen.

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Bildergalerie Guernica
Bild: AP

In seinen frühen Jahren saß sich Pablo Picasso (1881 -1973) meistens selbst Modell. Ein Blick in den Spiegel genügte. Unter mangelndem Selbstbewusstsein litt der junge spanische Maler sicher nicht, auch wenn er noch zu Beginn seiner Laufbahn kaum Beachtung in der etablierten Kunstwelt fand. Aber das hat sich schnell geändert: er wurde zum meistbeachteten Künstler des 20. Jahrhunderts – ein Genie auf seine Art.

Er war eine Art Wunderkind, lernte früh von seinem Vater, der als Maler und Zeichenlehrer an einer Kunstgewerbeschule unterrichtete, alle möglichen künstlerischen Techniken kennen. Er übersprang eine Klasse und begann schon in der Oberstufe als Schüler ein Studium an der Kunstschule, und ging mit ersten Preisen ausgezeichnet an die berühmte Kunstakademie in Barcelona.

Künstlerleben am Montmartre in Paris

Dort hielt es ihn nicht lange, den talentierten jungen Maler zog es nach Paris, dem Kunstzentrum seiner Zeit. Dort bezog er ein Atelier im Pariser Künstlerviertel Montmartre und lernte schnell viele Künstler, Literaten, Schauspieler und bald auch seinen ersten und langjährigen Galeristen, den Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler kennen, der Picassos Arbeiten sein Leben lang betreute, förderte und später millionenschwer verkaufte.

Von Kahnweiler hat Pablo Picasso zahlreiche Portraits angefertigt, quer durch alle künstlerischen Perioden seines ständig wechselnden Malstils hindurch. In der aktuellen Ausstellung in der Londoner National Portrait Gallery ist eines zu sehen, zusammen mit 130 Werken des Spaniers, der wie ein Besessener sein familiäres und freundschaftliches Umfeld malte: Kinder und Familienmitglieder, seine zahlreichen Geliebten, seine Ehefrauen, quer durch wechselvolle Beziehungszeiten mit ihm.

Picasso war ein Macho und Künstlertyrann

Die flüchtigen Portraitskizzen, erste Entwürfe nur nach ein paar Blicken auf das Modell aufs Papier geworfen, sind inzwischen genauso wichtig für das Gesamtwerk Picassos, wie seine Ölgemälde und Skulpturen. Oft zeigten sich in den kleinen Skizzen auch sein Humor und sein ausgeprägtes Talent zur Karikatur. In der Ausstellung sind sehr schöne Beispiele dafür zu sehen: Übermalungen von farbigen Pin-Up-Fotos aus einem Hollywood-Magazin, Skizzenblätter von Gesichtern.

Geniales Talent: Portraits des Malers Pablo Picasso in London

Picasso war ein Macho und Tyrann zugleich. Er nahm alles um sich herum in Besitz: Menschen, Tiere, Bedienstete, Material, Alltagsgegenstände, alles wurde zu Kunst verarbeitet. Nicht jeder hat das gut überstanden, einige seiner Frauen sind daran zerbrochen. Das Leben seiner ersten Frau, der Tänzerin Olga Chochlowa, endete in Wahnzuständen und einer Krebserkrankung. Dora Maar litt am Ende ihres Lebens an schweren Depressionen. Marie-Thérèse Walter erhängte sich in der Garage in ihrer Villa in Antibes. Und Jaqueline Roque erschoss sich im Oktober 1986.

Nur die Malerin Francoise Gilot setzte Pablo Picasso etwas entgegen

Nur die 40 Jahre jüngere Malerin Francoise Gilot, die der Maler 1943 kennengelernt hatte, verfügte über ausreichend eigenes Selbstbewusstsein, dem Künstlergenie Pablo Picasso etwas entgegen zu setzen. Nach zehn Jahren verließ sie ihn, die erste Frau, die das gewagt hat, und ging mit den beiden gemeinsamen Kindern Claude und Paloma nach Paris. Dort führte sie bis ins hohe Alter ein erfolgreiches Lebens als Malerin. Vor ein paar Jahren machte sie mit ihrer Biografie über ihr Leben mit Picasso Furore: "Eine Katastrophe, aber eine wunderschöne", sagt sie im Nachhinein. Auch sie ist als eines seiner Modelle in der Ausstellung mit Porträts vertreten.

Die aktuelle Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Picasso-Museum in Barcelona entstanden. Das Augenmerk hat Kuratorin Elizabeth Cowling auf Picassos ausgeprägtes Talent für das Karikierende und das Wesentliche eines Gesichts oder einer Körperhaltung gelegt. Zu sehen sind auch zahlreiche Selbstporträts des Malers. In der Anfangszeit sitzen ihm für seine Gemälde hauptsächlich männliche Bekannte und Freunde Modell. Erst, als er sich 1904 in Paris niederließ, wandte er sich den Frauen zu und es entstanden wegweisende Porträts und Gemälde wie "Les Démoiselles d'Avignon".

Bis zum 5. Februar 2017 dauert die Ausstellung "Picasso Portraits" in London, danach zieht sie weiter nach Barcelona ins Museo Picasso.